Richtig laufen in virtuellen Welten
Multidirektionales Laufband macht Bewegungen in der virtuellen Realität körperlich erlebbar
In Steven Spielbergs ScienceFiction-Thriller „Ready Player One“(2018) entflieht der Teenager Wade Watts der tristen Realität des Jahres 2045 in die virtuelle Welt OASIS. Mittels eines omnidirektionalen Laufbands, das sich in einem abgewrackten Lieferwagen befindet, kann er sich in dem Virtual-Reality-Spiel genauso bewegen wie in der wirklichen Welt. Seitdem gelte bei Virtual-Reality-Fans dieses Laufband als Referenz und Idealvorstellung, um sich durch virtuelle Welten zu bewegen, erzählt Elmar Rudelstorfer.
Gemeinsam mit seinem Vater, dem pensionierten Maschinenbauingenieur Ernst Rudelstorfer, hat er ACTVR gegründet. Das Startup hat ein Gerät entwickelt, das diesem Ideal sehr nahe kommt und die visuellen Erlebnisse der virtuellen Realität auf den Körper überträgt.
„Unser Ziel war es, ein Laufband zu bauen, mit dem man in der virtuellen Welt richtig laufen kann“, sagt Rudelstorfer. Seit Kurzem liegt das CM1 (Cyber Mill One) vor und kann auf der Webseite des Start-ups (actvr.com) bestellt werden.
Die omnidirektionalen Bewegungen werden durch schmale Bandeinheiten ermöglicht, die auf Schienen rollen und durch Krafteinwirkung auf die Endlosbänder die Richtung ändern können. Ein flüssiger Verlauf wird über synchronisierte Antriebsrollen erzielt.
10 Stundenkilometer
Mit dem Laufband können Geschwindigkeiten von bis zu 10 Stundenkilometern erreicht werden. „Längerfristig eventuell auch mehr“, sagt Rudelstorfer. An einem entsprechenden Algorithmus werde gearbeitet. Patentanträge für die Lösung wurden bereits eingereicht und in Europa und den USA auch schon bewilligt, erzählt der Gründer. Bei der Entwicklung der technischen Lösung hat das Start-up auch mit dem Institut für Konstrukt ions wissenschaften und Produktentwicklung an der Technischen Universität Wien zusammengearbeitet.
Gaming-Center
Zum Einsatz kommen soll das Laufband in GamingCentern. Aber auch Anwendungen bei der Schulung von Einsatzkräften, in Fitnesscentern, in Architektursimulationen oder im Gesundheitsbereich, etwa in der Rehabilitation, sind künftig möglich.
Noch sind die Produktionskosten sehr hoch, das werde sich aber mit steigenden Stückzahlen ändern, ist Rudelstorfer zuversichtlich. Für Endkonsumenten sei das Laufband wahrscheinlich aber auch dann zu teuer. „Wenn wir es schaffen auf einen Preis von 30.000 Euro runterzukommen, haben wir gewonnen“, sagt Rudelstorfer. Andere Lösungen am Markt, die sich an Laufställen orientieren, seien zwar kostengünstiger, würden aber weit weniger Bewegungsfreiheit bieten. Bei der Lösung seines Start-ups seien auch keine Spezialschuhe nötig, mit denen man über die Oberfläche gleitet.
Finanziert wurde das Start-up mit Förderungen der Förderbank Austria Wirtschaftsservice (aws). Erste Kontakte zu Investoren wurden bereits geknüpft. Die Hardware-Entwicklung sei kapitalintensiv, sagt Rudelstorfer.
Am langfristigen Erfolg der Entwicklung zweifelt der Gründer nicht. Am Laufen in virtuellen Räumen werde schon seit 30 Jahren geforscht, sagt Rudelstorfer: „Wir haben eine Lösung gefunden, die funktioniert und auch leistungsfähig ist.“