Kurier

Hat die Saison noch Erfolgsaus­sichten?

Corona-Winter. Ob sich das Hochfahren des Hotelbetri­ebs auszahlt, hängt davon ab, wen man fragt. Und davon, woher die Gäste anreisen. Die deutsche Reisewarnu­ng wirkt jedenfalls wie ein Quasi-Lockdown

- VON SIMONE HOEPKE

Die Aussichten für den Winter sind frostig. Lockdown, Reisewarnu­ngen und als Draufgabe noch der Ruf nach einem europaweit­en Verbot von Skiurlaube­n. Das zerrt an den Nerven der Touristike­r. Zahlt es sich diesen Winter überhaupt aus, den Betrieb hochzufahr­en? Die Antwort hängt ganz davon ab, wen man fragt.

Im Grunde gilt folgende Faustregel: Je mehr inländisch­e Gäste, desto leichter ein profitable­s Hochfahren des Betriebs. In Österreich gibt es diesbezügl­ich traditione­ll ein Ost-West-Gefälle. Je weiter westlich das Skigebiet, desto mehr internatio­nale Gäste. Das kann Gregor Hoch nur bestätigen. „Für uns kam schon die deutsche Reisewarnu­ng einem Quasi-Lockdown gleich“, sagt der Hotelier aus Oberlech. Solange Österreich auf der roten Liste des deutschen Robert-Koch-Instituts steht, sehen viele Hoteliers für die Saison schwarz. Gregor Hoch erklärt: „Wenn ich meinen Betrieb aufsperre, brauche ich vom Start weg zumindest 33 bis 35 Mitarbeite­r, egal wie viele Gäste im Haus sind.“

Teilöffnun­g gibt’s nicht

Schließlic­h erwartet sich der Gast eine rund um die Uhr besetzte Rezeption, ein 5-SternMenü zum Abendessen ebenso wie ein geöffnetes Kosmetikst­udio und den Masseur vor Ort. Kurz: Das volle Service. Und das kostet Geld. „Wenn ich nicht zumindest doppelt so viele Gäste wie Mitarbeite­r im Haus habe, geht das nicht“, sagt Hoch, der normalerwe­ise um die 200 Gäste beherbergt – 60 Prozent davon aus Deutschlan­d.

Anders die Situation in Obertauern, wo Walter Veit das Hotel Enzian betreibt. „Wir sperren sobald es geht auf“, stellt Veit klar. Als Wunschdatu­m nennt er den 18. Dezember, also das Wochenende

vor Weihnachte­n. Er setzt auf Stammgäste aus dem eigenen Land, die traditione­ll rund ein Drittel der Buchungen ausmachen. Ein hoher Wert, schließlic­h haben die Österreich­er an den Nächtigung­szahlen im Winterhalb­jahr nur einen Anteil von rund 20 Prozent.

„Sperren wir im Dezember auf, rechnen wir mit einer Auslastung von 30 bis 40 Prozent“, sagt Veit. Das sei zwar nicht genug, um Geld zu verdienen, aber eine Basis, um die Stammbeleg­schaft wieder zu beschäftig­en. Nachsatz: „Und im Jänner und Februar wird die Auslastung hoffentlic­h auch wieder höher sein.“

Unbedingt so schnell wie möglich öffnen will auch Maria Hauser vom Stanglwirt in Going am Wilden Kaiser. „Über 200 Jahre war das Motto des Hauses, dass es keinen Ruhetag gibt. Dann kam der erste Lockdown und wir mussten zusperren“, sagt die Junior-Chefin, deren Haus jetzt wieder geschlosse­n ist. Trotz bester Buchungsla­ge. „An den Wochenende­n im Dezember, zu Weihnachte­n und Silvester sind wir ausgebucht. Auch abseits dieser Hochsaison-Tage liege die Auslastung bei durchschni­ttlich 80 Prozent. „Die Stammgäste halten an den Reservieru­ngen fest. Die paar Stornos, die wir reinbekomm­en haben, sind schon wieder ausgeglich­en“, so Hauser. Aus Infektions­sicht spreche auch nichts dagegen, schließlic­h biete die Hotelanlag­e mit 120 Hektar genügend Platz für maximal 350 Gäste.

Weniger rosig schaut die Buchungsla­ge in St. Johann im Pongau aus. Petra NockerSchw­arzenbache­r vom Brückenwir­t schaut ins Reservieru­ngssystem ihres Hotels und stellt fest: „Weihnachte­n haben wir exakt Null Gäste, zu Silvester nur noch 35 statt der ursprüngli­chen 120.“Aufsperren will sie den Familienbe­trieb trotzdem, schon allein wegen des Restaurant­s. Dieses besuchen traditione­ll nicht nur Touristen, sondern auch viele Einheimisc­he.

 ??  ?? Auch wenn der italienisc­he Ruf nach einem Verbot vom Winterurla­ub ungehört verhallt, wird es heuer auf den Pisten viel Platz geben
Auch wenn der italienisc­he Ruf nach einem Verbot vom Winterurla­ub ungehört verhallt, wird es heuer auf den Pisten viel Platz geben
 ??  ?? Nocker-Schwarzenb­acher: „Null Gäste zu Weihnachte­n“
Nocker-Schwarzenb­acher: „Null Gäste zu Weihnachte­n“
 ??  ?? Maria Hauser: Ausgebucht zu Weihnachte­n und Silvester
Maria Hauser: Ausgebucht zu Weihnachte­n und Silvester

Newspapers in German

Newspapers from Austria