Hat die Saison noch Erfolgsaussichten?
Corona-Winter. Ob sich das Hochfahren des Hotelbetriebs auszahlt, hängt davon ab, wen man fragt. Und davon, woher die Gäste anreisen. Die deutsche Reisewarnung wirkt jedenfalls wie ein Quasi-Lockdown
Die Aussichten für den Winter sind frostig. Lockdown, Reisewarnungen und als Draufgabe noch der Ruf nach einem europaweiten Verbot von Skiurlauben. Das zerrt an den Nerven der Touristiker. Zahlt es sich diesen Winter überhaupt aus, den Betrieb hochzufahren? Die Antwort hängt ganz davon ab, wen man fragt.
Im Grunde gilt folgende Faustregel: Je mehr inländische Gäste, desto leichter ein profitables Hochfahren des Betriebs. In Österreich gibt es diesbezüglich traditionell ein Ost-West-Gefälle. Je weiter westlich das Skigebiet, desto mehr internationale Gäste. Das kann Gregor Hoch nur bestätigen. „Für uns kam schon die deutsche Reisewarnung einem Quasi-Lockdown gleich“, sagt der Hotelier aus Oberlech. Solange Österreich auf der roten Liste des deutschen Robert-Koch-Instituts steht, sehen viele Hoteliers für die Saison schwarz. Gregor Hoch erklärt: „Wenn ich meinen Betrieb aufsperre, brauche ich vom Start weg zumindest 33 bis 35 Mitarbeiter, egal wie viele Gäste im Haus sind.“
Teilöffnung gibt’s nicht
Schließlich erwartet sich der Gast eine rund um die Uhr besetzte Rezeption, ein 5-SternMenü zum Abendessen ebenso wie ein geöffnetes Kosmetikstudio und den Masseur vor Ort. Kurz: Das volle Service. Und das kostet Geld. „Wenn ich nicht zumindest doppelt so viele Gäste wie Mitarbeiter im Haus habe, geht das nicht“, sagt Hoch, der normalerweise um die 200 Gäste beherbergt – 60 Prozent davon aus Deutschland.
Anders die Situation in Obertauern, wo Walter Veit das Hotel Enzian betreibt. „Wir sperren sobald es geht auf“, stellt Veit klar. Als Wunschdatum nennt er den 18. Dezember, also das Wochenende
vor Weihnachten. Er setzt auf Stammgäste aus dem eigenen Land, die traditionell rund ein Drittel der Buchungen ausmachen. Ein hoher Wert, schließlich haben die Österreicher an den Nächtigungszahlen im Winterhalbjahr nur einen Anteil von rund 20 Prozent.
„Sperren wir im Dezember auf, rechnen wir mit einer Auslastung von 30 bis 40 Prozent“, sagt Veit. Das sei zwar nicht genug, um Geld zu verdienen, aber eine Basis, um die Stammbelegschaft wieder zu beschäftigen. Nachsatz: „Und im Jänner und Februar wird die Auslastung hoffentlich auch wieder höher sein.“
Unbedingt so schnell wie möglich öffnen will auch Maria Hauser vom Stanglwirt in Going am Wilden Kaiser. „Über 200 Jahre war das Motto des Hauses, dass es keinen Ruhetag gibt. Dann kam der erste Lockdown und wir mussten zusperren“, sagt die Junior-Chefin, deren Haus jetzt wieder geschlossen ist. Trotz bester Buchungslage. „An den Wochenenden im Dezember, zu Weihnachten und Silvester sind wir ausgebucht. Auch abseits dieser Hochsaison-Tage liege die Auslastung bei durchschnittlich 80 Prozent. „Die Stammgäste halten an den Reservierungen fest. Die paar Stornos, die wir reinbekommen haben, sind schon wieder ausgeglichen“, so Hauser. Aus Infektionssicht spreche auch nichts dagegen, schließlich biete die Hotelanlage mit 120 Hektar genügend Platz für maximal 350 Gäste.
Weniger rosig schaut die Buchungslage in St. Johann im Pongau aus. Petra NockerSchwarzenbacher vom Brückenwirt schaut ins Reservierungssystem ihres Hotels und stellt fest: „Weihnachten haben wir exakt Null Gäste, zu Silvester nur noch 35 statt der ursprünglichen 120.“Aufsperren will sie den Familienbetrieb trotzdem, schon allein wegen des Restaurants. Dieses besuchen traditionell nicht nur Touristen, sondern auch viele Einheimische.