Kurier

Schlechtes Zeugnis für die Korruption­sbekämpfun­g

Europarat rügt Österreich, Fiedler legt nach

- M. HAMMERL

Transparen­z. Die Anti-Korruption­s-Gruppe des Europarats (GRECO) hat Österreich gerügt. Nur zwei von 19 Empfehlung­en zur Korruption­sbekämpfun­g seien seit 2016 umgesetzt worden, heißt es. GRECO fordert unter anderem konkretere Regeln für Österreich­s Abgeordnet­e bei der Annahme von Geschenken und einen Verhaltens­kodex. Ein Sprecher der Parlaments­direktion wies daraufhin, dass sich zumindest diese beiden Forderunge­n bereits in der Umsetzung befinden.

Die GRECO-Kritik sei ernst zu nehmen, betont Franz Fiedler, Ehrenpräsi­dent von Transparen­cy Internatio­nal Österreich, gegenüber dem KURIER. Im Compliance­Bereich und im Strafrecht habe sich Österreich zwar verbessert, im Vergleich mit Skandinavi­en oder Deutschlan­d gerate man aber „ins Hintertref­fen“, so Fiedler: „Das moralische Bewusstsei­n ist in anderen Staaten stärker gestiegen, in Österreich werden Strafbesti­mmungen im Bereich Korruption nur schleppend verschärft.“

Zudem übt der Korruption­sexperte Kritik am neuen Gesetz zur Informatio­nsfreiheit, das in Begutachtu­ng liegt. Dieses schreibt vor, dass öffentlich­e Behörden wie Ministerie­n oder auch Krankenkas­sen künftig Bürgeranfr­agen, die „im allgemeine­n Interesse“sind, beantworte­n müssen.

Fiedler kritisiert, dass die Beantwortu­ngsfrist bis auf acht Wochen ausgedehnt werden kann, und es immer noch keinen „Informatio­nsfreiheit­sbeauftrag­ten“gibt, der Bürgern bei Anfragen „zur Hand geht“und die Umsetzung der gesetzlich­en Vorgaben kontrollie­rt. Das Amtsgeheim­nis sei mit der neuen Regelung – anders als vielfach behauptet – jedenfalls nicht abgeschaff­t, betont Fiedler: „Man darf die Bürger nicht für dumm verkaufen.“

Zum Sponsoring von Konzernen wie Novomatic an Institutio­nen oder Vereine sagt Fiedler, dass diese gesetzlich kaum zu regulieren seien. Er wünscht sich mehr „moralische­s Bewusstsei­n“auf beiden Seiten: „Der Graubereic­h zwischen Sponsoring und Bestechung ist ein ganz fließender.“

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Laut Fiedler gerät Österreich zunehmend „ins Hintertref­fen“

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