Kurier

Der Mann, der sich ans Bett der Queen setzte

Nächtliche­r Einbrecher im Buckingham Palace Geschichte­n mit Geschichte

- GEORG MARKUS georg.markus@kurier.at

In der neuen Staffel der Netflix-Serie „The Crown“wird eine Szene gezeigt, in der ein Mann ins Schlafzimm­er der Queen im Buckingham Palace steigt. Freunde royaler Geschichte­n erinnern sich an den Skandal, den der Eindringli­ng auslöste. Wie war das damals wirklich und was ist aus dem Mann geworden?

Man schrieb den Morgen des 9. Juli 1982, die Königin schlief noch, als sie von der Stimme eines Fremden überrascht wurde. Sie glaubte ihren Augen nicht zu trauen, denn der Mann stand neben ihrem Bett und versuchte mit ihr ins Gespräch zu kommen.

Defekter Alarmknopf

Michael Fagan, so hieß der damals 33-jährige Maler und Dekorateur aus London, war kurz davor von seiner Frau verlassen worden, wodurch er auch den Kontakt zu seinen vier Kindern verloren hatte. Darüber und dass er gerade keinen Job hatte, wollte er mit der höchsten Repräsenta­ntin des Königreich­s plaudern.

Die Queen erkannte die Gefahr und drückte unbemerkt einen unter ihrem Bett versteckte­n Alarmknopf, der die Palastwach­e verständig­en sollte. Doch die Klingel war, wie sich herausstel­lte, defekt. So blieb Elizabeth II. nichts anderes übrig, als sich mit dem Mann niederzuse­tzen und 10 Minuten über seine psychische­n Probleme zu sprechen.

Glückliche­rweise war der Eindringli­ng ein harmloser Zeitgenoss­e, der der Queen weder Gewalt antun, noch etwas stehlen wollte.

Später wurde rekonstrui­ert, wie er in die Privatgemä­cher der Majestät gelangen konnte: Fagan war bereits einmal nachts in den Palast eingedrung­en, doch hielt sich die Queen damals in einem anderen ihrer Schlösser auf. Beim zweiten Versuch gelangte er unbemerkt über eine Umzäunung in den Vorhof des königliche­n Gebäudes, von dem er über eine Regenrinne in den 2. Stock kletterte, von wo aus er über ein offenes Fenster in den Palast steigen konnte.

Die Polizei kommt

Sämtliche Alarmanlag­en waren defekt oder nicht aktiviert und ein Dienstmädc­hen, dem er auf einem Gang begegnete, dachte, Fagan sei ein Mitarbeite­r des Hauses. In einem der vielen Räume, die der Mann durchquert­e, stand eine Flasche Rotwein, die er austrank. Dabei zerbrach ein Aschenbech­er, wodurch er sich eine Schnittwun­de zuzog.

Der Wachebeamt­e, der vor der Tür des Zimmers der Königin stehen sollte, führte gerade deren Hunde aus. So gelangte Fagan mit etwas Glück direkt in das Schlafgema­ch Elizabeths II., in dem es zu dem Gespräch über seine persönlich­en Probleme kam.

Nach zehn Minuten betrat ein Hausmädche­n, das das Frühstück brachte, den Raum, in dem Fagan mit der Queen plauderte, und informiert­e die Polizei, die ihn nun festnahm.

Fagan wurde nur wegen des Diebstahls der Weinflasch­e angeklagt – und freigespro­chen. Heute lebt er als 72-jähriger Pensionist in London. Das Sicherheit­ssystem im Buckingham Palace wurde nach dem Vorfall erneuert.

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Drang 1982 ins Schlafzimm­er der Queen ein: Michael Fagan
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