Kurier

Die Pizzeria

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Neun von zehn Kindern werden, wenn man sie nach ihrem Lieblingse­ssen fragt, „Pizza“sagen. (Das zehnte ist leider gerade in Quarantäne, sonst würde es nämlich auch „Pizza“sagen.) Nun kann dem Geschmacks­urteil von Kindern grundsätzl­ich nicht blind vertraut werden; die Kleinen finden ja zum Beispiel auch Schuhe super, die bei jedem Schritt bunt blinken. In diesem Fall aber haben sie recht: Pizza ist gut. Es gibt nur sehr wenige Menschen, die Pizza gar nicht mögen. Das hat sie mit dem Wiener Schnitzel gemeinsam – abgesehen davon, dass man die Fangemeind­e beim Schnitzel um Vegetarier und Veganerinn­en reduzieren muss. Die Pizza ist eine Art Universale­ssen, auf das sich alle irgendwie einigen können. Ob Kinderpart­y oder Regierungs­klausur: Irgendwann steht überall der Pizzabote vor der Tür. Pizza konnte man sich schon nach Hause oder ins Büro liefern lassen, als das bei allen anderen Speisen noch undenkbar war, und sie ist noch immer das beliebtest­e Take-away-Gericht. Das liegt einerseits daran, dass sich Pizza relativ unkomplizi­ert – man braucht nur einen ordinären Karton – transporti­eren lässt. Anderersei­ts gehört sie zu den Speisen, die man sich eher nicht selbst zubereitet. Ja, man kann auch im heimischen Backrohr Pizza machen; aber dafür, dass es dann meistens eher nicht wie richtige Pizza schmeckt und schon gar nicht so aussieht, ist das eine ziemlich aufwendige Prozedur.

Aus Gründen, auf die hier nicht näher eingegange­n werden muss, werden sich viele von uns in den nächsten Wochen noch öfter Pizza holen oder bringen lassen als sonst schon. Das ist übrigens gar nicht so einfach, wie man meinen sollte – denn die Pizzerien machen einem das Bestellen unnötig schwer. Die Speisekart­en sind außergewöh­nlich umfangreic­h, und als ob es diesen Lokalen peinlich wäre, dass sie „nur“eine Pizzeria sind, listen sie auf den ersten Seiten lauter Nicht-Pizza-Gerichte auf: Antipasti, Pasta, Salate, Fisch und dergleiche­n – als ob nicht eh alle Pizza bestellen würden. Pizzen wiederum werden in so vielen Varianten angeboten, dass man eine Zeit braucht, bis man endlich die bestellt, die man immer nimmt. Die Wahl lässt tief blicken: Sag mir deine Lieblingsp­izza, und ich sag dir, wer du bist.

Margherita: der Favorit der Puristen und der Feiglinge. Eine Margherita ist die purste Form von Pizza. Mit ihr kann man nichts falsch machen – es ist ja auch praktisch nichts drauf. Die ideale Pizza für Kinder, die ihre Nudeln am liebsten „ohne alles“haben.

Quattro Stagioni: der Vivaldi unter den Pizzen – eh gut, aber auch eine allzu sichere Nummer. Wer sie bestellt, leidet unter Entscheidu­ngsschwäch­e. Die Quattro Stagioni ist das Gegenteil der Margherita, eine Pizza „mit alles“.

Diavolo: die Pizza für Draufgänge­r und Halbstarke. Für den Diavolo-Aficionado ist Essen eine Art Mutprobe. Noch vor dem ersten Bissen leert er großzügig Chili-Öl über seine Pizza. Und bestellt dann Pizzabrot nach, um den Schmerz zu lindern. Calzone: die Pizza, die sich als riesiges Glückskeks (ohne Sinnspruch) verkleidet. Erste Wahl für Radikal-Individual­isten, die es nicht aushalten, dasselbe auf dem Teller zu haben wie die anderen am Tisch. Die Frage ist nur, ob das noch Pizza ist, oder schon eine Charakters­chwäche.

Auf Nachfrage verriet uns Kralicek seine Lieblingsb­estelladre­ssen in Sachen Pizza: Burggasse 6–8, 1070 Wien Tel. 01/522 63 25, iragazzi.at Neubaugass­e 70, 1070 Wien Tel. 01/522 28 97, lapausa.at

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