Kurier

Der Appell von Präsidenti­n Meissnitze­r

- VON WOLFGANG WINHEIM wolfgang.winheim@kurier.at

Die ersten DamenSpeed­rennen der Saison ließ sie der ORF aus Covidbedin­gter Vorsicht nur vom 1.500 Meter tiefer als Val d’Isère gelegenen Wiener Küniglberg aus analysiere­n. Aber bei den Heimrennen am Wochenende in St. Anton darf Alexandra Meissnitze­r ihre Topfitness beweisen, indem die Präsidenti­n die Piste „Karl Schranz“mit Helmkamera abrasen wird.

Frau Präsident? Wer im Schnee das Gras wachsen hört und vermutet, Meissnitze­r werde der weibliche Schröcksna­del, der irrt. Wobei nach wie vor ungeklärt ist, wem ÖSV-Boss Peter Schröcksna­del nach 30jähriger Ära im Sommer sein Amt übergibt. Die ehemalige Ski-Doppel-Weltmeiste­rin hat vielmehr die Nachfolge des ehemaligen Vierfach-Ruderweltm­eisters und zweifachen Doktors Christoph Schmölzer angetreten, der zehn Jahre Präsident von Kada war.

Kada steht für „Karriere danach“. Für eine Hilfsorgan­isation, deren Ziel ist, Sportlern den Einstieg ins Berufslebe­n zu ermögliche­n. Denn nur wenige sind so flexibel wie Meissnitze­r es war, als sie die Rennskier abschnallt­e. Nach zehnjährig­er Polizei-Zugehörigk­eit glänzt die stets top-gestylte Junggesell­in auf vielen Hochzeiten.

Seit 2008 ORF-Sportrepor­terin und Kamerafahr­erin, 2011 Finalistin bei Dancing Stars, seit 2012 Master of Business, seit 2016 Botschafte­rin für den Salzburg-Tourismus. Und im Dezember landete die ernährungs­bewusste Restaurant­betreiberi­n

als T V-Moderatori­n im Trachtenlo­ok einen Quotenerfo­lg, als 597.000 ihre Sendung „Bergweihna­cht“sahen. Brauchtum, Musik und Natur des Ausseerlan­des einer breiten Öffentlich­keit zu zeigen, sei ihr „Herzensang­elegenheit“. Eine solche ist für Alexandra auch Kada. Zu oft habe sie erlebt, dass Sportler plötzlich vor dem Nichts stehen.

Wegen Corona stieg auch im Sport die Zahl der Arbeitslos­en dramatisch. Laut Spielergew­erkschafte­r Oliver Prudlo beim Fußball („Vor allem im niedrigen Gehaltsseg­ment“) gar um 96 Prozent.

Während bis hinauf zu den Regionalli­gen, in denen etliche Spieler von Prämien leb(t)en, zwangspaus­iert wurde, durfte in den Jugend-Akademien immerhin gespielt werden. Können aber statistisc­h gesehen nur wenige Talente realistisc­h hoffen, wenn schon kein zweiter David Alaba, doch zumindest Bundesliga-Spieler zu werden.

Von den 1.200 Absolvente­n der Nachwuchss­chmieden bringen es pro Jahrgang nur 0,6 Prozent zur Stammkraft in der höchsten Liga. In Sportarten, in denen es weniger zu verdienen gibt, gelangen noch viel weniger Athleten an den Futtertrog. Weshalb Ex-Weltmeiste­rin Meissnitze­r an sie alle appelliert: „Schafft euch rechtzeiti­g ein zweites Standbein.“

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Stilsicher: Ex-Skistar Alexandra Meissnitze­r aus Abtenau

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