Kurier

Kursfeuerw­erk an den Börsen

Hohe Gewinne. Ein möglicher Impfstoff sowie der Sieg von Joe Biden im Rennen ums US-Präsidente­namt trieben die Kurse von Aktien und Rohöl zu Wochenbegi­nn deutlich nach oben

- VON ROBERT KLEEDORFER

Die Nachricht über einen Durchbruch auf der Suche nach einem Impfstoff gegen Covid-19 wirkte sich auch in der Sekunde positiv auf die weltweiten Finanzmärk­te aus. Die Kurse zogen steil nach oben.

An der Wiener Börse, wo meist vergleichs­weise eher verhalten auf gute Nachrichte­n reagiert wird, kletterte der Leitindex ATX 7,6 Prozent hinauf. Größter Gewinner im Wiener Prime Market war Do&Co, das um gleich 34,43 Prozent hochschoss. Das Cateringun­ternehmen leidet nicht nur unter den Lockdowns, sondern auch unter dem lahmgelegt­en Flugverkeh­r. Apropos: Der Flughafen-Wien-Titel stieg um 14,95 Prozent. Daneben verzeichne­ten die Bankaktien Raiffeisen (plus 13,49 Prozent) und Erste Group (plus 13,71 Prozent) sowie die Ölwerte OMV (plus 11,99 Prozent) und Schoeller-Bleckmann (plus 10,9 Prozent) Kurszuwäch­se im zweistelli­gen Prozentber­eich.

Gewinnerbr­anchen

Ein ähnliches Bild zeichnete sich internatio­nal: Der Frankfurte­r DAX legte um 4,9 Prozent, der Pariser CAC um 7,6 und der Londoner FTSE um 4,7 Prozent zu. Die US-Börsen waren ebenfalls deutlich in der Gewinnzone. Beim Dow Jones etwa waren es plus 2,95 Prozent.

Branchense­itig lagen die von der Krise stark belasteten Werte der Banken- und Ölbranche an der Spitze der Gewinner.

So legten etwa die Papiere der BNP Paribas (plus 18,02 Prozent) und der Banco Santander (plus 17,8 Prozent) jeweils zweistelli­g zu. Aufseiten der Ölwerte stiegen Eni und Total jeweils um mehr als 12 Prozent. Der Ölpreis selbst legte um fast acht Prozent zu. Aktien der Lufthansa verteuerte­n sich um ein Fünftel, die der BritishAir­ways-Mutter IAG um über ein Viertel – beide steuerten auf ihren bislang besten Handelstag

zu. Beim Pharmakonz­ern Pfizer, der den Impfstoff auf den Markt bringen will, lag das Plus bei 8,1 Prozent. Die an der US-Technologi­ebörse Nasdaq gelisteten Papiere des Pfizer-Partners BioNTech sprangen um 13,6 Prozent nach oben.

Die Aussicht auf Konzerte und andere Großverans­taltungen ließ die Papiere des Veranstalt­ers und Ticketverm­arkters CTS Eventim um ein Viertel nach oben schnellen.

In den USA erreichten die Papiere des Kinobetrei­bers AMC ein Kursplus von über 50 Prozent.

Warnung

„Es herrscht enormer Optimismus“, sagt Neil Wilson, Chef-Analyst des Online-Brokers Markets.com. Zugleich warnt er aber: „Gesundheit­sexperten werden uns daran erinnern, dass noch ein weiter Weg mit vielen Herausford­erungen vor uns liegt.“

Schon vor der Nachricht über einen Impfstoff waren die Börsianer in Kauflaune. Grund war die Nachricht, dass das Rennen ums Weiße Haus de facto entschiede­n ist. Die chinesisch­en Börsen schlossen auf dem höchsten Stand seit fünfeinhal­b Jahren, der japanische Nikkei (plus 2,1 Prozent) sogar so hoch wie seit 30 Jahren nicht mehr. Grund war weniger die Freude über Bidens Sieg, sondern dass die Unsicherhe­it gewichen ist. Schließlic­h gelten die Demokraten als nicht so kapitalmar­ktfreundli­ch wie Republikan­er. Allerdings wird Gewinner Joe Biden berechenba­rer eingeschät­zt als Donald Trump. Fraglich jedoch, ob die Euphorie in den USA anhält, sollten die Demokraten die Mehrheit im Senat erlangen. Dadurch könnten sie leichter ihre Pläne, wie etwa Steuererhö­hungen für Unternehme­n und Besserverd­iener, durchsetze­n.

Verlierer

Aber auch in dieser Situation gibt es Verlierer. Abwärts ging es für Aktien, die von CoronaEins­chränkunge­n profitiere­n. Die Papiere des Lieferdien­stes Delivery Hero gaben über 8 Prozent nach, die des Kochboxen-Anbieters Hellofresh 12,4 Prozent. „Was wir an den Börsen jetzt sehen, sind umfangreic­he Umschichtu­ngen raus aus Tech-Aktien und rein in Aktien der Old Economy“, sagt Jochen Stanzl, ChefMarkta­nalyst beim Brokerhaus AxiTrader.

Auf der Verlierers­eite waren auch sichere Häfen. Dazu zählen Staatsanle­ihen sowie Gold. Die Anleihenku­rse fielen deutlich, Gold fiel um knapp fünf Prozent, nachdem es am Vormittag infolge eines schwächere­n US-Dollar noch auf den höchsten Stand seit September geklettert war. Da Gold auf dem Weltmarkt in Dollar gehandelt wird, macht eine Kursschwäc­he der amerikanis­chen Währung das Edelmetall in Ländern außerhalb des Dollar-Raums günstiger. Dies stärkt die Nachfrage und stützt den Goldpreis.

 ??  ?? Der Pharmaries­e Pfizer sorgte dafür, dass es zu Wochenbegi­nn an den meisten Börsen mit den Kursen steil nach oben ging
Der Pharmaries­e Pfizer sorgte dafür, dass es zu Wochenbegi­nn an den meisten Börsen mit den Kursen steil nach oben ging
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria