„Die einzige berechenbare Anlageform“
Die Zahl der Baubewilligungen ist zurückgegangen. Erwin Soravia drängt auf digitale Verfahren Was ist VÖPE Fakten
Erwin Soravia ist Wiener Projektentwickler. Seit rund einem Jahr ist er der Präsident der VÖPE (Vereinigung Österreichischer Projektentwickler). Zu allfälligen Geschäftsbeziehungen mit dem Ex-Grünpolitiker Christoph Chorherr sagt er nichts, weil Soravia nur als VÖPE-Präsident spricht.
KURIER: Die Zahl der Baubewilligungen ist deutlich zurückgegangen. Was bedeutet das für eine Branche die Projektentwicklungen vorantreibt?
Erwin Soravia: 2020 war noch nicht so schlimm. Das wirkt sich erst 18 bis 24 Monate später aus. Die Projektvorbereitungen sowie die Erteilung von Baubewilligungen und die Umsetzung des Projektes sind nicht von heute auf morgen möglich. Die Reduktion wird uns erst in der zweiten Jahreshälfte 2021 sowie Angang 2022 treffen.
Ist die Zahl der Baubewilligungen wegen der CoronaKrise gleichmäßig zurückgegangen?
Es gibt große Unterschiede in den Bezirken und Gemeinden. In Wien ist die Umstellung auf die neuen Verhältnisse relativ gut gelungen, in Kärnten dauert es länger bis Bewilligungen erteilt werden. Wenn die Infrastruktur fürs Homeoffice nicht vorhanden ist, dann kann man nicht die Beamten für die Verzögerungen verantwortlich machen.
Wie steht es um die Digitalisierung bei der Erteilung von Baubewilligungen?
Wien ist sehr weit. Es wurde ein Taskforce eingerichtet. Es soll bereits im März oder April mit der Umsetzung begonnen werden. Die einzelnen Schritte eines Bewilligungsverfahrens sollen transparent im Internet nachzulesen sein. Es gibt aber auch Gemeinden, die sagen, das geht gar nicht. Wir wollen uns nicht in Karten schauen lassen.
Projektentwickler
Die Vereinigung Österreichischer Projektentwickler (VÖPE) ist die neue gemeinsame Stimme der Projektentwickler Österreichs. Sie sind verantwortlich für mehr als 10 Prozent des BIP und beschäftigen mehr als 20.000 Mitarbeiter. Die VÖPE setzt sich dafür ein, im Austausch mit den Stakeholdern der Branche verlässliche und transparente Rahmenbedingungen für die Projektentwickler herzustellen. An der Spitze der VÖPE stehen Erwin Soravia als Präsident und Peter Ulm. Man will keinen Druck von außen.
Werden die Bauverhandlungen künftig per Videoverhandlungen durchgeführt?
Wenn es möglich ist. Der Ablauf soll transparenter werden. Immer, wenn Entscheidungen nicht offen kommuniziert werden, entsteht Unmut. Wir wollen das wegbringen.
Welches Thema ist Ihnen besonders wichtig?
Pensionen sind ein wichtiges Thema. Ich glaube nicht, dass sich die Regierung oder künftige Regierungen trauen werden, das Pensionsantrittsalter anzuheben, um die Finanzierung
sicherzustellen. Was ich allerdings nicht verstehe, ist, warum die private Pensionsvorsorge nicht stärker gefördert wird. Wenn man das Privatvermögen des Mittelstandes mit anderen Ländern vergleicht, dann sind wir schwach. Der private Haushalt in Italien hat mehr Vermögen als der private Haushalt in Österreich.
Was soll die Regierung machen?
Immobilien sind die einzige langfristige und berechenbare Anlageform. Man soll die Immobile fördern. Zur Pensionsvorsorge sollten Veranlagungen in Immobilien bis zu einem Betrag von 2.000
Euro monatlich steuerlich begünstigt werden. Dafür gibt es weltweit genug Beispiele. Das sorgt für Sicherheit im Alter. Wenn ich laufend über eine Änderung der Besteuerung von Immobilien diskutiere, schaffe ich damit kein Vertrauen bei den Anlegern.
Wie hoch ist derzeit die Rendite bei Immobilien?
Nach Steuern beträgt die Immobilienrendite zwischen zwei und drei Prozent. Dazu kommt das Wertwachstum von rund einem Prozent. Man müsste dafür sorgen, dass die Investitionen in Immobilien in Österreich stattfinden. Über die Umwegrentabilität profitiert der Finanzminister.
Das eigentümergeführte Familienunternehmen ist seit über 140 Jahren im Bau- und Immobiliengeschäft. Dabei konzentriert sich die Firma auf Stadtentwicklung, frei finanzierter Wohnbau, Gewerbeprojekte, geförderter Wohnbau, HotelDevelopments und Revitalisierung denkmalgeschützter Immobilien. Dazu kommen Service-Unternehmen in den Bereichen Facility-, Property- und AssetManagement
Zusätzlich hält Soravia Beteiligungen am Auktionshaus Dorotheum und den Ruby Hotels. Soravia zählt mit mehr als 600 realisierten Projekten und einem Projektvolumen von über 6,3 Mrd. Euro zu den führenden Projektentwicklern
Dem Staat kosten solche Modelle nichts.
Sie sind Präsident der Vereinigung österreichischer Projektentwickler. Warum wurde diese Vereinigung gegründet?
In der öffentlichen Wahrnehmung ist das Image der Projektentwickler mehr als schlecht. Wir sind mit dem Thema teure Mieten und teure Wohnungskäufe in die Schusslinie geraten. Faktum ist, dass die Wohnungspreise gestiegen sind. Die Ursache dafür sind nicht wir. Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis und nicht der Projektentwickler. Das Angebot ist zu gering, weil zu wenig gewidmet wird.