Das zweite Leben der E-Auto-Batterien
Nach dem Einsatz im Elektroauto können Akkus noch zehn Jahre lang wertvolle Dienste leisten
Eine Elektroautobatterie hält üblicherweise 10 bis 15 Jahre, bis sie für den Gebrauch im Fahrzeug ausgedient hat. Die Speicherfähigkeit hat bis dahin so weit abgenommen, dass nur noch rund 80 Prozent der ursprünglichen Reichweite erreicht werden. Dann muss entweder der Akku getauscht werden, oder der Hersteller nimmt das Fahrzeug zurück. Der Akku hat dann jedoch ein zweites Leben vor sich. Die Speicherkapazität ist immer noch gut genug, um an anderer Stelle verwendet zu werden.
Möglichst lange
„In die Herstellung der Batterien fließen viel Energie und viele Rohstoffe. Man muss deshalb schauen, dass man sie möglichst lange nutzt“, sagt Andreas Petz, Leiter des Masterstudiengangs Green Mobility an der FH Campus Wien. Wie Erfahrungen gezeigt haben, sind üblicherweise noch 10 weitere Jahre Einsatzdauer drin. Da es gebrauchte Elektroauto-Akkus noch gar nicht so lange gibt, entstanden erst vor rund fünf Jahren die ersten großen „Second Life“-Projekte, erzählt Petz. Die meisten Autohersteller haben Projekte mit stationären Energiespeichern initiiert. Es gibt auch andere Anwendungsgebiete, etwa in Elektrobooten, als Heimspeicher für Privathaushalte oder als Puffer für Schnellladestationen.
Riesenspeicher
Wie E-Auto-Batterien als stationäre Speicher reüssieren können, zeigt sich auch am
Beispiel von Porto Santo. Autohersteller Renault hat dort alte E-Auto-Batterien eingesetzt, um Strom aus Solarund Windkraft zu speichern und bei Nacht die Haushalte der 5.500 Einwohner der portugiesischen Atlantikinsel zu versorgen – zumindest soweit dies ohne Zuschaltung von Dieselgeneratoren möglich ist.
Auf dem Festland dienen stationäre Speicher oft dazu, Lastspitzen im Stromnetz abzufangen und so die Frequenz des Netzes stabil zu halten. „Man schafft einen Ausgleich von Angebot und Nachfrage. Das zahlt sich aber klarerweise erst bei mehreren Megawattstunden Kapazität aus“, sagt Petz. Tausende E-AutoBatterien werden dann zusammengeschaltet. Solche Riesenspeicher gibt es heute etwa an mehreren Standorten in Frankreich und Großbritannien (Renault-Projekte), im Stadion des Fußballvereins Ajax Amsterdam (Nissan), im Hamburger Hafen (BMW) oder – besonders symbolträchtig – in einem ehemaligen Kohlekraftwerk in Deutschland (Daimler).
Vor Gebrauch laden
In den meisten Fällen kommen dabei nicht nur alte EAuto-Akkus zum Einsatz, sondern auch nagelneue. Die können nämlich vor Gebrauch nicht einfach in einem Regal gelagert werden, sie müssen konstant schonend be- und entladen werden. Genau das passiert in den Großspeichern. Dort können einzelne Module auch leicht entnommen und ersetzt werden.
Für die Betreiber zahlen sich stationäre Stromspeicher aus, weil sie für ihre Netzdienstleistungen Geld bekommen. Netzbetreiber ersparen sich den Bau zusätzlicher Kraftwerke, Kunden müssen dafür nicht die Zeche zahlen – und das Klima freut sich über weniger CO2Emissionen als durch Stromerzeugung aus fossilen Quellen.