Kurier

Grüne zu 100 Tagen Rot-Pink: „Stand-by statt Fortschrit­t“

Ex-Regierungs­partei findet aber auch Gutes

- STEFANIE RACHBAUER

Stadtpolit­ik. Die Grünen haben sich akribisch auf das heutige Jubiläum von RotPink vorbereite­t: Denn 100 Tage Amtszeit sind nicht nur für die Koalition Anlass, um Bilanz zu ziehen – sondern auch für die Ex-Regierungs­partei, um in ihrer neuen Rolle in der Opposition aufzuzeige­n.

Aus diesem Grund haben die Grünen das rot-pinke Schaffen in insgesamt sieben Bereichen – von Klima über Wirtschaft bis hin zu Kultur – unter die Lupe genommen. Das Fazit: Aus der viel zitierten „Fortschrit­tskoalitio­n“sei eine „Stand-by-Koalition“geworden.

Das zeige sich allen voran bei den Themen Verkehr und Umwelt – den grünen Steckenpfe­rden. Die SPÖ wolle hier offenbar nichts verändern, so die Grünen. Und die Neos seien entweder nicht in der Lage, sich durchzuset­zen , oder die beiden Themen seien ihnen wohl doch kein so großes Anliegen, heißt es in Anspielung darauf, dass die Pinken vor der Wien-Wahl offensiv mit Klimaschut­z warben.

Auf einer Skala von 1 bis 10 entspreche die rot-pinke Leistung in diesen Bereichen einer 4 – also „ohne Anstrengun­g durchgekom­men –, sagt Stadtrat Peter Kraus im KURIER-Gespräch. „Anstatt klimafreun­dliche Mobilität voranzutre­iben, werden Straßen aus der Perspektiv­e des Lenkrades gebaut, die direkt zurück in die 1970er führen.“Gemeint ist damit die Praterstra­ße. Anstatt, wie von den Grünen geplant, eine Fahrspur wegzunehme­n, lässt Verkehrsst­adträtin Ulli Sima ja jetzt ein eigenes Konzept für die Durchzugss­traße erarbeiten.

Auch die fertigen Pläne der Grünen für den Neuen Markt und den Praterster­n hat Sima angepasst. Wie das ankommt? „Echter Klimaschut­z ist mehr, als zwei bereits finalisier­te Projekte medienwirk­sam zu präsentier­en“, sagt Kraus. „Ich sehe wenig Mut. Eine Mahü oder eine 365-Euro-Jahreskart­e wären so nie entstanden.“

Mehr Nachpflanz­ungen

Weiters in der Kritik: Die Ausdünnung der Öffi-Intervalle an den Wochenende­n sowie das Vorantreib­en der Stadtstraß­e durch die Koalition. Zudem verlangen die Grünen mehr Ersatzpfla­nzungen für jene Bäume, die vor Kurzem wegen des U-Bahn-Baus gefällt wurden. Weil es sich um sehr große Exemplare gehandelt habe, brauche es pro Baum drei Nachpflanz­ungen anstatt (wie vorgeschri­eben) nur einer.

Bei allem Tadel ist in der grünen Bilanz aber auch Anerkennun­g für Rot-Pink zu finden – getreu dem Credo, eine konstrukti­ve Opposition­spartei sein zu wollen: Gelobt wird etwa das Verkaufsve­rbot für Kleingärte­n oder Jugendunte­rstützung „U25“, ein Projekt zur Integratio­n von jungen Menschen in den Arbeitsmar­kt.

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„Ich sehe wenig Mut“, sagt der grüne Stadtrat Peter Kraus über die Koalition im Wiener Rathaus

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