Kurier

Wer hat Petra Rothmayer getötet?

Der mysteriöse Fall ist seit 1996 ungeklärt – Wichtiges Beweismitt­el wurde weggeworfe­n

- VON GERHARD LUKESCH

„Petra und ihr Schicksal dürfen einfach nicht vergessen werden. Bitte kümmere dich darum“, sagte Claudia Berger, eine ihrer ehemals besten Freundinne­n zum Autor, bevor sie selbst am 18. Februar 2017 im Alter von 47 Jahren an einer Krebserkra­nkung starb. Claudia war seit ihrer Jugend mit Petra Rothmayer befreundet. Claudia hat den 17. November 1996 nie vergessen. An diesem Tag verschwand Petra Rothmayer gegen 1.30 Uhr im Bereich ihrer Wohnung in der Gabesstraß­e 57 in Linz-Auwiesen spurlos.

Streitigke­iten

Stunden zuvor hatte es zwischen ihr und einem 31-Jährigen, mit dem Petra seit 1985 immer wieder kurze Beziehunge­n hatte, Auseinande­rsetzungen im und vor dem Lokal „La Linea“in der Denkstraße 24 gegeben. Sie hatten es am Abend des 16. 11. 1996 gemeinsam besucht und in Richtung Wohnung verlassen. Diese liegt fünf Gehminuten vom Ausflussbe­cken des Kraftwerke­s Linz-Kleinmünch­en an der Traun entfernt. „Dort hat sich Petra gerne aufgehalte­n, wenn sie nachdenken und sich entspannen wollte“, sagte ihre Mutter Isabell.

In den folgenden Tagen blieben private Suchaktion­en erfolglos. Am 9. Dezember 1996 wurde ihre Leiche in der Traun, nur wenige hundert Meter von der Einmündung in die Donau in Ebelsberg, entdeckt. Die Obduktion ergab neben der Todesursac­he Ertrinken auch zahlreiche Verletzung­en: Vier bis zu 18 Zentimeter lange Schnittwun­den innen und außen an den Oberarmen – durch den Pullover – und vier Blutergüss­e an Kopf und Hals. Fakten, die klar gegen einen Suizid oder Treibverle­tzungen sprechen. Zunächst ging der Obduzent der Gerichtsme­dizin Linz von Fremdversc­hulden aus, revidierte dann seine Meinung. Der Tatort konnte nie gefunden werden, die gerichtlic­he Voruntersu­chung gegen den 31-Jährigen wurde 1998 von der Linzer Justiz eingestell­t. Vor allem deshalb, weil vier Zeugen Petra sieben bis elf Tage nach ihrem Verschwind­en noch lebend in Linz gesehen haben wollen.

Keine Klärung möglich

Zahlreiche objektive Fakten, die Polizei und Gerichtsme­dizin festgestel­lt haben, sprechen aber dagegen, dass Petra Rothmayer noch so lange gelebt haben kann. Unfassbar ist, dass der sichergest­ellte Mageninhal­t der Toten, mit dem der Todeszeitp­unkt bestimmt hätte werden können, von der Gerichtsme­dizin Salzburg längst weggeworfe­n worden war.

Damit war die Chance auf Klärung des Falles vorbei.

Dass manche Fragen zum Tod nicht gelöst werden konnten, lag neben Ermittlung­sfehlern der Kripo und Pannen bei der Justiz auch daran, dass zwei wichtige Menschen im Leben von Petra bereits vor ihr verstorben sind. Das erste Todesopfer war Martina Braun (22). Sie wuchs wie Petra in der Dürerstraß­e in Linz auf und war von 1980 bis 1991 gemeinsam mit Claudia Berger die ehemals beste Freundin von Petra. Martina Braun kam am 5. September 1991 bei einem Verkehrsun­fall in

Friensdorf (Bezirk Freistadt) ums Leben.

Der zweite wichtige Zeuge wäre Harald S. gewesen. Er war von Juli 1988 bis Juli 1992 der Lebenspart­ner von Petra Rothmayer. Und dennoch verließ Petra ihn im Februar 1989 für drei Monate, um mit jenem Mann unterwegs zu sein, der 1996 im Verdacht stand, mit ihrem gewaltsame­n Tod etwas zu tun zu haben. Genau diese drei Monate wären für die Ermittler interessan­t gewesen. Doch Harald S. starb mit 24 Jahren am 21. Oktober 1992 in einem Hotelzimme­r in Amsterdam.

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Die Mutter am Grab ihrer Tochter. Petra Rothmayer (re.) wurde nur 27 Jahre alt
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 ??  ?? Das Lokal, in dem Petra kurz vor ihrem Tod zu Gast war
Das Lokal, in dem Petra kurz vor ihrem Tod zu Gast war
 ??  ?? Die Feuerwehr rekonstrui­erte den Sturz ins Wasser
Die Feuerwehr rekonstrui­erte den Sturz ins Wasser

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