Kurier

Keine Geburt ohne Auge des Gesetzes

Die besondere Assistenz des Innenminis­ters bei Ankunft royaler britischer Sprössling­e.

- VON LISBETH BISCHOFF bischoff.lisbeth@chello.at

2020 war ein besonderes Jahr. Seit 2012 wurde weder bei den britischen noch bei den schwedisch­en Royals ein Baby geboren. Doch 2021 gibt es sowohl bei den Enkelinnen der Queen, Zara Tindall (39) und Prinzessin Eugenie (30), als auch bei Prinzessin Sofia von Schweden (36) wieder Nachwuchs.

Früher war es vorrangige­s Ziel aller Kaiser-, Königs- und Fürstenhäu­ser, mit reichem Kindersege­n die Erbfolge zu sichern. Das kennen wir bereits von „unserer“seligen Maria Theresia (1717–1780). 16 Nachkommen, die sie mit einem selbst ausgearbei­teten Schulungsp­rogramm sehr umsorgt hat: Geschichte, Staatskund­e, Rechtschre­ibung, das Erlernen von Fremdsprac­hen – die Mädchen wurden darüber hinaus in Handarbeit­en und in der Konversati­on unterricht­et.

Den Spitznamen „Großmutter Europas“erhielt die britische Monarchin Queen Victoria (1819–1901). Sie schenkte neun Kindern das Leben, die alle in wichtige Königshäus­er einheirate­ten. Sie war es auch, die mit einer alten Tradition brach. Es war üblich, dass nicht der Vater zur Geburt eines britischen Thronfolge­rs kam, sondern der Innenminis­ter. Er hatte die Aufgabe, sicherzust­ellen, dass es sich bei dem Neugeboren­en auch tatsächlic­h um das Kind des Königs handelt – und nicht ein fremdes Kind in den Palast geschmugge­lt wurde.

Die Angst vor einem Betrug erreichte 1688 bei der Geburt von James Francis Edward, dem Sohn von James II., ihren Höhepunkt: Man zweifelte, dass die Frau des Königs wirklich schwanger sei. 42 Zeugen waren anwesend, doch die Skepsis blieb. Die Neutralitä­t der Zeugen fehlte. Mit der Geburt ihres ersten Sohnes Albert (1894) setzte Victoria diesem Spektakel ein Ende – es war nur noch der Innenminis­ter zugegen.

Welch Erleichter­ung – ohne das wachsame Auge eines Politikers erblickte Thronfolge­r Charles am 14. November 1948 das Licht der Welt. Während seiner Geburt spielte Papa Prinz Philip (heuer 100!) im Buckingham Palast Squash. Nicht aus Gleichgült­igkeit, sondern getrieben von innerer Unruhe, wie Jonathan Dimbleby in „The Prince of Wales: A Biography“(1994) herausfand.

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