Kind ihrer Zeit – der Generation entwachsen
Bianca Jankovska seziert soziale Trends
Kritische Stimme. Bianca Jankovska verkörpert, was man unter einem digitalen Multitalent versteht. Im Web bespielt die 29-Jährige seit sechs Jahren den Blog „Groschenphilosophin“. Mit Gedanken zu heiklem Schönwetterfeminismus und privilegierten Öko-Urlauben, Streaming-Tipps und Buch-Rezensionen, Geschichten zum oft prekären Leben als freie Autorin und Podcasterin.
Apropos Podcast: Einen solchen, nein gleich mehrere, betreibt die Tochter einer Slowakin und eines Österreichers ebenfalls. In „Tired Women“spricht sie sich selbst aus der Seele, sucht Austausch mit Autorinnen „mit Haltung und Herzblut“– die „oft eines sind: sehr müde“. Es geht um Berufsfacetten, die gerne vergessen werden: „den Kampf um Unabhängigkeit, mit nahendem Burn-out auf Lesetour zu gehen oder gegen veraltete, mediale Narrative anzuschreiben“.
Die Inhalte der Donaustädterin, die SocialMedia-Konzepte für Kunden erarbeitet, heben sich thematisch von der oft belanglosen Blogszene ab. Das Geschriebene steht hinter einer Bezahlschranke. Sie verdient damit Geld. Etwas, das selbst etablierten Medien oft verwehrt bleibt.
Jankovska kann auch analog. Mit ihrem 2017 erschienen Buch „Das Millennial Manifest“brachte sie die wachsende Überforderung ihrer Generation aufs Tapet. Für ihr selbstständiges Schaffen waren ihre beruflichen Anfänge prägend. Nach dem Studium der Publizistik und Politikwissenschaft schrieb sie für Die
Zeit und den Falter. Inzwischen lebt Jankovska in Berlin, dem Journalismus hat sie den Rücken gekehrt: „Irgendwann stießen mir miserable Bezahlung und interne Machtungleichheit bitter auf.“
Ihre Zielstrebigkeit mag manchem zwischen Autonomiehunger und beruflicher Autoritätshörigkeit gefangenem Mittzwanziger Respekt abringen. Jankovska erfüllt ihre Entwicklung mit Stolz: „Ich habe mich als Erste in meiner Familie als Solopreneur-Pionierin selbstständig gemacht, ausgerechnet in der Medienbranche. Niemand in Österreich ist diesen Weg vor mir gegangen.“