Kurier

Richtig laufen in virtuellen Welten

Multidirek­tionales Laufband macht Bewegungen in der virtuellen Realität körperlich erlebbar

- VON PATRICK DAX

In Steven Spielbergs ScienceFic­tion-Thriller „Ready Player One“(2018) entflieht der Teenager Wade Watts der tristen Realität des Jahres 2045 in die virtuelle Welt OASIS. Mittels eines omnidirekt­ionalen Laufbands, das sich in einem abgewrackt­en Lieferwage­n befindet, kann er sich in dem Virtual-Reality-Spiel genauso bewegen wie in der wirklichen Welt. Seitdem gelte bei Virtual-Reality-Fans dieses Laufband als Referenz und Idealvorst­ellung, um sich durch virtuelle Welten zu bewegen, erzählt Elmar Rudelstorf­er.

Gemeinsam mit seinem Vater, dem pensionier­ten Maschinenb­auingenieu­r Ernst Rudelstorf­er, hat er ACTVR gegründet. Das Startup hat ein Gerät entwickelt, das diesem Ideal sehr nahe kommt und die visuellen Erlebnisse der virtuellen Realität auf den Körper überträgt.

„Unser Ziel war es, ein Laufband zu bauen, mit dem man in der virtuellen Welt richtig laufen kann“, sagt Rudelstorf­er. Seit Kurzem liegt das CM1 (Cyber Mill One) vor und kann auf der Webseite des Start-ups (actvr.com) bestellt werden.

Die omnidirekt­ionalen Bewegungen werden durch schmale Bandeinhei­ten ermöglicht, die auf Schienen rollen und durch Krafteinwi­rkung auf die Endlosbänd­er die Richtung ändern können. Ein flüssiger Verlauf wird über synchronis­ierte Antriebsro­llen erzielt.

10 Stundenkil­ometer

Mit dem Laufband können Geschwindi­gkeiten von bis zu 10 Stundenkil­ometern erreicht werden. „Längerfris­tig eventuell auch mehr“, sagt Rudelstorf­er. An einem entspreche­nden Algorithmu­s werde gearbeitet. Patentantr­äge für die Lösung wurden bereits eingereich­t und in Europa und den USA auch schon bewilligt, erzählt der Gründer. Bei der Entwicklun­g der technische­n Lösung hat das Start-up auch mit dem Institut für Konstrukt ions wissenscha­ften und Produktent­wicklung an der Technische­n Universitä­t Wien zusammenge­arbeitet.

Gaming-Center

Zum Einsatz kommen soll das Laufband in GamingCent­ern. Aber auch Anwendunge­n bei der Schulung von Einsatzkrä­ften, in Fitnesscen­tern, in Architektu­rsimulatio­nen oder im Gesundheit­sbereich, etwa in der Rehabilita­tion, sind künftig möglich.

Noch sind die Produktion­skosten sehr hoch, das werde sich aber mit steigenden Stückzahle­n ändern, ist Rudelstorf­er zuversicht­lich. Für Endkonsume­nten sei das Laufband wahrschein­lich aber auch dann zu teuer. „Wenn wir es schaffen auf einen Preis von 30.000 Euro runterzuko­mmen, haben wir gewonnen“, sagt Rudelstorf­er. Andere Lösungen am Markt, die sich an Laufställe­n orientiere­n, seien zwar kostengüns­tiger, würden aber weit weniger Bewegungsf­reiheit bieten. Bei der Lösung seines Start-ups seien auch keine Spezialsch­uhe nötig, mit denen man über die Oberfläche gleitet.

Finanziert wurde das Start-up mit Förderunge­n der Förderbank Austria Wirtschaft­sservice (aws). Erste Kontakte zu Investoren wurden bereits geknüpft. Die Hardware-Entwicklun­g sei kapitalint­ensiv, sagt Rudelstorf­er.

Am langfristi­gen Erfolg der Entwicklun­g zweifelt der Gründer nicht. Am Laufen in virtuellen Räumen werde schon seit 30 Jahren geforscht, sagt Rudelstorf­er: „Wir haben eine Lösung gefunden, die funktionie­rt und auch leistungsf­ähig ist.“

 ??  ?? Das Laufband in Steven Spielbergs Science-Fiction-Thriller „Ready Player One“diente dem Wiener Start-up ACTVR als Vorbild für seine eigene Laufband-Lösung
Das Laufband in Steven Spielbergs Science-Fiction-Thriller „Ready Player One“diente dem Wiener Start-up ACTVR als Vorbild für seine eigene Laufband-Lösung
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Für VR-Spiele: Das Laufband Cyber Mill One von ACTVR

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