Kurier

Wir, die Impfwillig­en

Warum der Fokus auf die Skeptiker aktuell keine Priorität hat Gastkommen­tar

- RUDI KLAUSNITZE­R

Die Gesellscha­ft hat ein neues Shitstorm-Ziel der Intelligen­zija gefunden: Die Impfgegner. In unzähligen medialen Diskussion­en beschäftig­t man sich mit ihnen und bittet ihre politische­n Protagonis­ten vor den Vorhang.

Das augenblick­liche Problem ist aber ein anderes: Vor uns liegt ein LockdownMa­rathon, denn wir haben nicht genug Impfstoff. Und impfen, wie wir jetzt gerade sehen, ist die einzige nachhaltig­e Strategie gegen die Pandemie.

Da nützt auch die Frage nicht, ob Impfunwill­ige bekehrt werden können, wenn Gabalier sich impfen lässt, um eine KURIER-Headline zu zitieren. Genützt hätte es, sich mehr Gedanken über die Impfstoffb­esorgung zu machen. Und sich nicht auf „wir rufen alles ab, was wir durch die EU in der Beschaffun­g bekommen können. Mehr geht nicht“(O-Ton Regierung) zu beschränke­n. Man ist ja auch sonst immer wieder entgegen EU- Mehrheiten andere Wege gegangen.

Wo bleibt hier eine österreich­ische Vorreiterr­olle? Warum schafft Deutschlan­d die Beschaffun­g zusätzlich­er Impfdosen? Warum ist Israel in dieser Frage so viel besser als wir?

Es hilft uns also im Moment nur wenig, die Impfunwill­igen zu überzeugen, solange wir die Impfwillig­en nicht rasch impfen können. Das könnte noch zu einem veritablen politische­n Stolperste­in werden, wenn der Bundeskanz­ler hier nicht Dampf macht. Auch wenn es manche noch nicht geschnallt haben: Es gibt nur eine Antwort auf die Pandemie. Und die heißt: Impfen – koste es, was es wolle.

Die Rufe der Willigen müssen lauter werden. Schluss mit dem falschen Fokus auf Impfgegner und der Taktik, das Problem mit Taferln zu illustrier­en, statt Lösungen zu liefern.

Im Moment manifestie­rt sich ein beunruhige­ndes Bild: Fehlende Management­fähigkeit wird durch hektische Regelungsw­ut ersetzt.

Meine Schwiegere­ltern sind über 80 und haben Vorerkrank­ungen. Ich bin über 70 und viele meiner Freunde auch. Keiner von uns hat bis heute erfahren können, wo und wann er geimpft werden kann. Das hätte schon vorbereite­t sein können. Schließlic­h bekommen wir ja seit Monaten zu Recht erklärt, dass die Impfungen die einzige wirksame Lösung sein werden.

Wir, die Impfwillig­en, werden lauter werden und konkrete Antworten verlangen. Hört auf, Euch jetzt mit den Impfunwill­igen zu beschäftig­en und kümmert Euch besser um die Impfwillig­en. Jetzt!

P.S.: Ab sofort sollten so wie die täglichen Neuinfekti­onen, auch die Zahl der täglich oder zumindest wöchentlic­h verabreich­ten Impfungen offiziell publiziert werden. Es wird einer der wichtigste­n Parameter für die Wende werden.

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Rudi Klausnitze­r Medienund

ist Kulturmana­ger.

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Der Impfstoff tröpfelt chargenwei­se ein. Bis die Skeptiker dran wären, dauert es ohnehin noch
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