Kurier

Neue Initiative: „Hände weg vom Neusiedler See“

Ex-Politiker will „Experiment­e“und Wasserentn­ahme stoppen

- VON MICHAEL PEKOVICS

„Genug ist genug.“Dem ehemaligen Landeshaup­tmannStell­vertreter Gerhard Jellasitz (ÖVP) reicht es. Die jüngsten Meldungen über die Zuführung von Salz in die Moschado-Lacke bei Apetlon hat das Fass zum Überlaufen gebracht. „Ich möchte all jene mobilisier­en, die dagegen sind, den Neusiedler See als Experiment zu verwenden.“

Jellasitz spricht damit das Salz-Projekt von EU, Land und WWF ebenso an wie die geplante Zuleitung von ungarische­m Donauwasse­r, um das Austrockne­n zu verhindern.

Sein Appell: „Hände weg vom Neusiedler See, aus dem Nationalpa­rk darf kein Freizeitpa­rk werden.“Schon bei der Gründung des Nationalpa­rks sei es die Intention gewesen, die Natur vor allen äußeren Eingriffen zu schützen. „Das ist das Wesen eines Nationalpa­rks. Überall dort, wo der Mensch in die Natur eingreift, werden Wunden geschaffen“, sagt der ehemals für Natur- und Umweltschu­tz zuständige Spitzenpol­itiker und vergleicht die Situation mit den 1970erJahr­en, wo der Bau einer Brücke über den See ernsthaft diskutiert wurde.

Jellasitz: „Die Situation ist wie damals: Der Protest war notwendig, das Projekt wurde nicht umgesetzt. Auch heute müssen alle Naturschüt­zer gemeinsam gegen die Pläne der Wasserzule­itung auftreten.“

5.000 Brunnen

Diese wäre laut Jellasitz gar nicht notwendig, würde sich die Landwirtsc­haft bei der Wasserentn­ahme zurückhalt­en. „Bei der Gründung des Nationalpa­rks 1993 gab es im Seewinkel 100 Brunnen, heute sind es laut Rechnungsh­ofbericht von 2020 über 5.000 – und jährlich kommen neue, illegale dazu.“

Die Vorschläge der jungen, noch namenlosen Initiative: Sofortiger Stopp der Flächenbew­ässerung im Seewinkel, Umstellung auf Tröpfchenb­ewässerung, Rückbau von Kanälen, die Wasser ableiten, keine Zuführung von Donauwasse­r und die Kontrolle der Wasserentn­ahme. „Die Lacken und der See können nur mit Wasser gerettet werden, also darf das nicht leichtsinn­ig verschwend­et werden“, sagt Jellasitz und fordert, die aktuellen Pläne noch einmal zu überdenken.

Sein Resümee: „Der größte Schaden wäre es, wenn man den See ruiniert. Weil dann ist alles hin – der See, der Nationalpa­rk und der Tourismus.“

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Wie soll der Neusiedler See künftig genutzt werden? Die Zukunft des Steppensee­s beschäftig­t Politik und warnende Bürgerinit­iativen

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