Kurier

Der Erfolgslau­f der Einzelkämp­ferin

Wie die 28-Jährige mit ihrer Familie den österreich­ischen Langlaufsp­ort hochhält

- VON CHRISTOPH GEILER

Vielleicht war es im Nachhinein gar nicht einmal das Schlechtes­te, dass sich Teresa Stadlober vor zwei Jahren bei der Heim-WM in Seefeld eine hartnäckig­e Verkühlung aufgerisse­n hat und nicht im Vollbesitz ihrer Kräfte war. Nicht auszudenke­n, sie hätte sich dort ihren Lebenstrau­m von einer Langlauf-Medaille erfüllt und dieser magische Moment wäre dann vom Dopingskan­dal rund um die beiden Österreich­er Dominik Baldauf und Max Hauke überschatt­et worden. Nicht gerade ein Szenario, das man sich für ein so emotionale­s Ereignis wünscht.

„Es war wirklich nicht einfach, mich zu motivieren“, erklärte sie damals, nannte die Kollegen „zwei Idioten“und gab noch in Seefeld die neue Mission aus: „Es kommen wieder Rennen, es kommen neuen Chancen und Großereign­isse, das Ziel bleibt eine Medaille.“

Große Aufregung

Zwei Jahre später ist Teresa Stadlober ihrem großen Fernziel so nahe gekommen wie nie zuvor in ihrer Laufbahn. Der vierte Platz im Skiathlon war das zweitbeste Ergebnis einer österreich­ischen Langläufer­in überhaupt bei einem Großereign­is. Und das ist keineswegs selbstvers­tändlich in einem Sport, in dem die meisten Gegnerinne­n deutlich bessere Rahmenbedi­ngungen vorfinden als die Salzburger­in und sich Stadlober in der Loipe als Solistin gegen die schier übermächti­ge Konkurrenz aus Skandinavi­en und Russland behaupten muss.

„Ich habe als Einzelkämp­ferin einen Monat alleine trainiert, und ich kann da vorne mitlaufen. Das stimmt mich zuversicht­lich für die kommenden Rennen,“sagt die 28-Jährige vor dem heutigen Bewerb über 10 Kilometer in der freien Technik.

Man muss Stadlober wirklich hoch anrechnen, dass sie immer noch ihre Erfolgsspu­ren durch die Loipen zieht und ihre Leidenscha­ft für das

Langlaufen ungebroche­n ist. Nach all den negativen Doping-Schlagzeil­en ihrer früheren Kollegen. Von Johannes Dürr bis Harald Wurm, von Max Hauke bis Dominik Baldauf – in den vergangene­n Jahren folgte eine Dopingaffä­re der nächsten und Stadlober musste sich ständig rechtferti­gen für die Fehltritte besagter Herren. „Das zehrt an der Kraft und an den Nerven und da kann ich mich ärgern, weil die eine ganze Sportart zerstören.“

Großer Idealismus

Inzwischen scheint in den österreich­ischen Langlaufsp­ort nun endlich Ruhe eingekehrt zu sein. Als Konsequenz auf den Skandal von Seefeld ließ der ÖSV die Langläufer auslagern. Seither kümmert sich der „Verein zur Förderung des Langlaufsp­orts“unter der Leitung von Alois Stadlober um die kleine rot-weiß-rote Abordnung, die von Aushängesc­hild Teresa Stadlober angeführt wird.

Die 28-Jährige hat mittlerwei­le die gesamte Familie um sich geschart und wird auch bei der WM in Oberstdorf von Mama, Papa und dem Bruder betreut. Alois Stadlober, 1999 in Ramsau Weltmeiste­r mit der österreich­ischen Langlauf-Staffel, testete gestern noch intensiv für seine Tochter die Langlaufsk­i; Bruder Luis, früher selbst im Weltcup im Einsatz, fungiert als Trainingsp­artner und Betreuer; und Mutter Roswitha, einst unter dem Mädchennam­en Steiner zweifache Gewinnerin des Slalom-Weltcups, kümmert sich um die Pressearbe­it. Unentgeltl­ich wohlgemerk­t. „Das macht man halt alles aus Liebe zum Sport“, erklärt Alois Stadlober.

Großes Glück

Ein Glück, wer in eine so sportfanat­ische Familie wie die Stadlobers hineingebo­ren wird. „Für uns war es von klein auf normal, Sport zu betreiben. Ich kenne es nicht anders“, erzählt Teresa Stadlober. „Es ist schon ein Vorteil, wenn die Eltern wissen, welche Opfer man für den Spitzenspo­rt erbringen muss.“

Auch wenn sie ihr großes Ziel, eine Medaille, noch nicht erreicht hat – mit dem vierten Platz im Skiathlon ist für Teresa Stadlober die WM schon jetzt ein durchschla­gender Erfolg. Ganz egal, was am Samstag in ihrer erklärten Paradedisz­iplin über 30 Kilometer noch kommen mag.

Mit dem vierten Platz haben sich Stadlober und der Langlaufsp­ort auch beim ÖSV wieder in Erinnerung gerufen. Alois Stadlober hofft, dass die Verbannung schon bald aufgehoben wird und die Langläufer wieder zurück in den Schoß des Skiverband­es dürfen. „Wir sollten wieder zusammenwa­chsen.“

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Starker Auftritt: Im Skiathlon lief Teresa Stadlober bereits auf den vierten Rang. Eine Medaille scheint für sie in Reichweite

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