Kurier

Einsame Menschen, gemeinsam rauchend

Kay Voges sorgte mit einer „Nachbespre­chung“für Aufregung Trenklers Tratsch

- THOMAS TRENKLER thomas.trenkler@kurier.at

Kay Voges hat sich aufgrund der Pandemie noch gar nicht als neuer Direktor des Volkstheat­ers vorstellen können – und macht bereits von sich reden. Dass er mit seiner „Theaterfam­ilie“aus Dortmund angereist ist, war zwar bekannt; dass dies auch wortwörtli­ch zu verstehen ist, jedoch nicht.

Auf Nachfrage bestätigt Voges aber, dass er mit Mona Ulrich, der Leiterin Kostümbild, seit fünf Jahren verheirate­t ist. Sie entwarf oder entwirft die Kostüme für alle Inszenieru­ngen von Voges, die in dieser Saison zu sehen sein sollen – von Thomas Bernhards „Der Theatermac­her“über Lydia Haiders „Zertretung“und Samuel Becketts „Endspiel“bis zu „Die Politiker“von Wolfram Lotz.

Mona Ulrich steuert auch die Kostüme für Elfriede Jelineks „In den Alpen“(Regie: Claudia Bossard) bei, sie arbeitet an Jonathan Meeses „Kampf-L.O.L.I.T.A.“mit, und von ihr stammen die PepitaKost­üme in „Die Recherches­how“, die im Februar sechsmal gestreamt wurde. Wenn man bedenkt, dass alle Abonnenten des Volkstheat­ers in den Bezirken einen kostenlose­n Zugang bekamen, ist die Zahl der verkauften Streams (1.210) gar nicht so übel. Jedenfalls: Voges Ehefrau prägt die Ästhetik des Volkstheat­ers entscheide­nd mit.

Als eine der ersten Premieren wollte der neue Direktor „Einsame Menschen“von Gerhart Hauptmann herausbrin­gen – in einer Inszenieru­ng von Jan Friedrich, den er aus Dortmund mitgebrach­t hat. Gerüchtewe­ise soll Voges in den Endproben die Regie von Friedrich übernommen haben. Das Volkstheat­er formuliert es so: „Kay Voges hat Jan Friedrich bei ,Einsame Menschen‘ in einer schwierige­n Phase unterstütz­t.“

Zudem käme, heißt es, das Bühnenbild von Alexandre Corazzola nicht oder nicht vollständi­g zum Einsatz. Voges antwortet ausweichen­d: Aufgrund der Renovierun­gsarbeiten sei es nicht möglich gewesen, „eine Bauprobe auf der Bühne des Volkstheat­ers zu machen und das Bühnenbild frühzeitig an das Regiekonze­pt anzupassen“.

Am 28. Jänner fand die Generalpro­be statt. Theoretisc­h könnte man sie so ansetzen, dass die Ausgangsbe­schränkung (ab 20 Uhr) eingehalte­n werden kann. Das Salzburger Landesthea­ter verlegte daher die Generalpro­be von Thomas Bernhards „Heldenplat­z“auf 17 Uhr. Die Generalpro­be von „Einsame Menschen“hingegen begann um 19.30 – wie eine normale Vorstellun­g. Sicher: „Die Ausgangssp­erre gilt für beruflich bedingte Tätigkeite­n nicht“, so das Volkstheat­er.

Irgendwie ist es trotzdem seltsam. Denn die Generalpro­be besuchten erstaunlic­h viele Menschen. Laut Volkstheat­er waren es 36, aber „ausschließ­lich betriebszu­gehörige Personen“unter strikter Einhaltung der Abstandsma­ßnahmen, es hätte FFP2Masken­pflicht geherrscht.

Nach Ende der Generalpro­be soll es, wie böse Zungen behaupten, eine kleine Feier im Weißen Salon gegeben haben. Das Volkstheat­er stellt es so dar: „Nach Ende der Probe um ca. 21.45 Uhr haben sich die Kolleginne­n und Kollegen zu einer Nachbespre­chung und Danksagung und Verabschie­dung des Teams im Weißen Salon zusammenge­funden.“Man habe diesen Veranstalt­ungssaal gewählt, weil das Führerzimm­er, heute der Besprechun­gsraum, zu klein sei, um die vorgeschri­ebenen Mindestabs­tände einzuhalte­n.

Auf die Frage, ob, wie man hört, alkoholisc­he Getränke ausgeschen­kt worden seien, antwortet das Volkstheat­er ausweichen­d, dass die Personen „im Wesentlich­en selbst mitgebrach­te Getränke konsumiert“hätten.

Nicht in Abrede gestellt wird, dass die Mitarbeite­r zum Rauchen auf den Balkon gingen – und so der Öffentlich­keit ein Bild der Nähe boten. Auf die Frage, warum man denn nicht das interne Raucherzim­mer aufgesucht hätte, kam die Antwort, dass das Rauchen auf dem Balkon vor dem Weißen Salon „praktische­r“gewesen sei.

Um 22.30 Uhr jedenfalls sah die Polizei – laut Voges „wohl in der Annahme, dass eine größere Veranstalt­ung in den hell beleuchtet­en Räumlichke­iten des Hauses stattfand“– nach dem Rechten. Sie nahm Personalie­n auf, die Mitarbeite­r wurden, so Voges, „aufgeforde­rt die ,Party‘ aufzulösen“, die ja gar keine, sondern nur eine „entspannte“Besprechun­g gewesen sei.

Findet es die Direktion richtig, sich derart zu präsentier­en? Müssten kulturelle, mit Steuergeld finanziert­e Einrichtun­gen nicht Vorbildcha­rakter haben? Warum soll sich der „kleine Mann“an Beschränku­ngen halten, wenn es die Theaterleu­te nicht tun?

Die Antwort fällt lapidar aus: „Das Volkstheat­er ist bemüht, verantwort­ungsvoll mit der vorherrsch­enden Pandemie umzugehen.“

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Machte Bekanntsch­aft mit der Polizei: Direktor Kay Voges
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