Dm-Chef warnt vor „künstlicher Stützung der Schwachen“
Harald Bauer fürchtet politischen Eingriff in den Wettbewerb
Jeden zweiten Drogeriemarktartikel, vom Shampoo bis zum Waschmittel, kaufen die Österreicher im Drogeriemarkt ein, schätzt Harald Bauer, Geschäftsführer von dm-Österreich. Sein Unternehmen sei also Systemerhalter. Ob es auch im Lockdown floriert, ist eine andere Frage. Bauer: „Während der Lebensmitteleinzelhandel ein Umsatzplus hatte, hatten wir zum Teil Einbrüche von einem Viertel.“
Um etwas Positives zu Homeoffice, Lockdown und gestrichenen Festen zu sagen: Der Verkauf von Putzmitteln floriert, bestätigt Bauer. Wer mehr Zeit daheim verbringt, putzt offenbar öfter die Wohnung.
Dennoch ist die Drogeriemarktkette dm im abgelaufenen Geschäftsjahr mit einem Umsatzplus von 1,6 Prozent auf 980 Millionen Euro in Österreich weniger stark gewachsen als zuvor. Grund dafür ist einmal mehr der Trend, mehr Zeit daheim zu verbringen. Für den Verkauf von dekorativer Kosmetik ist das Gift, wie auch für das Geschäft der Friseur- und Kosmetikstudios.
Zudem erledigen viele Konsumenten neuerdings ihre Einkäufe am liebsten ohne Umwege – und nehmen das Shampoo gleich im Supermarkt mit.
Leere Innenstädte
Einkaufsstraßen wie Shoppingcenter leiden unter Frequenzrückgängen. „Es wird in Innenstädten nicht reichen, darauf zu warten, dass die Kunden nach der Pandemie zurückkommen. Es braucht neue Konzepte“, sagt Bauer, der aber an seine eigenen Innenstadtlagen glaubt. Sein Kalkül: Geben weitere Konkurrenten in der Stadt auf, bleibt ihm letztlich sogar mehr Geschäft.
An die Politik appelliert Bauer, faire Bedingungen bei den Covid-Förderungen zu schaffen. „Es kann nicht sein, dass nur jene Unterstützung erhalten, die es aus eigener Kraft nicht schaffen, Kunden zu bekommen und die erfolgreichen Betriebe überhaupt keine Unterstützung erhalten. Das würde zu einer künstlichen Stützung der Schwachen führen.“Und damit zu einem unzulässigen „Eingriff in den Wettbewerb“, so sein Credo.
Online-Bestellungen. Die Geschäfte schließen nun bereits um 19 Uhr und immer mehr Konsumenten haben offenbar immer weniger Lust, überhaupt selbst einkaufen zu gehen. Diesen Schluss legen auch die steigenden Online-Bestellungen nahe. Auch im Lebensmittelhandel. „Wir sehen seit Oktober einen Anstieg der Lieferungen im OnlineHandel auf das sehr hohe Niveau von Mitte März 2020 zur Zeit der ersten Ausgangsbeschränkung“, sagt Rewe-Chef Marcel Haraszti. Die Verkürzung der Öffnungszeiten verschärfe – speziell in Ballungsräumen wie Wien – das Problem, Lebensmittel zeitnah auszuliefern. „Daher plädieren wir für eine Verlängerung des Lieferzeitfensters am Samstag von 18 auf 22 Uhr“, sagt Haraszti. Unter der Woche ist die Auslieferung von 6 bis 22 Uhr möglich.
„Wir schließen uns der Forderung an“, sagte eine Sprecherin von Spar gegenüber der APA. Der Salzburger Lebensmittelhändler liefert in den Ballungsräumen Wien und Salzburg. „Die Nachfrage ist derzeit so hoch, dass wir das gut gebrauchen können und gerne länger ausliefern würden.“
Haushaltshelfer. Die Nachfrage nach mehr oder weniger nützlichen Elektrogeräten für den Haushalt ist im laufenden Jahr unverändert stark. Das Elektrokleingeräte Forum, ein Zusammenschluss von Markenherstellern, führt das auf den so genannten „Homing“-Trend zurück. Das bedeutet, dass Menschen, die im Zuge der Corona-Pandemie mehr Zeit zu Hause verbringen, mehr Geld in ihren Haushalt investieren.
So stieg der Absatz von Küchenmaschinen im Jahresvergleich um 47 Prozent, der von Kaffeevollautomaten hat um 12 Prozent zugenommen. Die Corona-Pandemie beflügelt aber auch den Verkauf von modernen Luftreinigern und Reinigungsgeräten wie zum Beispiel Saugrobotern.
Zu beobachten ist laut Branchenvertretern auch, dass Konsumenten Elektrokleingeräte nicht mehr ausschließlich wegen des praktischen Nutzens kaufen. Sie seien heute auch LifestyleProdukte, die der Unterhaltung dienen. Die heimischen Händler haben laut Forum trotz des wachsenden Trends zum OnlineShopping von dieser Entwicklung profitiert.