Wie wichtig Doskozil für die SPÖ ist
Wenn Polit-Karriere endet, könnte Landesrat Dorner einspringen
Der burgenländische Landeshauptmann Hans Peter Doskozil muss sich voraussichtlich noch in dieser Woche einer weiteren Operation am Kehlkopf unterziehen. Der bereits vierte Eingriff innerhalb von zweieinhalb Jahren lässt selbst den stets kräftig austeilenden roten Granden nachdenklich werden: „Kann jemand mit so einer Krankengeschichte überhaupt noch in der Spitzenpolitik tätig sein“, fragte er – um zu versichern, er werde keinesfalls aufgeben.
Möglicher Nachfolger
Aber was wäre, müsste sich der 50-Jährige aus der Spitzenpolitik zurückziehen? Die SPÖ Burgenland, die 2020 bei der Landtagswahl als Liste Doskozil die absolute Mehrheit erreicht hat, würde auch ohne das Zugpferd deutlich über 40 Prozent liegen, ist ein mit dem Burgenland bestens vertrauter Meinungsforscher überzeugt – und auch Doskozil würde kein zweites Mal die Absolute schaffen. Als inoffizielle Nummer 2 in der Landes-SPÖ gilt seit längerem Landesrat Heinrich Dorner.
Vor rund einem Jahr hat Hans Peter Doskozil geschafft, was kaum jemand für möglich gehalten hätte, er holte für seine SPÖ Burgenland – Liste Doskozil bei der Landtagswahl die absolute Mehrheit.
Zwölf Monate später steht der 50-jährige Landeshauptmann in dieser Woche vor einer ungleich schwereren Prüfung: Am HNO-Uniklinikum Leipzig muss sich der Politiker der bereits vierten Operation innerhalb von zweieinhalb Jahren unterziehen, um seiner stark heiseren Stimme endlich wieder Festigkeit zu verleihen.
Es handle sich um „eine seltene Erkrankung der Knorpelstruktur des Kehlkopfgerüsts, die zum Glück nichts zu tun hat mit dem häufiger auftretenden Kehlkopfkrebs“, hat Doskozil am Montagnachmittag via Facebook informiert (der KURIER hat berichtet). Für seine Mitarbeiter im Eisenstädter Landhaus bedeutet die mehrwöchige Abwesenheit des Landeschefs „same procedure as every year“– seit Juli 2018 (damals Landesrat) wurde Doskozil jedes Jahr operiert.
Büroleiter zieht Fäden
Die offizielle Vertretung ist im Artikel 66 der Landesverfassung geregelt, diese obliegt LH-Vize Astrid Eisenkopf. Seine Ressorts hat Doskozil gemäß Geschäftsordnung der Regierung (§ 19) auf alle anderen Mitglieder der roten Alleinregierung aufgeteilt. Die Finanzen übernimmt Landesrat Heinrich Dorner, Gesundheit und Landesholding Leonhard Schneemann, Tourismus
Daniela Winkler, Kultur und Personal Eisenkopf.
Parallel (spitze Zungen behaupten übergeordnet) existiert auch eine inoffizielle Vertretungsmonade in Person von Doskozils Büroleiter
Herbert Oschep. Der Offizierssohn aus Salzburg ist zum Alter Ego des früheren Verteidigungsministers Doskozil geworden.
Alle Fäden laufen im LHBüro zusammen, die rote Parteizentrale und der Landtagsklub wollen nicht einmal mehr den Anschein von Eigenständigkeit erwecken.
In Büro, Klub und Parteihaus will niemand darüber reden, aber fast alle denken daran: Was, wenn auch die vierte Operation nicht das erhoffte Ergebnis bringt? Doskozil hat das heikle Thema am Montag nicht zum ersten Mal selbst aufgegriffen:
„Kann jemand mit so einer Krankengeschichte überhaupt noch in der Spitzenpolitik tätig sein“, fragte er, um einmal mehr zu versichern:
„Ich werde sicher nicht aufgeben, sondern diese schwierige Situation akzeptieren und alles daran setzen, so schnell es mir möglich ist, in alter Stärke zurückzukommen“.
SPÖ ist mehr als Doskozil
Dass es die SPÖ im Burgenland ohne Doskozil schwerer hätte, ist unbestritten. Aber, so ein mit dem Land bestens vertrauter Meinungsforscher: Auch ohne den zunehmend polarisierenden Doskozil lägen die Sozialdemokraten deutlich jenseits der 40 Prozent – weil alle anderen Parteien so schwach seien und die Organisation der Roten immer noch wie geschmiert laufe, wenn es drauf ankäme. Die Absolute würde auch Doskozil nicht noch einmal schaffen, so der Forscher, der sich nicht exponieren möchte.
Die inoffizielle Nummer 2 in der Partei ist derzeit der bald 40-jährige Landesrat Dorner – nicht LH-Vize Eisenkopf. Die noch 36-jährige Wirtschaftsakademikerin wurde 2015 von Doskozils Vorgänger Hans Niessl in die Regierung geholt, Doskozil soll sie für zu wenig durchsetzungsstark halten.