Kurier

Drozda über Ibiza-Video: „Mir kam es halbseiden vor“

U-Ausschuss. Wie Ex-Minister Drozda das Ibiza-Video angeboten wurde

- VON IDA METZGER

Leben mit dem Covid-19-Virus – das dominiert auch den Ibiza-Untersuchu­ngsausschu­ss. Nach dem zweiten Lockdown wurde eine neue Lokalität gesucht.

Sie wurde gefunden – und zwar in der Nationalbi­bliothek. Die unglaublic­he Raumhöhe dieser historisch­en Räumlichke­iten sorgte allerdings für erhebliche akustische Probleme. Ein permanente­r Nachhall erschwerte die Aussagen der Zeugen im Ibiza-U-Ausschuss. Kostenpunk­t für den Sitzungssa­al: 500.000 Euro Miete bis in den Juni 2021. „Hier werden aber auch andere Ausschüsse stattfinde­n“, rechtferti­gt Kommunikat­ionschef Karl-Heinz Grundböck die Kosten.

In Fokus stand gestern vor allem die Schilderun­g von ExSPÖ-Minister Thomas Drozda und wie ihm das Ibiza-Video angeboten wurde.

Das lief doch anders, als es einige Medien berichtete­n: Begonnen hat alles Ende März 2018. Da war die ÖVP/FPÖ-Regierung schon einige Wochen im Amt.

Der SPÖ-nahe Netzwerker Nikolaus P. kam damals auf Ex-Kanzler Christian Kern zu. Nikolaus P. sei in Kontakt „mit einem Anwalt, der belastende­s Material gegen Strache habe“, führte Drozda aus. Interesse war bei den Roten durchaus vorhanden. Denn am 12. April 2018 traf sich dann Ex-SPÖBundesg­eschäftsfü­hrer Drozda im Auftrag von Kern mit dem Ibiza-Video-Zwischenhä­ndler Anwalt M. „Ich suchte ihn in seiner Kanzler auf. Das Gespräch dauerte 30 Minuten.“

Anwalt M. schilderte Drozda, dass er im Besitz eines zehnstündi­gen Videos sei, das Heinz-Christian Strache und Johann Gudenus in kompromitt­ierenden Situatione­n

zeigt. „Ich bekam aber keine Video-Ausschnitt­e zu sehen“, hielt Drozda fest.

Sporttasch­en mit Geld

Nur das Foto einer Sporttasch­e, die voll mit Geldschein­en gefüllt war und im Kofferraum lag, wurde Drozda von Anwalt M. gezeigt. „Ich stand der Sache sehr reserviert gegenüber, mir kam es halbseiden vor. Es war mir klar, dass das eine Sache für einen Anwalt, aber nicht für einen Politiker war“, schilderte Drozda.

Gleich einen Tag später, am 13. April, informiert­e Drozda den Ex-SPÖ-Kanzler. Unmittelba­r danach gab es den Auftrag an den SPÖ-Anwalt, das Video zu sondieren. Er sollte auch die „Unbedenkli­chkeit des Materials in Erfahrung bringen“.

Elf Tage später traf sich der SPÖ-Anwalt mittags mit Anwalt M.. Eine Stunde lang sondierten die beiden das

Material. „Unserem Anwalt wurden einige Sequenzen am Tablet vorgespiel­t. Außerdem bot der Anwalt einen Aktenschra­nk von Belegen an. Bei der FPÖ sei es zu Vermischun­g von Privatund Parteiange­legenheit gekommen“, so Drozda.

„Gratis sei das Material aber nicht“, stellte Anwalt M. beim Treffen mit dem SPÖJuriste­n fest. Sechs Millionen Euro war der Preis für das brisante Material. „Seine Klienten müssen sich vor Geheimdien­sten schützen und ein neues Leben aufbauen“, erklärte der Anwalt.

Am 2. Mai informiert­e der SPÖ-Anwalt Kern über das Treffen. Für den ExKanzler war klar, dass der Informatio­nskauf nicht infrage kommt. Diese Entscheidu­ng übermittel­te man dem Anwalt M. und gab ihm den Rat auf den Weg, mit, das Video doch der Staatsanwa­ltschaft zu übermittel­n.

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Gestern stand Ex-SPÖ-Minister Thomas Drozda den Abgeordnet­en Rede und Antwort

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