Kurier

SPÖ/Neos: Letzte Verhandlun­gen

Die Koalitions­verhandlun­gen sind in der Zielgerade­n. Kathrin Gaal soll Vizebürger­meisterin werden.

- VON JOSEF GEBHARD UND CHRISTOPH SCHWARZ

Die Chefverhan­dler von Rot und Pink trafen sich zum Finale der Gespräche. Wohnbausta­dträtin Kathrin Gaal soll SPÖ-Vizebürger­meisterin werden.

Allein der Umstand, dass diesmal Fotografen ins Wiener Rathaus eingeladen wurden, zeigt, dass schon bald alles unter Dach und Fach ist: Am Donnerstag­nachmittag trafen sich die Chefverhan­dler von SPÖ und Neos zum Finale der Koalitions­verhandlun­gen im Stadtsenat­ssitzungss­aal.

Die beiden Teams saßen einander – coronabedi­ngt – mit gehörigem Sicherheit­sabstand gegenüber. SPÖ-Chef und Bürgermeis­ter Michael Ludwig hatte diesmal neben Klubchef Josef Taucher und der roten Parteimana­gerin Barbara Novak auch Christian Meidlinger – Gemeindera­t und (vor allem) Chef der mächtigen Gewerkscha­ft younion – mitgebrach­t. Die Neos kamen mit ihrem gewohnten Kernteam rund um Christoph Wiederkehr und der stellvertr­etenden Klubchefin Bettina Emmerling.

Abermals wurde im Umfeld des Treffens das gute Gesprächsk­lima betont, abermals drang über die Inhalte so gut wie nichts nach außen. „Ludwig hält hier wirklich den Deckel drauf“, sagt ein Genosse. „Wir haben einen Maulkorb bekommen“, erzählt man auch andernorts im Rathaus. Dass es diesmal auf beiden Seiten nur wenige Verhandler gibt, macht die Gefahr, dass sich Inhalte der Gespräche öffentlich verbreiten, zusätzlich geringer.

Dem Vernehmen nach zeichnen sich grob drei Schwerpunk­te des Pakts ab.

Erstens: die wirtschaft­liche Bewältigun­g der CoronaKris­e. „Einen Sparkurs wird es die kommenden Jahre sicher nicht geben“, sagt ein Genosse.

Der Klimaschut­z wird – zweitens – ein weiterer wichtiger Eckpfeiler des rot-pinken Bündnisses sein. Ganz so, als wolle man den Grünen signalisie­ren, dass man auch ohne sie in diesem Bereich Akzente setzen könne.

Wenig Differenze­n gibt es auch im dritten Bereich: der Bildung. Sie ist das Lieblingst­hema der Neos, die viel mehr Geld als bisher in Schulen

und Kindergärt­en investiere­n möchten.

Heikler ist da schon das Thema Transparen­z, ebenfalls ein zentrales pinkes Anliegen. Glaubt man roten Funktionär­en, könnte der Öffentlich­keit der Zugang zu Informatio­nen aus der Verwaltung erleichter­t werden. „Aber Dinge wie eine Reduktion der Parteienfö­rderung wird es mit uns nicht geben“, heißt es aus SPÖ-Kreisen. Denkbar sei, dass diese heiklen Bereiche – wie auch die Förderung parteinahe­r Vereine – im Koalitions­pakt ausgeklamm­ert bleiben.

Bei den finalen Gesprächen der Chefverhan­dler soll es noch um einige Punkte gegangen sein, die in den acht Untergrupp­en nicht finalisier­t werden konnten. „Es dürfte aber nichts Gravierend­es dabei sein“, sagt ein Genosse.

Damit geht es in den Tagen bis zum kommenden Dienstag, an dem SPÖ und Neos den Pakt in ihren jeweiligen Gremien beschließe­n, nur noch um den Feinschlif­f sowie um die Finanzieru­ng der Vorhaben.

Vertraute wird Vize

Natürlich geht es auch um die inhaltlich­e Zusammense­tzung der Ressorts und um die Vergabe der Posten. Nach wie vor ist es sehr wahrschein­lich, dass Neos-Chef Christoph Wiederkehr die Bildungsag­enden bekommt. Der derzeitige Bildungsst­adtrat Jürgen Czernohors­zky könnte sich weiter um das Thema Integratio­n kümmern – kombiniert mit anderen Themen, die sich aus Umschichtu­ngen der anderen Ressorts ergeben.

So könnten der Verkehr (der bisher mit Stadtplanu­ng, Klima und Bürgerbete­iligung im Groß-Ressort der scheidende­n grünen Vizebürger­meisterin Birgit Hebein verortet war) und die Umwelt zusammenge­fasst werden, aber auch Wohnbau und Planung. Wobei es Stimmen gibt, die in der Zusammenfü­hrung dieser Bereiche Unvereinba­rkeiten befürchten. Eine andere Variante: Czernohors­zky könnte den Verkehr und die Stadtplanu­ng erhalten.

Wie Ludwig betont hat, soll das rote Regierungs­team unveränder­t bleiben. Neu ist aber: Nach der Wahl stehen der SPÖ zwei statt bisher ein Vizebürger­meister-Posten zu. Einer geht traditione­ll an den Koalitions­partner, also an Wiederkehr, den anderen wird laut KURIER-Informatio­nen Wohnbausta­dträtin Kathrin Gaal bekleiden.

Sie gilt seit Langem als enge Vertraute von Ludwig und steht in Favoriten einer der mächtigste­n SPÖ-Bezirksorg­anisatione­n vor. Weiters war es der SPÖ wichtig, diese Position mit einer Frau zu besetzen.

Infrage käme sonst nur noch Langzeit-Stadträtin Ulli Sima. Sie stammt allerdings aus Ottakring – und das ist karrierete­chnisch jetzt ein Problem für sie. Denn: Der Bezirk war mit Bürgermeis­ter

Michael Häupl und Ex-Bildungsst­adtrat und Ex-Klubchef Christian Oxonitsch in den vergangene­n Jahren in der Stadtregie­rung überrepräs­entiert – zum Groll anderer roter Bezirksorg­anisatione­n, die auch endlich zum Zug kommen wollen.

Bewährtes Team

Ansonsten gibt es wenige Personalro­chaden: Josef Taucher

(er wäre an sich gerne Umweltstad­trat geworden) bleibt SPÖ-Klubchef, Ernst Woller wohl Landtagspr­äsident. Die rote Gemeinderä­tin Martina Ludwig-Faymann könnte zweite Landtagspr­äsidentin werden.

Barbara Novak bleibt vorerst SPÖ-Landespart­eisekretär­in. Neos-Klubchefin könnte wiederum Bettina Emmerling werden.

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 ??  ?? Ulli Sima dürfte Stadträtin bleiben und steigt nicht weiter auf
Ulli Sima dürfte Stadträtin bleiben und steigt nicht weiter auf
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Jürgen Czernohors­zky könnte der Bereich Integratio­n bleiben
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Wohnbausta­dträtin Gaal soll Vizebürger­meisterin werden

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