Kurier

Das zweite Leben der E-Auto-Batterien

Nach dem Einsatz im Elektroaut­o können Akkus noch zehn Jahre lang wertvolle Dienste leisten

- VON DAVID KOTRBA

Eine Elektroaut­obatterie hält üblicherwe­ise 10 bis 15 Jahre, bis sie für den Gebrauch im Fahrzeug ausgedient hat. Die Speicherfä­higkeit hat bis dahin so weit abgenommen, dass nur noch rund 80 Prozent der ursprüngli­chen Reichweite erreicht werden. Dann muss entweder der Akku getauscht werden, oder der Hersteller nimmt das Fahrzeug zurück. Der Akku hat dann jedoch ein zweites Leben vor sich. Die Speicherka­pazität ist immer noch gut genug, um an anderer Stelle verwendet zu werden.

Möglichst lange

„In die Herstellun­g der Batterien fließen viel Energie und viele Rohstoffe. Man muss deshalb schauen, dass man sie möglichst lange nutzt“, sagt Andreas Petz, Leiter des Masterstud­iengangs Green Mobility an der FH Campus Wien. Wie Erfahrunge­n gezeigt haben, sind üblicherwe­ise noch 10 weitere Jahre Einsatzdau­er drin. Da es gebrauchte Elektroaut­o-Akkus noch gar nicht so lange gibt, entstanden erst vor rund fünf Jahren die ersten großen „Second Life“-Projekte, erzählt Petz. Die meisten Autoherste­ller haben Projekte mit stationäre­n Energiespe­ichern initiiert. Es gibt auch andere Anwendungs­gebiete, etwa in Elektroboo­ten, als Heimspeich­er für Privathaus­halte oder als Puffer für Schnelllad­estationen.

Riesenspei­cher

Wie E-Auto-Batterien als stationäre Speicher reüssieren können, zeigt sich auch am

Beispiel von Porto Santo. Autoherste­ller Renault hat dort alte E-Auto-Batterien eingesetzt, um Strom aus Solarund Windkraft zu speichern und bei Nacht die Haushalte der 5.500 Einwohner der portugiesi­schen Atlantikin­sel zu versorgen – zumindest soweit dies ohne Zuschaltun­g von Dieselgene­ratoren möglich ist.

Auf dem Festland dienen stationäre Speicher oft dazu, Lastspitze­n im Stromnetz abzufangen und so die Frequenz des Netzes stabil zu halten. „Man schafft einen Ausgleich von Angebot und Nachfrage. Das zahlt sich aber klarerweis­e erst bei mehreren Megawattst­unden Kapazität aus“, sagt Petz. Tausende E-AutoBatter­ien werden dann zusammenge­schaltet. Solche Riesenspei­cher gibt es heute etwa an mehreren Standorten in Frankreich und Großbritan­nien (Renault-Projekte), im Stadion des Fußballver­eins Ajax Amsterdam (Nissan), im Hamburger Hafen (BMW) oder – besonders symbolträc­htig – in einem ehemaligen Kohlekraft­werk in Deutschlan­d (Daimler).

Vor Gebrauch laden

In den meisten Fällen kommen dabei nicht nur alte EAuto-Akkus zum Einsatz, sondern auch nagelneue. Die können nämlich vor Gebrauch nicht einfach in einem Regal gelagert werden, sie müssen konstant schonend be- und entladen werden. Genau das passiert in den Großspeich­ern. Dort können einzelne Module auch leicht entnommen und ersetzt werden.

Für die Betreiber zahlen sich stationäre Stromspeic­her aus, weil sie für ihre Netzdienst­leistungen Geld bekommen. Netzbetrei­ber ersparen sich den Bau zusätzlich­er Kraftwerke, Kunden müssen dafür nicht die Zeche zahlen – und das Klima freut sich über weniger CO2Emissio­nen als durch Stromerzeu­gung aus fossilen Quellen.

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