EU kann kein generelles Skiurlaub-Verbot anordnen
Hoteliers in Österreich wollen aufsperren
Wintersaison. Die Debatte um ein europaweites Verbot des Skiurlaubs geht in die nächste Runde. Italien hatte selbiges zur Eindämmung der Pandemie vorgeschlagen und damit die Skigebiete in Aufruhr versetzt. In Frankreich ist mittlerweile jedenfalls so gut wie fix, dass die Wintersportorte zumindest bis Ende des Jahres geschlossen bleiben.
Und Bayerns Ministerpräsident Markus Söder spricht sich nun für den Vorschlag aus Rom aus – was ihm unter anderem auch im eigenen Land viel Kritik einbringt. Fix ist dagegen: Die Europäische Kommission kann ein Skifahrverbot nicht verordnen. Sie kann es bestenfalls empfehlen.
Ob es für die anlaufende Skisaison noch Erfolgsaussichten gibt, hängt ganz davon ab, wen man fragt. Gerade im Westen des Landes wirkt die Reisewarnung aus Deutschland seit Wochen wie ein Quasi-Lockdown für die Betriebe. In vielen Häusern reisen traditionell mehr als die Hälfte der Gäste aus Deutschland an. Ein internationaler Gästemix galt lange als Erfolgsrezept, doch jetzt sind Regionen mit hohem Inländeranteil deutlich im Vorteil.
Coronavirus. Kein Urlaub für Skifahrer über Weihnachten und in den Feiertagen? Geht es nach Italiens Premier Giuseppe Conte muss dieser zunächst ausfallen. Ihm schwebt ein grenzüberschreitender, europäischer Pakt vor, wonach Skigebiete frühestens ab 10. Jänner schrittweise öffnen dürfen.
Zuspruch bekommt er vom bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder: „Wenn wir Grenzen offen halten wollen, brauchen wir auch eine klare Übereinkunft, was das Skifahren betrifft“, sagte der CSU-Politiker am Dienstag. Und: „Mir wäre lieber, wir würden ein einheitliches Übereinkommen auf europäischer Ebene haben: keine Skilifte offen – überall, beziehungsweise kein Urlaub – überall.“
Dem schließt sich auch die deutsche Bundesregierung an. Wie aus den gestrigen Beschlüssen zwischen Bund und Ländern hervorgeht, will sie sich in der EU dafür einsetzen, die Skisaison bis 10. Jänner auszusetzen. In dem Papier wird an die Bürger appelliert, „alle nicht zwingend erforderlichen beruflichen und privaten Reisen, insbesondere touristische Reisen auch ins Ausland, u. a. in Hinblick auf die Skisaison“zu unterlassen.
Nur für Frankreichs Wintersportorte ist es wohl schon fix: Kein Skifahren zu Weihnachten und über die Feiertage. „Es scheint unmöglich, eine Wiedereröffnung für die Feierlichkeiten zum Jahresende in Betracht zu ziehen“, kündigte Präsident Emmanuel Macron an. Eine Wiedereröffnung hält er im Jänner für denkbar: vorausgesetzt die Coronalage entwickle sich günstig.
Eine Empfehlung
Dass die EU-Kommission dem Wunsch des italienischen Premiers nachkommt und nun ein europaweites Skifahrverbot verhängt, diese Idee weist der ÖVP-EU-Abgeordnete und EU-Vizeparlamentspräsident Othmar Karas zurück. „Es ist nie so, dass die EU etwas anschafft, sondern Entscheidungen sind immer das Produkt der Zusammenarbeit der Mitgliedsstaaten“, sagt Karas.
Tatsächlich könnte die Kommission empfehlen, die Skiorte vorerst nicht zu öffnen. Doch das würde Österreich vermutlich einfach ignorieren – so wie viele EUStaaten die verschiedensten Empfehlungen Brüssels freundlich nicht zur Kenntnis nehmen. Auch das NichtEU-Mitglied Schweiz hält von einem Skifahrverbot herzlich wenig: „Im Wallis wird über die Festtage Ski gefahren und in Restaurants gegessen, egal was Italien macht. Österreich wird so oder so offen sein“, kündigte CVP-Staatsrat Christophe Darbellay an.
Karas rät indes dazu, mit einer Entscheidung über ein Verbot von Skiurlaub angesichts der Coronalage die Resultate des Lockdowns in Österreich abzuwarten. Mehr Koordination in der EU in Bezug auf Maßnahmen zur Bekämpfung des Coronavirus sieht Karas aber als das „Gebot der Stunde“.