Der Mann, der sich ans Bett der Queen setzte
Nächtlicher Einbrecher im Buckingham Palace Geschichten mit Geschichte
In der neuen Staffel der Netflix-Serie „The Crown“wird eine Szene gezeigt, in der ein Mann ins Schlafzimmer der Queen im Buckingham Palace steigt. Freunde royaler Geschichten erinnern sich an den Skandal, den der Eindringling auslöste. Wie war das damals wirklich und was ist aus dem Mann geworden?
Man schrieb den Morgen des 9. Juli 1982, die Königin schlief noch, als sie von der Stimme eines Fremden überrascht wurde. Sie glaubte ihren Augen nicht zu trauen, denn der Mann stand neben ihrem Bett und versuchte mit ihr ins Gespräch zu kommen.
Defekter Alarmknopf
Michael Fagan, so hieß der damals 33-jährige Maler und Dekorateur aus London, war kurz davor von seiner Frau verlassen worden, wodurch er auch den Kontakt zu seinen vier Kindern verloren hatte. Darüber und dass er gerade keinen Job hatte, wollte er mit der höchsten Repräsentantin des Königreichs plaudern.
Die Queen erkannte die Gefahr und drückte unbemerkt einen unter ihrem Bett versteckten Alarmknopf, der die Palastwache verständigen sollte. Doch die Klingel war, wie sich herausstellte, defekt. So blieb Elizabeth II. nichts anderes übrig, als sich mit dem Mann niederzusetzen und 10 Minuten über seine psychischen Probleme zu sprechen.
Glücklicherweise war der Eindringling ein harmloser Zeitgenosse, der der Queen weder Gewalt antun, noch etwas stehlen wollte.
Später wurde rekonstruiert, wie er in die Privatgemächer der Majestät gelangen konnte: Fagan war bereits einmal nachts in den Palast eingedrungen, doch hielt sich die Queen damals in einem anderen ihrer Schlösser auf. Beim zweiten Versuch gelangte er unbemerkt über eine Umzäunung in den Vorhof des königlichen Gebäudes, von dem er über eine Regenrinne in den 2. Stock kletterte, von wo aus er über ein offenes Fenster in den Palast steigen konnte.
Die Polizei kommt
Sämtliche Alarmanlagen waren defekt oder nicht aktiviert und ein Dienstmädchen, dem er auf einem Gang begegnete, dachte, Fagan sei ein Mitarbeiter des Hauses. In einem der vielen Räume, die der Mann durchquerte, stand eine Flasche Rotwein, die er austrank. Dabei zerbrach ein Aschenbecher, wodurch er sich eine Schnittwunde zuzog.
Der Wachebeamte, der vor der Tür des Zimmers der Königin stehen sollte, führte gerade deren Hunde aus. So gelangte Fagan mit etwas Glück direkt in das Schlafgemach Elizabeths II., in dem es zu dem Gespräch über seine persönlichen Probleme kam.
Nach zehn Minuten betrat ein Hausmädchen, das das Frühstück brachte, den Raum, in dem Fagan mit der Queen plauderte, und informierte die Polizei, die ihn nun festnahm.
Fagan wurde nur wegen des Diebstahls der Weinflasche angeklagt – und freigesprochen. Heute lebt er als 72-jähriger Pensionist in London. Das Sicherheitssystem im Buckingham Palace wurde nach dem Vorfall erneuert.