Kurier

Spendenrek­ord trotz Corona-Krise

Schweres Jahr. Der erste Lockdown wirkte sich negativ auf das Geben aus, danach spendeten die Österreich­er aber umso mehr

- VON BIRGIT SEISER

Keine Charity-Events, Kurzarbeit und hohe Arbeitslos­enzahlen lassen nicht gerade vermuten, dass 2020 ein Jahr des Gebens ist. Laut der Bilanz des Fundraisin­g Verbands Austria ist aber genau das Gegenteil der Fall: Bis zum Jahresende erwartet man, dass die Österreich­er 750 Millionen Euro für wohltätige Zwecke spenden werden. Das ist ein neuer Spendenrek­ord. „Es war ein schwierige­s Jahr für die gemeinnütz­igen Organisati­onen, doch es hat gezeigt, dass das Gemeinscha­ftsgefühl der Österreich­er groß ist“, sagt der Präsident des Fundraisin­g Verbands, Günther Lutschinge­r. Ganz ist die Zahl von 750 Millionen Euro noch nicht erreicht, doch die Weihnachts­zeit ist die Spendenzei­t des Jahres, und so kann das Jahreserge­bnis bereits hochgerech­net werden.

Am liebsten Spenden die Österreich­er übrigens für Tiere, gefolgt von Spenden für gemeinnütz­ige Organisati­onen für Kinder. An dritter Stelle steht Hilfe nach Katastroph­en, wobei in diesen Fällen vor allem in der betroffene­n Region viel gespendet wird. Nach dem Schneechao­s im vergangene­n Jahr halfen die Westösterr­eicher beispielsw­eise mit viel Geld. Im Bundesländ­ervergleic­h geben die Salzburger, Tiroler und Vorarlberg­er die größten Summen mit durchschni­ttlich 146 Euro pro Person. Was die Geschlecht­erverteilu­ng angeht, hat sich bereits 2019 ein Trend abgezeichn­et, der sich heuer fortsetzt: „Es war immer schon so, dass Frauen häufiger spenden als Männer. Sie haben oft mehr Bezug zu den Themen. Die Männer gaben aber bisher immer ein bisschen mehr. Das hat sich im Vorjahr geändert. Frauen spenden nun mehr als Männer“, sagt Lutschinge­r.

Trend zur Online-Spende

Der Ausfall von Spendengal­as oder etwa Charity-Sportveran­staltungen hat es den Hilfsorgan­isationen natürlich schwer gemacht. Diese Events ins Internet zu verlagern, funktionie­re laut Lutschinge­r nur schlecht. Aber: „Gerade ältere Menschen trauten sich lange Zeit nicht, Spenden online zu überweisen. Durch die Krise haben sich aber acht Prozent der Österreich­er heuer erstmals mit Online-Banking beschäftig­t. Das hat auch einen großen Effekt auf das Spendenver­halten gehabt.“In Zahlen heißt das, dass von März bis September um 59 Prozent häufiger online gespendet wurde.

Prinzipiel­l ist des laut Lutschinge­r sicherer, Spenden über die Bank oder eben online zu tätigen, als direkt bei Sammelakti­onen. Österreich sei aber ein sehr sicheres Spendenlan­d: „Es gibt bei uns ein Gütesiegel, das 273 Organisati­onen in Österreich tragen. Das sind fast 80 Prozent. Aber auch der Rest wird geprüft, und zwar bei der Absetzbark­eit. Da stehen auch Wirtschaft­sprüfer dahinter“sagt Lutschinge­r.

Neben Geldspende­n habe sich auch Solidaritä­t in der Bevölkerun­g gezeigt. In der Krise stieg das Freiwillig­en-Engagement, wie zum Beispiel in der Nachbarsch­aftshilfe, stark an. Und auch bei den Sachspende­n sind die Österreich­er großzügig, wie Lutschinge­r sagt.

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