Wer kann den Job noch?
Am 10. August wird die ORF-Führung neu gewählt. Offizielle Bewerber gibt es keine, ein paar Namen kursieren aber
Personalia. Ginge es nach dem Lebenslauf, müsste ORFChef Alexander Wrabetz vom Stiftungsrat auch diesen Sommer wieder an der Spitze des Öffentlich-Rechtlichen bestätigt werden: Seit 1998 ist er im Direktorium des ORF tätig, seit 2006 ist er drei Mal in Folge zum Alleingeschäftsführer gewählt worden. Politisch bekämpft wurde er in unterschiedlichsten Konstellation schon von ÖVP, FPÖ als auch von Teilen seiner eigenen Partei, der SPÖ. Wrabetz hielt sich an der Spitze.
Die Begleiterscheinungen dieses erfolgreichen Machterhalts: schleppende Entscheidungen, politische Tauschgeschäfte und von Visionen wenig Spur. Wer Wrabetz wählt, wählt Kontinuität. Je nach politischer Sichtweise ist das eine Tugend oder ein Umstand, den man vermeiden möchte.
Im ORF selbst gibt es derzeit nur zwei nennenswerte Gegenkandidaten, deren Namen in politischen Kreisen kursieren: Roland Weißmann, Chefproducer und derzeit mit der Ausarbeitung des Zukunftsprojekts ORFPlayer betraut, und Lisa Totzauer, die die Sisyphos-Aufgabe „ORF 1“übernommen hat. Beiden kommt politisch zugute, dass sie dem bürgerlichen Lager im ORF zuzurechnen sind, außerdem gehören sie zu den modernen Köpfen im Unternehmen. Denkbar wären sie aber auch als Teil des Direktoriums.
Was bisher völlig abgeht, sind Namen von BranchenKapazundern – wie einst unter Kurz-Mentor Wolfgang Schüssel, als Beta-Film-Chef Jan Motjo ernsthaft den Schritt nach Wien erwog. Aber wenn man hierzulande Fachleute wollte: Matthias Settele (nicht verwandt mit ORF 1-Star Hanno Settele) führt in der politisch nicht einfachen Slowakei erfolgreich den Privat-TV-Konzern Markiza und arbeitete bereits in halb Europa als Troubleshooter. Er war u. a. mal Büroleiter von Gerhard Zeiler und kennt den ORF immer noch als Konsument. Apropos Zeiler: Anke Schäferkordt machte in dessen RTL-Zeit als Chefin von
VOX und RTL Deutschland Karriere und folgte ihm dann bei der RTL Group nach und im Vorstand bei Bertelsmann, ehe sie sich 2018 zurückzog. Inzwischen ist sie u. a. BMWAufsichtsrat. Weltliga also.
Und Zeiler selbst, dessen Rückkehr mal die SPÖ verhinderte? Hat man in Österreich aus den Augen verloren – er leitet das internationale TVGeschäft von Warner Media.