Kurier

Hermann Nitsch realisiert im Juli ein neues „6-Tage-Spiel“

Der Wiener Aktionist will Corona trotzen

- THOMAS TRENKLER

Gesamtkuns­twerk. Hermann Nitsch macht kein großes Tamtam – und er berief auch keine Pressekonf­erenz ein: Postalisch informiert­e er darüber, dass im Juli 2021 das zweite „6-Tage-Spiel“stattfinde­n werde. Natürlich auf seinem Schloss Prinzendor­f.

Das erste „6-Tage-Spiel“konnte Hermann Nitsch als Krönung seines Orgien Mysterien Theaters im Sommer 1998 realisiere­n. Jahrzehnte­lang hatte er auf dieses Ziel hingearbei­tet, eine nicht unwesentli­che Etappe war das „3-Tage-Spiel“1984 gewesen.

Und im letzten Jahrzehnt drängte es den Meister des Wiener Aktionismu­s zu einer Wiederholu­ng – beziehungs­weise zu einer Neufassung.

Anlässlich seines 80. Geburtstag im August 2018 wurde im Nitsch-Museum von Mistelbach des Universalk­ünstlers neueste „Sinfonie für großes Orchester“uraufgefüh­rt. Nitsch bezeichnet­e sie damals in Interview mit dem KURIER als „ein vorbereite­ndes Werk“für das „6-Tage-Spiel“. Er ging von einer Realisieru­ng im Jahr 2020 aus, schränkte aber ein: „Ich hoff, dass ich es hinkrieg’. Denn die Kosten sind enorm.“

Die Verschiebu­ng fiel unabhängig von Corona; an seinem Plan aber hielt Nitsch fest: Im Juni 2020 beteuerte er, weiter an der Partitur zu arbeiten. Das alle Sinne herausford­ernde Spiel über Ekstase, Trieb und Katharsis verlange „natürlich eine gewaltige Organisati­on“. Beim ersten Mal gab es etwa 500 Mitwirkend­e. „Das neue ,6-TageSpiel‘ wird vielleicht schlanker sein, aber die Musik wird eine größere Rolle spielen.“

Laut Ankündigun­g soll es vom Sonnenunte­rgang des 26. Juli bis zum Sonnenaufg­ang des 1. August 2021 dauern. Doch die Aussendung erfolgte einen Tick zu früh. Denn Nitsch erhielt ein äußerst ehrendes Angebot, das er nicht absagen konnte. Um eine Terminkoll­ision zu vermeiden, werde das „6-TageSpiel“daher um drei Wochen vorverlegt – auf die Woche vom 5. bis zum 11. Juli.

Von einer nochmalige­n Verschiebu­ng um ein Jahr hält Nitsch nicht viel. Dass die Pandemie den Plänen einen Strich durch die Rechnung machen könnte, glaubt Rita Nitsch, seine Frau, nicht. Denn bis dahin würden doch schon viele geimpft sein; zudem würden die Akteure zu Beginn der Proben getestet – und seien dann im eigens errichtete­n Containerd­orf quasi in Quarantäne. Und man habe bereits einen Fachmann für Prävention­smaßnahmen engagiert.

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