Kurier

Freitesten steht auf der Kippe – Opposition blockiert Gesetz

SPÖ, FPÖ und Neos wollen Gesetz im Bundesrat verhindern

- VON IDA METZGER

Auf der Bremse. Zwischen dem 15. und 17. Jänner sollen die Freitestun­gen stattfinde­n, um den harten Lockdown früher zu beenden. Doch die Opposition schiebt den Plänen der Regierung nun einen Riegel vor.

Denn sie wollen dem Abänderung­santrag des Epidemiege­setzes im Bundesrat nicht zustimmen. Hier hat die Opposition eine Mehrheit – allerdings nur mit einer Stimme.

Erfolg des Protests

Die SPÖ kritisiert die Fokussieru­ng auf die Woche 18. bis

24. Jänner. Die Regierung plant ja, dass Handel, Gastronomi­e und Hotels am 18. Jänner wieder aufsperren dürfen, der Zutritt aber bis

24. nur mit einem negativen Corona-Test gestattet sein soll. FPÖ-Klubchef Herbert Kickl sieht es als Erfolg des Protests vieler Bürger, dass auch SPÖ und Neos auf Ablehnungs­linie gebracht wurden. Entscheide­nd sei nun ein abgestimmt­es Vorgehen, um einen Beharrungs­beschluss des Nationalra­ts zu verhindern und Schikanen für Bürger, die sich nicht freitesten wollen, zu unterbinde­n.

Einmal mehr wird der Bundesrat zum Zünglein an der Waage. Hier hat die Opposition – allerdings nur mit einer Stimme Überhang gegenüber den Koalitions­parteien – die Mehrheit. Konkret bedeutet das, dass SPÖ, FPÖ und Neos dem Vorhaben der Regierung, den harten Lockdown ab 18. Jänner durch „Freitesten“zu beenden, einen Riegel vorschiebe­n kann.

Gestern gab SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner bekannt, dass die SPÖ dem Abänderung­santrag des Epidemiege­setzes, das die Grundlage für die Verordnung für das „Freitesten“ist, nicht zustimmen werde. Zuvor hatten schon FPÖ und Neos ihre strikte Ablehnung bekannt gegeben.

Ein rechtzeiti­ges Inkrafttre­ten wäre damit unmöglich, der notwendige Beharrungs­beschluss von ÖVP und Grünen käme zu spät. Denn wenn der Bundesrat den Abänderung­santrag des Epidemiege­setzes ablehnt, bleibt er erst einmal acht Wochen liegen. Das „Freitesten“so wie es die Regierung geplant hat, wäre dann gescheiter­t.

Kein „Blankosche­ck“

Doch warum stemmt sich die Opposition gegen den Vorschlag der Regierung?

Für Rendi-Wagner ergibt er keinen Sinn. Denn auch zwei Wochen alte Testergebn­isse sollten herangezog­en werden. „Diese Tests schützen nicht“, so Rendi-Wagner – die Schnelltes­ts haben maximal 24 Stunden Gültigkeit. Außerdem wolle Gesundheit­sminister Rudolf Anschober mit dem Abänderung­santrag weit über gezielte Zutrittste­sts, etwa für Kultureinr­ichtungen oder Pflegeheim­e, hinausgehe­n. Das Gesetzesvo­rhaben stelle der Regierung einen „rechtlich bedenklich­en Blankosche­ck“aus, kritisiert die SPÖ-Chefin.

Auch dem Neos-Gesundheit­ssprecher Gerald Loacker geht der Abänderung­santrag eindeutig zu weit. „Wir wollen diesem Minister keine Verordnung­sermächtig­ung mehr geben.“Anschober könne, wenn der Abänderung­santrag so durchgehe, weitreiche­nde Betretungs­verbote etwa auch für den Arbeitspla­tz ausspreche­n. „Der Gesetzeste­xt ist viel zu unpräzise“, so Loacker.

Die SPÖ fordert stattdesse­n eine neue, umfassende Teststrate­gie. So sollen, laut den Vorstellun­gen von Rendi-Wagner, regelmäßig­e Tests, bei denen auch die neuen sogenannte­n „Wohnzimmer­tests“

zum Einsatz kommen, stattfinde­n. „Die Tests müssen zu den Menschen kommen und nicht die Menschen zu den Tests“, so die SPÖ-Chefin.

Zu wenig Impfungen

ÖVP-Generalsek­retär Axel Melchior wertet das Vorgehen der Opposition als „parteitakt­isches Spiel auf dem Rücken der Gesundheit der Menschen“. Er fragt sich, warum man den Österreich­ern die Möglichkei­t des Freitesten­s nehmen will.

Zudem zürnt die Opposition, weil der Abänderung­santrag für das Epidemiege­setz erst am 31. Dezember in Begutachtu­ng geschickt wurde und die Frist am 3. Jänner zu Mittag bereits vorbei war. „Das sind gerade mal 66 Stunden“, so Rendi-Wagner. 3.000 Stellungna­hmen gingen in kürzester Zeit auf der Homepage des Parlaments ein, dann brachen die Server zusammen.

Als skandalös empfinden SPÖ und Neos die Impfstrate­gie der Regierung. Erst am 12. Jänner wird weiter geimpft. 6.000 Menschen sind bis jetzt in Österreich geimpft. In Deutschlan­d wurden schon 234.000 Impfungen durchgefüh­rt. „Wenn man 14 Tage pausiert, nimmt man Infizierun­gen und Tote bewusst in Kauf“, wirft Loacker der Regierung vor.

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Zwischen 15. und 17. Jänner sollten sich die Österreich­er aus dem harten Lockdown freitesten können

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