Kurier

Weise aus dem Abendland gesucht LEITARTIKE­L

- VON RUDOLF MITLÖHNER rudolf.mitloehner@kurier.at

Mit dem heutigen Tag geht die Weihnachts­zeit in ihre Schlusspha­se (sie endet am kommenden Sonntag).

Die katholisch­e Kirche feiert „Epiphanie“– die „Erscheinun­g des Herrn“, gemeint: das Öffentlich-Werden der Geburt

Jesu vor der Welt, symbolisie­rt durch die „Weisen aus dem Morgenland“, vulgo „Heilige Drei Könige“.

Der darauf basierende Brauch des Sternsinge­ns – als „Könige“verkleidet­e Kinder ziehen von Haus zu Haus und sammeln für einen guten Zweck – hat heuer pandemiebe­dingt nur unter besonderen Auflagen stattfinde­n können.

„C + M + B“malen oder kleben die Kinder auf die Türen der besuchten Häuser/Wohnungen – was an die überliefer­ten Namen der drei Weisen (Caspar, Melchior, Balthasar) erinnert, aber eigentlich bedeutet, Christus möge dieses Haus segnen („Christus Mansionem Benedicat“).

„Segen“können wohl gerade jetzt viele Menschen gut brauchen, wurde ihnen doch in diesen Tagen auch im übertragen­en Sinn der Christbaum ziemlich abgeräumt. Das Ende des harten Lockdowns ist wieder in weite(re) Ferne gerückt, was die Mutation des Virus bringen wird, kann keiner sagen – die von allen (außer manchen weltfremde­n „Systemverä­nderern“) herbeigese­hnte Normalität lässt wohl noch auf sich warten.

Die Bischöfe haben sich redlich bemüht, in ihren Predigten zu Weihnachte­n und zum Jahreswech­sel Hoffnung zu spenden, die Krise auch im Licht des Evangelium­s zu deuten. Keiner der hiesigen Hirten hat freilich eine ähnlich mutige Predigt gehalten wie der Passauer Bischof Stefan Oster, der zum Fest der Heiligen Familie (27. 12.) ganz gegen den queeren Zeitgeist das sogenannte „traditione­lle“Familienbi­ld verteidigt hat. Was ihm natürlich heftige Attacken einschlägi­ger Milieus eingebrach­t hat. Und dankbaren Zuspruch vieler Gläubiger.

Solcherart erweist sich Kirche tatsächlic­h als „systemrele­vant“. Ob sie das sei, wurde ja in der Corona-Zeit häufig gefragt. Das ist sie aber gewiss nicht, wenn sie sich allzu bereitwill­ig dem politisch korrekten Mainstream einfügt: von der Gesellscha­ftsüber die Sozial- und Wirtschaft­s- bis zur Migrations­politik.

Exemplaris­ch dafür mag die heuer neuerlich und verstärkt aufgeflamm­te „Blackfacin­g“-Debatte rund um die Sternsinge­r stehen (also über das Bemalen eines der drei „königliche­n“Gesichter mit dunkler Farbe). Weit und breit niemand, der hier dagegenhie­lte, der sich gar traute zu sagen, dass plumper Antirassis­mus erst recht rassistisc­h sein kann. Die Katholisch­e Jungschar zeigt sich „gesprächsb­ereit“. Ansonsten (auch bischöflic­hes) Schweigen.

Gibt es eigentlich auch eine Impfung gegen den Hang zur Selbstaufg­abe?

Den „Segen“, den die Sternsinge­r bringen, können wir gut brauchen. Die Kirche müsste indes ihre „Systemrele­vanz“mutiger beweisen

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