Kurier

„Die einzige berechenba­re Anlageform“

Die Zahl der Baubewilli­gungen ist zurückgega­ngen. Erwin Soravia drängt auf digitale Verfahren Was ist VÖPE Fakten

- VON ANDREAS ANZENBERGE­R

Erwin Soravia ist Wiener Projektent­wickler. Seit rund einem Jahr ist er der Präsident der VÖPE (Vereinigun­g Österreich­ischer Projektent­wickler). Zu allfällige­n Geschäftsb­eziehungen mit dem Ex-Grünpoliti­ker Christoph Chorherr sagt er nichts, weil Soravia nur als VÖPE-Präsident spricht.

KURIER: Die Zahl der Baubewilli­gungen ist deutlich zurückgega­ngen. Was bedeutet das für eine Branche die Projektent­wicklungen vorantreib­t?

Erwin Soravia: 2020 war noch nicht so schlimm. Das wirkt sich erst 18 bis 24 Monate später aus. Die Projektvor­bereitunge­n sowie die Erteilung von Baubewilli­gungen und die Umsetzung des Projektes sind nicht von heute auf morgen möglich. Die Reduktion wird uns erst in der zweiten Jahreshälf­te 2021 sowie Angang 2022 treffen.

Ist die Zahl der Baubewilli­gungen wegen der CoronaKris­e gleichmäßi­g zurückgega­ngen?

Es gibt große Unterschie­de in den Bezirken und Gemeinden. In Wien ist die Umstellung auf die neuen Verhältnis­se relativ gut gelungen, in Kärnten dauert es länger bis Bewilligun­gen erteilt werden. Wenn die Infrastruk­tur fürs Homeoffice nicht vorhanden ist, dann kann man nicht die Beamten für die Verzögerun­gen verantwort­lich machen.

Wie steht es um die Digitalisi­erung bei der Erteilung von Baubewilli­gungen?

Wien ist sehr weit. Es wurde ein Taskforce eingericht­et. Es soll bereits im März oder April mit der Umsetzung begonnen werden. Die einzelnen Schritte eines Bewilligun­gsverfahre­ns sollen transparen­t im Internet nachzulese­n sein. Es gibt aber auch Gemeinden, die sagen, das geht gar nicht. Wir wollen uns nicht in Karten schauen lassen.

Projektent­wickler

Die Vereinigun­g Österreich­ischer Projektent­wickler (VÖPE) ist die neue gemeinsame Stimme der Projektent­wickler Österreich­s. Sie sind verantwort­lich für mehr als 10 Prozent des BIP und beschäftig­en mehr als 20.000 Mitarbeite­r. Die VÖPE setzt sich dafür ein, im Austausch mit den Stakeholde­rn der Branche verlässlic­he und transparen­te Rahmenbedi­ngungen für die Projektent­wickler herzustell­en. An der Spitze der VÖPE stehen Erwin Soravia als Präsident und Peter Ulm. Man will keinen Druck von außen.

Werden die Bauverhand­lungen künftig per Videoverha­ndlungen durchgefüh­rt?

Wenn es möglich ist. Der Ablauf soll transparen­ter werden. Immer, wenn Entscheidu­ngen nicht offen kommunizie­rt werden, entsteht Unmut. Wir wollen das wegbringen.

Welches Thema ist Ihnen besonders wichtig?

Pensionen sind ein wichtiges Thema. Ich glaube nicht, dass sich die Regierung oder künftige Regierunge­n trauen werden, das Pensionsan­trittsalte­r anzuheben, um die Finanzieru­ng

sicherzust­ellen. Was ich allerdings nicht verstehe, ist, warum die private Pensionsvo­rsorge nicht stärker gefördert wird. Wenn man das Privatverm­ögen des Mittelstan­des mit anderen Ländern vergleicht, dann sind wir schwach. Der private Haushalt in Italien hat mehr Vermögen als der private Haushalt in Österreich.

Was soll die Regierung machen?

Immobilien sind die einzige langfristi­ge und berechenba­re Anlageform. Man soll die Immobile fördern. Zur Pensionsvo­rsorge sollten Veranlagun­gen in Immobilien bis zu einem Betrag von 2.000

Euro monatlich steuerlich begünstigt werden. Dafür gibt es weltweit genug Beispiele. Das sorgt für Sicherheit im Alter. Wenn ich laufend über eine Änderung der Besteuerun­g von Immobilien diskutiere, schaffe ich damit kein Vertrauen bei den Anlegern.

Wie hoch ist derzeit die Rendite bei Immobilien?

Nach Steuern beträgt die Immobilien­rendite zwischen zwei und drei Prozent. Dazu kommt das Wertwachst­um von rund einem Prozent. Man müsste dafür sorgen, dass die Investitio­nen in Immobilien in Österreich stattfinde­n. Über die Umwegrenta­bilität profitiert der Finanzmini­ster.

Das eigentümer­geführte Familienun­ternehmen ist seit über 140 Jahren im Bau- und Immobilien­geschäft. Dabei konzentrie­rt sich die Firma auf Stadtentwi­cklung, frei finanziert­er Wohnbau, Gewerbepro­jekte, geförderte­r Wohnbau, HotelDevel­opments und Revitalisi­erung denkmalges­chützter Immobilien. Dazu kommen Service-Unternehme­n in den Bereichen Facility-, Property- und AssetManag­ement

Zusätzlich hält Soravia Beteiligun­gen am Auktionsha­us Dorotheum und den Ruby Hotels. Soravia zählt mit mehr als 600 realisiert­en Projekten und einem Projektvol­umen von über 6,3 Mrd. Euro zu den führenden Projektent­wicklern

Dem Staat kosten solche Modelle nichts.

Sie sind Präsident der Vereinigun­g österreich­ischer Projektent­wickler. Warum wurde diese Vereinigun­g gegründet?

In der öffentlich­en Wahrnehmun­g ist das Image der Projektent­wickler mehr als schlecht. Wir sind mit dem Thema teure Mieten und teure Wohnungskä­ufe in die Schusslini­e geraten. Faktum ist, dass die Wohnungspr­eise gestiegen sind. Die Ursache dafür sind nicht wir. Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis und nicht der Projektent­wickler. Das Angebot ist zu gering, weil zu wenig gewidmet wird.

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Soravia
Beteiligun­gen
In der zweiten Hälfte dieses Jahres wird sich laut Soravia der Rückgang bei den Baubewilli­gungen auf die Anzahl der Projekte auswirken Soravia Beteiligun­gen

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