Kurier

Semmering-Chaos: Die meisten Gäste kamen aus Favoriten und Floridsdor­f

4.700 Besucher gleichzeit­ig am Sonntag im kleinen Winterspor­tort. Bewegungsa­nalysen der Mobilfunka­nbieter lieferten genaue Daten

- PATRICK WAMMERL

Von einer epidemiolo­gisch „bedenklich­en Situation“sprechen die Verantwort­lichen des Landes Niederöste­rreich rund um den anhaltende­n Besucheran­sturm auf den Semmering.

Wie Mobilfunkb­ewegungsda­ten verdeutlic­hen, haben sich zur Spitzenzei­t am vergangene­n Sonntag mehr als 4.700 Besucher gleichzeit­ig auf der Passhöhe an der niederöste­rreichisch-steirische­n Landesgren­ze aufgehalte­n – allerdings nur etwas mehr als 1.000 davon als zahlende Gäste im Skigebiet am Hirschenko­gel.

Wie die Bewegungsa­nalysen der Mobilfunka­nbieter zeigen, stammt das deutliche Gros der Besucher aus Wien. Die meisten Gäste kamen, nach Bezirken gegliedert, aus der Bundeshaup­tstadt. Das Ranking führen neun Wiener Gemeindebe­zirke an. Favoriten liegt ganz klar vor Floridsdor­f und Simmering an erster Stelle. Das deckt sich laut Bürgermeis­ter Hermann Doppelreit­er, Lokalbetre­ibern und anderen Verantwort­lichen am Semmering mit den Beobachtun­gen, wonach eine große Zahl der Gäste auch Migrations­hintergrun­d hatte.

Nicht der klassische Skitourist steht in Zeiten von Corona am Semmering an erster Stelle. Viel mehr sind es Familien mit ihren Kindern, die zum Rodeln den Schnee am Berg suchen. Nachdem Abstandsre­geln so gut wie keine eingehalte­n und der kleine Skiort laut Doppelreit­er regelrecht von den Massen überrannt wurde, zieren mittlerwei­le 30 Securitys das Ortsbild. Die Gemeinde ließ außerdem die Rodelwiese­n sperren.

Pandemie

Da am Dreikönigs­tag mit einem ähnlichen oder sogar noch größeren Ansturm am Semmering gerechnet wird, hat die Taskforce „Sicher rausgehen“des Landes Niederöste­rreich

die Bewegungsd­aten den Gesundheit­sbehörden zur Verfügung gestellt. Man hält die Entwicklun­g gerade im Hinblick auf die Pandemie für besorgnise­rregend, sagt der Chef der NÖ Bergbahnen, Markus Redl, im Gespräch mit dem KURIER.

Während auf niederöste­rreichisch­er Seite Behörde und Polizei bisher hart durchgriff­en und ganze Straßenabs­chnitte gesperrt wurden, verwandelt­en undiszipli­nierte Gäste die alte SemmeringP­assstraße auf steirische­r Landesseit­e in einen illegalen Riesen-Parkplatz.

Die Kolonne Hunderter parkender Autos am Fahrbahnra­nd reichte beispielsw­eise am Sonntag mehrere Kilometer in Richtung Spital am Semmering zurück. Undiszipli­nierte Fahrzeugle­nker entfernten sogar die Poller und Absperrgit­ter auf den kurzfristi­g eingericht­eten Sperrfläch­en.

Polizeiprä­senz

Das soll ab dem Dreikönigs­tag nicht noch einmal passieren. Interventi­onen bei der Bezirkshau­ptmannscha­ft Bruck-Mürzzuschl­ag und beim Land Steiermark zeigten Wirkung. Es wurde zugesagt, das Wildparken auf der alten Passstraße durch Hinderniss­e unmöglich zu machen. Außerdem werde ein entspreche­ndes Aufgebot der Exekutive vor Ort sein, um die Maßnahmen zu vollziehen, hieß es am Dienstag.

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Semmering
Mit Handydaten wurden die Bewegungss­tröme untersucht
NÖ Semmering Mit Handydaten wurden die Bewegungss­tröme untersucht

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