SPÖ zittert um drei rote Hochburgen
In 28 von 132 Kärntner Gemeinden gibt es Bürgermeister-Stichwahlen. Mit zwei besonders brisanten Duellen
Dass es knapp wird, damit hatten viele gerechnet. Dass die SPÖ gleich in drei Kärntner Bezirksstädten so deutlich strauchelte, überraschte.
Die Gemeinderats- und Bürgermeisterwahlen am Sonntag in Kärnten waren zwar die vorhergesagten Bestätigungswahlen für die meisten amtierenden Bürgermeister, aber vor allem in der roten Landeshauptstadt Klagenfurt und der ebenfalls rotregierten Bezirkshauptstadt Spittal kam es zu einer kleinen Sensation. In beiden Städten setzten sich die jeweiligen Ex-Bürgermeister im ersten Wahlgang durch. Und: In beiden Fällen kommen die Herausforderer für die bisherigen SPÖ-Ortschefs aus dem Team Kärnten.
Dritte Duellneuauflage
Das Duell bei der Stichwahl am 14. März in der Kärntner Landeshauptstadt Klagenfurt lautet so bereits zum dritten Mal: Bürgermeisterin MariaLuise Mathiaschitz (SPÖ) gegen Christian Scheider (früher FPÖ, seit November Team Kärnten). Bei den Sozialdemokraten versuchte man zu beruhigen. Bereits 2009 und 2015 hätte es dieselbe Konstellation gegeben, in beiden Fällen war man im Rennen um den Bürgermeister-Sessel als Sieger hervorgegangen.
Doch 2021 ist vieles anders: Begonnen beim endgültigen Wahlergebnis, das Montagabend endlich eintraf. Scheider liegt mit 30,55 Prozent nur knapp hinter der amtierenden Bürgermeisterin (33,38 Prozent). Beim Gemeinderatswahlergebnis führt die SPÖ mit 31,17 Prozent vor dem Team Kärnten (22,43 Prozent).
Doch nicht nur in Klagenfurt reüssierte das Team Kärnten. Auch in der Bezirkshauptstadt Spittal an der Drau in Oberkärnten wurde gejubelt. Das Duell für die Stichwahl steht unter dem Motto: Ex-Bürgermeister fordert amtierenden Ortschef. Gerhard Köfer (Team Kärnten, 36,24 Prozent) gegen Gerhard Pirih (SPÖ, 35,05 Prozent). 16 Jahre lang war Köfer Bürgermeister in der Oberkärntner Bezirksstadt, damals noch als Teil der SPÖ. Sein mögliches Comeback und das Erstarken des Team Kärntens, der kleinsten Landtagspartei in Kärnten, werden als eigentliche Überraschung der Wahl gewertet. Bei der Aufregung um Klagenfurt und Spittal, scheint die dritte Stichwahl in einer Bezirkshauptstadt fast unterzugehen. Auch in Hermagor muss Stadtchef Siegfried Ronacher (SPÖ, 44,23 Prozent) in die Stichwahl gegen Leopold Astner (ÖVP, 37,57 Prozent). Ähnlich wie in Klagenfurt sind die Konkurrenten nicht neu: Bereits 2015 hatte es dieses Duell gegeben.
Ronacher gewann damals denkbar knapp, mit sieben Stimmen Vorsprung.
Insgesamt wird es an diesem 14. März neben Klagenfurt, Spittal an der Drau und Hermagor in weiteren 25 der 132 Kärntner Gemeinden zu Stichwahlen kommen.
Ist die SPÖ nun der große Wahlverlierer in Kärnten? Nein, sie bleibt die stärkste Kraft im Land. Und auch als Denkzettel Richtung Bundesregierung für etwaige Corona-Entscheidungen können die Ergebnisse nicht gedeutet werden.
Sorgenfalten dürften dennoch bei Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) entstehen, falls sich in Klagenfurt tatsächlich Christian Scheider durchsetzen sollte. Denn ein roter Landeshauptmann wünscht sich auch einen roten Bürgermeister für die Landeshauptstadt. Kaisers Kampfansage: „Für die Stichwahlen werden wir allen Kampfgeist zeigen.“Die amtierende Bürgermeisterin Mathiaschitz kalmierte gegenüber der Kleinen Zeitung: „In Klagenfurt mussten alle Bürgermeister seit 1990 in die Stichwahl, auch so große Bürgermeister wie Leopold Guggenberger oder Harald Scheucher.“Ein offenes Werben um ÖVP-Stimmen?
ÖVP legte zu
Apropos: Die Volkspartei konnte im roten Kärnten zulegen. Vor allem in den Städten wie Feldkirchen, Hermagor, und Radenthein gab es Erfolge und damit verbunden Lob von höchster Stelle aus Wien: von ÖVP-Chef Sebastian Kurz.
Also nur Gewinner bei der Gemeinderatswahl? Kaum, denn die FPÖ verlor laut vorläufigem Ergebnis am deutlichsten.
Am 14. März wird sich in den Stichwahlen dann jedenfalls entscheiden, ob Feldkirchen die einzige nicht rote Bezirkshauptstadt in Kärnten bleibt, oder ob sich drei andere hinzugesellen.