Ökostrom: Grünes Prestigeprojekt am seidenen Faden
Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz verzögert sich weiter / Beschluss vor Sommer fraglich
Ausbau steht. Der Strom kommt aus der Steckdose, und das wird er auch weiterhin. Nur was am Anfang der Leitung geschieht, soll sich in den kommenden zehn Jahren dramatisch ändern. Die türkis-grüne Regierung (wie übrigens auch die türkisblaue zuvor) hat sich zum Ziel gesetzt, dass Österreichs Strom ab 2030 nominell nur noch aus Erneuerbaren Quellen kommen soll, also Ökostrom aus Wasser, Wind, Sonne und Biomasse.
Das Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz als Weiche hin zum 2030er-Ziel samt Milliardenförderungen für neue Wind-, Solar- und Wasserkraftwerke soll dem Vernehmen nach seit Wochen ausverhandelt sein. Die Uneinigkeit beziehe sich nur noch auf die Energie-Infrastruktur und das Gas, das Gasnetz und die Zukunft von „grünem Gas“in Österreich.
Unter „grünem Gas“sind alle Arten von erneuerbaren und dekarbonisierten Gasen zusammengefasst. Sie gelten als wesentlicher Baustein für den Erfolg der Energiewende. Zu den grünen Gasen zählen etwa Biomethan (das entsteht beim Zersetzen von Bio-Abfall) und Wasserstoff (vor allem durch die Aufspaltung von Wasser in einer Hydrolyse).
Österreich speist in seine Gasnetze und in Industrieanlagen jährlich rund acht Milliarden Kubikmeter Erdgas, vor allem aus Russland. Nun ist die Frage, wie viel grünes Gas stattdessen ohne Emissionen von Treibhausgasen in Österreich produziert werden kann. Die andere Frage, die offenbar auch noch nicht geklärt ist, lautet, wie weit die Gasnetze weiter ausgebaut (neue Gasleitungen) beziehungsweise verdichtet (neue Gasanschlüsse von Haushalten an das bestehende Netz) werden sollen.
Tragisch ist die Verzögerung vor allem für die Ökoenergiebranche. Die Verbände drängen seit Jahren auf ein verlässliches Förderregime, damit auch große Investitionen gemacht werden können. Enormen Druck machen inzwischen auch die Länder auf Klimaschutzministerin Leonore Gewessler.
Dabei hatte diese bereits im September das Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz in Begutachtung geschickt, es hätte am 1. Jänner 2021 in Kraft treten sollen. Nun wird die Zeit knapp – ein Beschluss noch vor dem Sommer steht auf der Kippe. Passiert das nicht, verzögert sich der Ökostromausbau zumindest um ein weiteres Jahr.