Kurier

Durchblick bewahren trotz Maske

Wie Brillenträ­ger im Winter eine klare Sicht behalten

- MARLENE PATSALIDIS

Alltagshel­fer.

Beinahe jeder zweite Österreich­er sieht die Welt dieser Tage ab und zu vernebelt: Bei sinkenden Temperatur­en laufen nämlich die Brillenglä­ser an. Das leidige Phänomen plagt Sehhilfenu­tzer jedes Jahr. Das Pandemie-bedingt angesagte Maskentrag­en verschärft das Problem.

Weiße Wand

Der blickdicht­e Film aus winzigsten Wassertröp­fchen entspringt einem physikalis­chen Prozess: „Der Beschlagef­fekt tritt ein, wenn auf die kalten Brillenglä­ser warme feuchte Luft trifft“, erklärt Optikerin Marina Valdez von Wutscher Brillen. Die Atemluft setzt sich auf den kalten Gläsern ab und kondensier­t sofort.

„Die Physik lässt sich aber austrickse­n“, sagt Walter Gutstein, Landesinnu­ngsmeister für Augenoptik­er in Wien. Der Experte rät zu einem gut sitzenden MundNasen-Schutz: „Das ist nicht nur angesichts des Coronaviru­s sinnvoll, sondern verhindert auch, dass der Atem von der Nase hinauf zu den Brillenglä­sern strömt.“Wer den Stoff der Maske mittels am oberen Bund eingearbei­teter, biegsamer Metallgabe­l fixiert, „hat schon die halbe Miete eingeheims­t“.

Lange vor Corona haben sich etliche Hersteller um Anti-Beschlag-Innovation­en bemüht. Seit Pandemiebe­ginn mahlen die Mühlen des Marktes noch schneller: „Tücher und Sprays mit Anti-Beschlag-Effekt gibt es schon seit einiger Zeit, es kommen immer neue dazu“, so Gutstein. Optikerin Valdez erklärt, wie sie richtig angewandt werden: „Beim Spray ist das Allerwicht­igste, dass man die Brille vorher reinigt

– am besten mit klarem, milden Spülmittel oder für die Brille gedachten Putzmittel­n

– und abtrocknet. Das Produkt wird auf beiden Seiten im Abstand von 20 cm aufgesprüh­t und mit einem Mikrofaser­tuch eingearbei­tet.“

Noch effektiver als der Spray sind laut der Optikerin Anti-Beschlag-Tücher, die in der Regel ein gutes PreisLeist­ungs-Verhältnis haben und bis zu 200 Mal verwendet werden können. „Auch hier sollte die Brille im Idealfall vorher mit einem Mikrofaser­tuch gereinigt werden, bevor man mit dem Spezialtuc­h arbeitet.“Nach der Verwendung

verstaut man dieses am besten wieder in der Verpackung, „damit es nicht schnell schmuddeli­g wird“. Welcher Mechanismu­s steckt eigentlich hinter den praktische­n Tüchern und Sprays? Valdez: „Mit beiden Produkten werden Nanopartik­el auf die Oberfläche aufgetrage­n, die in einem Polymerfil­m eingebette­t sind.“

Speichel-Kniff

Hobbytauch­er kennen meist einen anderen Trick: Spucke. Sie enthält Enzyme und Proteine, etwa Mucine. In der Taucherbri­lle bilden sie einen Film, auf dem die kondensier­ten Wassertröp­fchen abperlen. Für die Brille eignet sich die Speichel-Kur nicht, betonen die Experten. Auch vor anderen im Internet angepriese­nen „Hausmittel­n“warnt Gutstein: „Oft wird Zahnpasta empfohlen. Davon rate ich dringend ab. Die Pasten enthalten abrasive Bestandtei­le, die Mikrokratz­er verursache­n und Glas wie Beschichtu­ng zerschmirg­eln und beschädige­n.“Auch Alkohol oder Glycerin lösen Beschichtu­ngen auf.

Stichwort Beschichtu­ng: Firmen bieten auch überzogene Brillenglä­ser an, die bereits eine Anti-Beschlag-Wirkung haben. Gutstein: „In Kombinatio­n mit einem Anti-Beschlag-Tuch kann man perfekte Ergebnisse erzielen.“Derartige Beschichtu­ngen sind nicht preiswert, empfehlen sich aber etwa für Köche.

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Tücher und Sprays helfen bei angelaufen­en Brillenglä­sern

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