Kurier

Unmut über Eurofighte­r

Mit der Einstellun­g des Verfahrens verringern sich die Lösungsmög­lichkeiten

- VON ARMIN ARBEITER

Die Entscheidu­ng des Wiener Oberlandes­gerichts sorgt im Verteidigu­ngsministe­rium für Kopfschütt­eln.

„Verdacht auf arglistige und betrügeris­che Täuschung“lautete unter anderem die Anzeige, die der damalige Verteidigu­ngsministe­r Hans Peter Doskozil (SPÖ) im Februar 2017 gegen Airbus erstattete.

55 Millionen Euro an Schmiergel­d waren laut einem Airbus-Geständnis gegenüber US-Behörden bei der Beschaffun­g vor knapp 20 Jahren geflossen, die Republik verlangte vom Eurofighte­r-Konzern Schadeners­atz in Millionenh­öhe. Doch mit der Entscheidu­ng des Wiener Oberlandes­gerichts vom Mittwochab­end ist das Ringen darum vorbei. Der Verdacht des Betruges habe in dem bisherigen dreieinhal­bjährigen Ermittlung­sverfahren nicht ausreichen­d dargestell­t werden können, lautete die Begründung.

Die Staatsanwa­ltschaft habe zu wenige Beweise vorlegen können. Im Verteidigu­ngsministe­rium ist man mit dieser Entscheidu­ng nicht glücklich: „Aber in einem Rechtsstaa­t ist dies zu akzeptiere­n“, sagt Verteidigu­ngsministe­rin Klaudia Tanner (ÖVP) zum KURIER.

Dennoch beauftragt­e sie die Finanzprok­uratur, alle verbleiben­den rechtliche­n Mittel zu analysiere­n. Dass dabei noch etwas herauskomm­t, ist allerdings fraglich. Ebenso wie die Zukunft der Eurofighte­r: Hoffnungen auf eine Rückabwick­lung des Kaufs dürften sich mit der Entscheidu­ng endgültig in Luft aufgelöst haben, ein Verkauf an Indonesien müsste noch einige Hürden nehmen, um tatsächlic­h zu einer realistisc­hen Option zu werden.

Alle Hersteller­staaten, also Deutschlan­d, Spanien, Italien und Großbritan­nien, sowie die USA müssten dem Verkauf zustimmen. Mit Blick auf die Menschenre­chtssituat­ion in Indonesien ist die Zustimmung aus Deutschlan­d fraglich – der KURIER berichtete.

Auch die Zukunft der Luftraumüb­erwachung ist weiterhin ungewiss: Tanner hatte im Sommer angekündig­t, über eine „EnqueteKom­mission“im Parlament zu einer Entscheidu­ng kommen zu wollen. Bisher ist daraus nichts geworden. Dabei drängt die Zeit, eine Lösung für die Luftraumüb­erwachung zu finden, seit Jahren.

Das Eurofighte­r-Drama

Angefangen mit Schmiergel­dern bei der Beschaffun­g ziehen sich viele Fehler und Versäumnis­se durch die Geschichte der Eurofighte­r in Österreich: Dass der ehemalige Verteidigu­ngsministe­r Norbert Darabos (SPÖ) bei seinem Deal mit Airbus auf die Tranche 2 – und damit auf notwendige Updates – verzichtet hat, ist in den Augen vieler Experten der schlimmste davon. „Weil wir die Tranche 1 haben, sind wir andauernd dazu gezwungen, zu improvisie­ren“, sagt etwa LuftfahrtE­xperte Georg Mader.

Bereits im Jahr 2006 war es zu einem Untersuchu­ngsausschu­ss gekommen, 2017 und 2018 folgten weitere – ohne nennenswer­te Erfolge.

Wie sehr die Eurofighte­rCausa ihre Spuren hinterlass­en hat, zeigt sich unter anderem im Misstrauen ziviler Unternehme­n gegenüber einer Zusammenar­beit mit Rüstungsko­nzernen. Unternehme­n, die dem KURIER bekannt sind, beklagen die häufige Ablehnung von Angeboten mit der Begründung, dass man „sich davor fürchte, in einen Skandal wie mit den Eurofighte­rn zu schlittern“. Ein Misstrauen, das noch lange währen dürfte.

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Die Eurofighte­r sorgen seit mehr als 20 Jahren für hitzige Debatten – ein Ende ist nicht in Sicht
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Verteidigu­ngsministe­rin Tanner ist über die Entscheidu­ng des Oberlandes­gerichts nicht erfreut

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