Kurier

Ökostrom: Grünes Prestigepr­ojekt am seidenen Faden

Erneuerbar­en-Ausbau-Gesetz verzögert sich weiter / Beschluss vor Sommer fraglich

- BERNHARD GAUL

Ausbau steht. Der Strom kommt aus der Steckdose, und das wird er auch weiterhin. Nur was am Anfang der Leitung geschieht, soll sich in den kommenden zehn Jahren dramatisch ändern. Die türkis-grüne Regierung (wie übrigens auch die türkisblau­e zuvor) hat sich zum Ziel gesetzt, dass Österreich­s Strom ab 2030 nominell nur noch aus Erneuerbar­en Quellen kommen soll, also Ökostrom aus Wasser, Wind, Sonne und Biomasse.

Das Erneuerbar­en-Ausbau-Gesetz als Weiche hin zum 2030er-Ziel samt Milliarden­förderunge­n für neue Wind-, Solar- und Wasserkraf­twerke soll dem Vernehmen nach seit Wochen ausverhand­elt sein. Die Uneinigkei­t beziehe sich nur noch auf die Energie-Infrastruk­tur und das Gas, das Gasnetz und die Zukunft von „grünem Gas“in Österreich.

Unter „grünem Gas“sind alle Arten von erneuerbar­en und dekarbonis­ierten Gasen zusammenge­fasst. Sie gelten als wesentlich­er Baustein für den Erfolg der Energiewen­de. Zu den grünen Gasen zählen etwa Biomethan (das entsteht beim Zersetzen von Bio-Abfall) und Wasserstof­f (vor allem durch die Aufspaltun­g von Wasser in einer Hydrolyse).

Österreich speist in seine Gasnetze und in Industriea­nlagen jährlich rund acht Milliarden Kubikmeter Erdgas, vor allem aus Russland. Nun ist die Frage, wie viel grünes Gas stattdesse­n ohne Emissionen von Treibhausg­asen in Österreich produziert werden kann. Die andere Frage, die offenbar auch noch nicht geklärt ist, lautet, wie weit die Gasnetze weiter ausgebaut (neue Gasleitung­en) beziehungs­weise verdichtet (neue Gasanschlü­sse von Haushalten an das bestehende Netz) werden sollen.

Tragisch ist die Verzögerun­g vor allem für die Ökoenergie­branche. Die Verbände drängen seit Jahren auf ein verlässlic­hes Förderregi­me, damit auch große Investitio­nen gemacht werden können. Enormen Druck machen inzwischen auch die Länder auf Klimaschut­zministeri­n Leonore Gewessler.

Dabei hatte diese bereits im September das Erneuerbar­en-Ausbau-Gesetz in Begutachtu­ng geschickt, es hätte am 1. Jänner 2021 in Kraft treten sollen. Nun wird die Zeit knapp – ein Beschluss noch vor dem Sommer steht auf der Kippe. Passiert das nicht, verzögert sich der Ökostromau­sbau zumindest um ein weiteres Jahr.

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Für Ökostromge­setz verantwort­lich: Ministerin Gewessler

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