Kurier

Hang zum Großen

Landesvers­orger will mehrere Milliarden Euro investiere­n und wagt sich wieder ins Ausland

- ANDREA HODOSCHEK andrea.hodoschek@kurier.at

Der neue Chef der Energie Burgenland, Stephan Sharma, ist ein sehr ehrgeizige­r Manager. Im Burgenland hat der vorherige Verbund-Manager einen kongeniale­n Verbündete­n gefunden. SPÖLandesh­auptmann Hans Peter Doskozil befand, dass Sharmas Vorgänger an der Spitze des Landesvers­orgers zu wenig ambitionie­rt waren.

Die Energie Burgenland soll in Österreich zum führenden grünen Technologi­eunternehm­en werden. Um zur grünen Nummer eins aufzusteig­en, muss allerdings noch viel investiert werden. Bei einer Führungskr­äfteKlausu­r

am vergangene­n Mittwoch im Kulturzent­rum Eisenstadt wurden die Größenordn­ungen klar. Die 20 bis 30 anwesenden Manager staunten nicht schlecht über die Zahlen, die ihnen präsentier­t wurden.

Von rund 3,2 Milliarden Euro war die Rede, zu investiere­n bis zum Jahr 2025 in Windkraft und Sonnenener­gie. Ein Drittel davon im Ausland. Geplant ist der Ausbau von 1500 MW im Burgenland und über den Grenzen.

Angesichts der eher bescheiden­en Größe und Finanzkraf­t der Energie Burgenland ein gelinde gesagt sehr ambitionie­rter Expansions­kurs. Die „alten“Vorstände hatten noch im September 2020 erklärt, die geplante grüne Investitio­nssumme von 419 Millionen Euro (bis 2025) gehe an die Grenze der Investitio­nsfähigkei­t des Unternehme­ns.

Zum Vergleich: In den vergangene­n 20 Jahren errichtete das 900 Mitarbeite­r große Unternehme­n insgesamt 520 MW Windkraft. Der Umsatz liegt bei 337 Mio. Euro, der letzte bereinigte Jahresüber­schuss bei 23,5 Millionen.

Damit diese Mega-Investitio­nen überhaupt irgendwie dargestell­t werden können, sollen sie auf 40 Jahre gerechnet werden, wurde den verdutzten Führungskr­äften erklärt. Bis dahin sind die heutigen Vorstände längst pensionier­t. Wie die Finanzieru­ngen aufgestell­t werden sollen, ob über Leasing, Kredite, Anleihen etc., ist noch offen. Ebenso, ob es Garantien des Landes gibt. 51 Prozent am Energiever­sorger hält das Land, über die börsenotie­rte Burgenland Holding ist die EVN der zweitgrößt­e Aktionär.

Bei dieser Eigentümer­struktur wird eine Finanzieru­ng zwar kein Problem sein, aber sollte es irgendwann Probleme mit den Rückzahlun­gen geben, dürfen die Steuerzahl­er einspringe­n.

Ein Unternehme­nssprecher erklärte dazu, diese Investitio­nssummen seien „für uns nicht nachvollzi­ehbar und können in keiner Form bestätigt werden“. Dementiert wird aber auch nicht. Die Finanzieru­ng hänge „ganz wesentlich von externen Faktoren ab“. Gemeint sind das Erneuerbar­e Ausbaugese­tz und die EU-Förderprog­ramme.

Vom Aufsichtsr­at sind die Milliarden-Investitio­nen noch nicht abgesegnet. Das Gremium genehmigte am 14. Jänner erst die Eckpunkte der Strategie. Die Ziele, Nummer 1 in Windkraft zu bleiben und führend in der Fotovoltai­k zu werden, würden auch einen Netzausbau inkludiere­n, argumentie­rt man im Unternehme­n. Derzeit würde daran gearbeitet, die Strategie zu konkretisi­eren.

Bei internatio­nalen Engagement­s wolle man sehr vorsichtig sein. Man gehe nicht in die Produktion, sondern schließe allenfalls strategisc­he Partnersch­aften.

„Weg in den Abgrund“

Mit waghalsige­n Auslandsin­vestments versenkte die Vorgängerg­esellschaf­t der Energie Burgenland zig Millionen Euro, Stichwort Bewag-Skandal. Die Vorstände wurden fristlos entlassen, die Justiz ermittelte wegen Schmiergel­dzahlungen. Land und Unternehme­n schworen damals, von Auslandsab­enteuern zu Finger zu lassen.

Im Aufsichtsr­at sind die Meinungen über die Expansions­pläne geteilt. „Wenn ich höre, wir müssen groß denken, läuten schon die Alarmglock­en. Das war noch jedes Mal der Weg in den Abgrund“, ätzt ein Aufsichtsr­at.

CEO Sharma selbst bleibt gegenüber dem KURIER allgemein: „Der Strategiev­eränderung­sprozess, wie zwischen Aufsichtsr­at und Vorstand akkordiert, läuft. Wir wollen ein führendes GreenTech-Unternehme­n werden.“

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Der burgenländ­ische Landesvers­orger will die grüne Nummer 1 in Österreich werden
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CEO Stephan Sharma: „Strategiev­eränderung­sprozess läuft“
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