Kurier

EVP-Fraktion macht Ernst: Orbans Truppe droht die Suspendier­ung

Ungarns Premier droht seinerseit­s mit Austritt der Fidesz / Karas kontert: „Wir lassen uns nicht erpressen“

- INGRID STEINER-GASHI

Europäisch­es Viktor Orban ist empört: Ungarns Premier und Chef der rechts-konservati­ven Fidesz-Partei droht mit dem Austritt seiner zwölf Abgeordnet­en aus der Fraktion der Europäisch­en Volksparte­i (EVP) im EU-Parlament. Anlass: Die EVP-Fraktion wird morgen, Mittwoch, voraussich­tlich ihre Geschäftso­rdnung ändern. Und unmittelba­r darauf, so kündigt Parlaments-Vizepräsid­ent Othmar Karas (ÖVP) an, werde er einen Antrag auf Suspendier­ung der Fidesz-Gruppe einbringen.

Von Orbans Drohung zeigt sich Karas wenig beeindruck­t: „Wir lassen uns nicht erpressen.“Und wenn der ungarische Regierungs­chef seinen Worten Taten folgen lässt? „Dann sind sie eben ausgetrete­n“, antwortet der deklariert­e Kritiker von Orbans „illiberale­m Demokratie­kurs“dem KURIER.

Rechtsstaa­tlichkeit

Fast scheint es, als würde der ungarische Premier mit dem freiwillig­en Abzug seiner Abgeordnet­en der EVP-Fraktion ohnehin einen Gefallen tun.

Denn mit dem Gebaren und Wirken der Fidesz hat die Christdemo­kratische Parteienfa­milie schon seit Jahren ihre liebe Not: Sie gräbt Ungarns unabhängig­en Medien systematis­ch das Wasser ab, widersetzt sich EU-Beschlüsse­n und EuGH-Urteilen und wehrte sich zuletzt lange erbittert dagegen, die Ausschüttu­ng von EU-Milliarden an rechtsstaa­tliche

Bedingunge­n zu knüpfen. Massive Empörung gegen das Vorgehen der ungarische­n Regierungs­partei regte sich auch in den Reihen der EVP. Für harte Sanktionen aber gab es bisher keine Mehrheit. Vor allem die mächtigste Partei in der EVP, die deutsche CDU, stemmte sich immer gegen einen Ausschluss der Ungarn.

Karas drängte auf ein schrittwei­ses, aber konsequent­es Vorgehen: „Wir können Fidesz nicht vorwerfen, ständig die europäisch­en Grundwerte zu verletzten, wenn wir nicht gleichzeit­ig auch die Instrument­e haben, dagegen vorzugehen.“

Das Instrument ist nun in Form einer neuen Geschäftso­rdnung geschaffen. Die Suspendier­ung

der Fidesz aus der EVP-Fraktion ist nicht vor Juni zu erwarten. Dies würde bedeuten: Die Tätigkeit von Fidesz-Abgeordnet­en im EU-Parlament wäre lahmgelegt, Orbans verlängert­er Arm in Brüssel zum Stillhalte­n verurteilt. In der Parteienfa­milie EVP ist Fidesz bereits seit zwei Jahren suspendier­t. Einen Antrag aus Ausschluss von Orbans Truppe gibt es bereits in der Partei, ein ebensolche­r aus der Fraktion dürfte bald folgen.

Verliert die EVP die Fidesz-Abgeordnet­en, bleibt sie mit dann 175 Abgeordnet­en noch immer die größte Fraktion im EU-Parlament – vor den Sozialdemo­kraten mit 145 Mandataren.

 ??  ?? Parlament.
Empört: Premier Orban droht mit Austritt der Fidesz
Parlament. Empört: Premier Orban droht mit Austritt der Fidesz
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria