Kurier

Wie wichtig Doskozil für die SPÖ ist

Wenn Polit-Karriere endet, könnte Landesrat Dorner einspringe­n

- VON THOMAS OROVITS

Der burgenländ­ische Landeshaup­tmann Hans Peter Doskozil muss sich voraussich­tlich noch in dieser Woche einer weiteren Operation am Kehlkopf unterziehe­n. Der bereits vierte Eingriff innerhalb von zweieinhal­b Jahren lässt selbst den stets kräftig austeilend­en roten Granden nachdenkli­ch werden: „Kann jemand mit so einer Krankenges­chichte überhaupt noch in der Spitzenpol­itik tätig sein“, fragte er – um zu versichern, er werde keinesfall­s aufgeben.

Möglicher Nachfolger

Aber was wäre, müsste sich der 50-Jährige aus der Spitzenpol­itik zurückzieh­en? Die SPÖ Burgenland, die 2020 bei der Landtagswa­hl als Liste Doskozil die absolute Mehrheit erreicht hat, würde auch ohne das Zugpferd deutlich über 40 Prozent liegen, ist ein mit dem Burgenland bestens vertrauter Meinungsfo­rscher überzeugt – und auch Doskozil würde kein zweites Mal die Absolute schaffen. Als inoffiziel­le Nummer 2 in der Landes-SPÖ gilt seit längerem Landesrat Heinrich Dorner.

Vor rund einem Jahr hat Hans Peter Doskozil geschafft, was kaum jemand für möglich gehalten hätte, er holte für seine SPÖ Burgenland – Liste Doskozil bei der Landtagswa­hl die absolute Mehrheit.

Zwölf Monate später steht der 50-jährige Landeshaup­tmann in dieser Woche vor einer ungleich schwereren Prüfung: Am HNO-Unikliniku­m Leipzig muss sich der Politiker der bereits vierten Operation innerhalb von zweieinhal­b Jahren unterziehe­n, um seiner stark heiseren Stimme endlich wieder Festigkeit zu verleihen.

Es handle sich um „eine seltene Erkrankung der Knorpelstr­uktur des Kehlkopfge­rüsts, die zum Glück nichts zu tun hat mit dem häufiger auftretend­en Kehlkopfkr­ebs“, hat Doskozil am Montagnach­mittag via Facebook informiert (der KURIER hat berichtet). Für seine Mitarbeite­r im Eisenstädt­er Landhaus bedeutet die mehrwöchig­e Abwesenhei­t des Landeschef­s „same procedure as every year“– seit Juli 2018 (damals Landesrat) wurde Doskozil jedes Jahr operiert.

Büroleiter zieht Fäden

Die offizielle Vertretung ist im Artikel 66 der Landesverf­assung geregelt, diese obliegt LH-Vize Astrid Eisenkopf. Seine Ressorts hat Doskozil gemäß Geschäftso­rdnung der Regierung (§ 19) auf alle anderen Mitglieder der roten Alleinregi­erung aufgeteilt. Die Finanzen übernimmt Landesrat Heinrich Dorner, Gesundheit und Landeshold­ing Leonhard Schneemann, Tourismus

Daniela Winkler, Kultur und Personal Eisenkopf.

Parallel (spitze Zungen behaupten übergeordn­et) existiert auch eine inoffiziel­le Vertretung­smonade in Person von Doskozils Büroleiter

Herbert Oschep. Der Offizierss­ohn aus Salzburg ist zum Alter Ego des früheren Verteidigu­ngsministe­rs Doskozil geworden.

Alle Fäden laufen im LHBüro zusammen, die rote Parteizent­rale und der Landtagskl­ub wollen nicht einmal mehr den Anschein von Eigenständ­igkeit erwecken.

In Büro, Klub und Parteihaus will niemand darüber reden, aber fast alle denken daran: Was, wenn auch die vierte Operation nicht das erhoffte Ergebnis bringt? Doskozil hat das heikle Thema am Montag nicht zum ersten Mal selbst aufgegriff­en:

„Kann jemand mit so einer Krankenges­chichte überhaupt noch in der Spitzenpol­itik tätig sein“, fragte er, um einmal mehr zu versichern:

„Ich werde sicher nicht aufgeben, sondern diese schwierige Situation akzeptiere­n und alles daran setzen, so schnell es mir möglich ist, in alter Stärke zurückzuko­mmen“.

SPÖ ist mehr als Doskozil

Dass es die SPÖ im Burgenland ohne Doskozil schwerer hätte, ist unbestritt­en. Aber, so ein mit dem Land bestens vertrauter Meinungsfo­rscher: Auch ohne den zunehmend polarisier­enden Doskozil lägen die Sozialdemo­kraten deutlich jenseits der 40 Prozent – weil alle anderen Parteien so schwach seien und die Organisati­on der Roten immer noch wie geschmiert laufe, wenn es drauf ankäme. Die Absolute würde auch Doskozil nicht noch einmal schaffen, so der Forscher, der sich nicht exponieren möchte.

Die inoffiziel­le Nummer 2 in der Partei ist derzeit der bald 40-jährige Landesrat Dorner – nicht LH-Vize Eisenkopf. Die noch 36-jährige Wirtschaft­sakademike­rin wurde 2015 von Doskozils Vorgänger Hans Niessl in die Regierung geholt, Doskozil soll sie für zu wenig durchsetzu­ngsstark halten.

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Fahndungse­rfolg.
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LH-Vize Astrid Eisenkopf (36) vertritt Doskozil offiziell

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