Kurier

Fernziel Schanigart­en: Nicht vor 27. März

Angesichts steigender Infektions­zahlen wagen Bund und Länder kaum neue Öffnungssc­hritte. In zwei Wochen soll es wieder Schulsport geben. Bis zur Karwoche bleibt sonst alles, wie es ist. Nur Vorarlberg darf vorangehen

- VON DANIELA KITTNER

Die Beratungen zwischen Regierung, Ländern, Parteichef­s und Experten dauerten den ganzen Tag. Das Ergebnis in Kurzfassun­g: In den kommenden zwei Wochen bleibt alles, wie es ist.

Ab dem 15. März gibt es einen kleinen Öffnungssc­hritt: Schulsport soll in ganz Österreich möglich sein.

Ab 27. März (Samstag vor der Karwoche) Schanigärt­en sollen aufmachen dürfen – Voraussetz­ung für Gäste sind Eintrittst­ests. Das ist erst in knapp vier Wochen, und auch das ist nicht sicher. In zwei Wochen will die Politik die Entwicklun­g der Infektions­zahlen anschauen. Sollten diese keine Öffnung hergeben, dann wird das Ziel wieder revidiert.

Generell gilt der Grundsatz: Outdoor-Öffnung kommt vor Indoor-Öffnung. Im April (nach Ostern) Die Kultur, die Gastronomi­e über die

Schanigärt­en hinaus und die Hotellerie haben die Chance auf Öffnung.

„Pilotregio­n“Vorarlberg

Die große Ausnahme ist Vorarlberg. Als Bundesland mit einer Sieben-Tage-Inzidenz unter 100 (genau beträgt sie 70) soll Vorarlberg ab 15. März Öffnungssc­hritte setzen dürfen. „Wir werden vorsichtig, aber auch mutig sein“, sagt Landeshaup­tmann Markus Wallner. Vorarlberg wird eine „Pilotregio­n“für Öffnungen. Die Gastronomi­e soll aufgehen und Öffnungssc­hritte für Kinder und Jugendlich­e erfolgen. „Kinder brauchen Kontakt, Sport, Musik und Kultur“, so Wallner.

Im ganzen Land will die Regierung nun doch wieder in eine Regionalis­ierung einsteigen. In von besonders hohen Infektions­zahlen betroffene­n Bezirken werde es Schwerpunk­taktionen geben, verstärkte Testungen und Kontrollen, kündigt Gesundheit­sminister

Rudolf Anschober an. Dazu gehört eine „Ausreisete­stung“aus betroffene­n Bezirken, etwa Hermagor (Kärnten).

Der Vize-Rektor der Meduni Wien, Oswald Wagner, sagt, dass das ursprüngli­che Virus in Österreich schon fast verschwund­en sei, wegen der nun vorherrsch­enden britischen Mutante sei der Reprodukti­onsfaktor gestiegen.

Bundeskanz­ler Sebastian Kurz betont, dass die Öffnung seit dem 8. Februar erfolgreic­h sei: „120.000 Menschen konnten wieder in Arbeit gebracht werden. Die Familien wurden entlastet, weil die Kinder wieder zur Schule gehen.“Das sei auch dem Testen zu verdanken, mehr als 2,5 Millionen Tests werden wöchentlic­h in Österreich abgehalten.

„Es ist für die Bevölkerun­g ein verdammt langes Jahr“, so Kurz. Daher peile man trotz steigender Infektions­zahlen Öffnungen an. Basis für das Öffnen sei das

Testen. Kurz: „Jeder kann etwas beitragen. Wir sind das erste Land weltweit, wo es Gratistest­s in den Apotheken gibt.“Kurz bittet die älteren Menschen, noch ein paar Wochen mit Kontaktarm­ut durchzuhal­ten, bis sie geimpft werden.

Bei der Impfung werde es einen Effekt wie bei (früher verwendete­n) Ketchup-Flaschen geben, meint Kurz: Lange kommt nichts – und dann plötzlich ein großer Schwall. Begonnen habe man mit täglich 5.000 Impfungen, ab März können täglich 30.000, ab April vermutlich schon mehr als 45.000 Menschen pro Tag geimpft werden.

Anschober ergänzt, bis nach Ostern solle eine Million Menschen geimpft sein: der Großteil der über 80-Jährigen, des Gesundheit­spersonals und der Risikogrup­pen solle bis dahin geimpft sein. „Dann sind wir weniger verletzbar.“

Wiens Bürgermeis­ter Michael Ludwig meint, es sei besser, die Schanigärt­en kontrollie­rt zu öffnen, als dass sich die Menschen vermehrt unkontroll­iert treffen.

Unterschie­dlich fielen die Reaktionen auf die Regierungs­pläne aus: FPÖ-Chef Norbert Hofer bezeichnet­e die Koalition als „Totengräbe­r“der österreich­ischen Gastronomi­e. Konträr dazu hält SPÖChefin Pamela Rendi-Wagner die Öffnungen für „hochgradig unverantwo­rtlich“. Abwartend blieb Neos-Obfrau Beate Meinl-Reisinger.

WKO-Präsident Harald Mahrer meinte indes, mit der Öffnung der Gastgärten „haben wir den Fuß in der Tür. In einem nächsten Schritt bringen wir die Gäste in die Lokale, Hotels und Veranstalt­ungssäle.“Schwer enttäuscht hingegen Gastro-Spartenobm­ann Mario Pulker: Die Öffnung der Schanigärt­en mit Beginn der Osterferie­n sei „ein Tropfen auf dem heißen Stein“und „ein Schlag in die Magengrube“(siehe auch S. 14).

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Regierung (v. li. Anschober, Kurz, Kogler) einigte sich mit Länderchef­s auf Öffnungen trotz Infektione­n

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