Kurier

„Die staatliche­n Hilfen kann man vergessen“

Ostlockdow­n. Händler ärgern sich über „Verwirrung­en“und wenig Geld

- VON SIMONE HOEPKE

„Hat ein Drittel des Landes zugesperrt, sorgt das in ganz Österreich für Verunsiche­rung“, sagt Karl Mayr, Chef der Fussl Modestraße. Das oberösterr­eichische Familienun­ternehmen hat landesweit 150 Standorte, 50 davon sind in der „Ostregion“und aktuell geschlosse­n.

Mayr schätzt, dass ihn die aktuelle Zwangsschl­ießung ungefähr fünf Millionen Euro Umsatz kosten wird. Von der Politik fühlt er sich „absolut gar nicht aufgefange­n. Die staatliche­n Hilfen kann man vergessen“, sagt Mayr und rechnet vor, dass ihm im ersten Lockdown im Frühjahr des Vorjahres 24 Millionen Euro Umsatz entgangen sind. „Wir sind auf Ware im Einkaufswe­rt von elf Millionen Euro sitzen geblieben, die wir dann verschleud­ert haben. Dafür bekommen wir voraussich­tlich eine Unterstütz­ung von rund 150.000 Euro. Man könnte sagen, so gut wie nichts“, ärgert sich der Unternehme­r, der erst jetzt die Hilfen für den ersten Lockdown beantragt. „Das ist ja alles furchtbar komplizier­t, es gibt dauernd neue Verwirrung­en und zum Schluss kommt nichts raus.“Es sei „frustriere­nd, dass den Politikern nichts Besseres einfällt, als uns zuzusperre­n, obwohl längst bewiesen ist, dass der Handel nicht fürs Infektions­geschehen verantwort­lich ist“.

Kurzarbeit in Etappen

Gut funktionie­rt habe die Abwicklung der Kurzarbeit, sagt der Modehändle­r – der in der Corona-Zeit keine Mitarbeite­r gekündigt hat – etwas versöhnlic­h und schiebt nach: „Aber das werte ich nicht als Unterstütz­ung für das Unternehme­n.“Es gehe dabei ja mehr um das volkswirts­chaftliche Ziel, die Arbeitslos­enzahlen einigermaß­en im Griff zu halten. Ähnliches ist von C&A-Chef Norbert Scheele zu hören. „Die Ostregion ist die umsatzstär­kste in Österreich“, sagt Scheele. Allein am Standort in der Mariahilfe­r Straße hat der Textilhänd­ler nun wieder 80 Mitarbeite­r zur Kurzarbeit angemeldet. Die größte Herausford­erung sei, dass es keine Planbarkei­t gibt. Zunächst war von vier Tagen Osterruhe in der Region die Rede, eine Zeit, die in vielen Filialen mit Urlaubs- und Überstunde­nabbau überbrückt hätte werden können. Doch dann die Verlängeru­ng und doch wieder Kurzarbeit­santräge. „Unsere Lohnverrec­hner gehen an die Decke“, sagt Scheele.

Ähnliches ist von Intersport zu hören. „Die aktuellen Schließung­en im Osten treffen uns massiv – vor allem die gerade neu eröffneten Standorte in Wien und Parndorf.

Leider ist aus heutiger Sicht die Kurzarbeit kaum einsetzbar, da die Dauer nicht berechenba­r ist.“

Dazu kommt, dass die Staatshilf­en gerade bei großen Unternehme­n, bei denen es um große Summen geht, auf sich warten lassen, ist vielerorts zu hören. So auch bei C&A. „Wir warten noch immer auf den Fixkostenz­uschuss für den ersten Lockdown“, sagt Scheele. Und der Umsatzersa­tz sei für Unternehme­n mit vielen Standorten ein Tropfen auf den heißen Stein gewesen, da er mit 800.000 Euro pro Unternehme­n gedeckelt war.

Im Vergleich zum Textilhand­el ist der Möbelhande­l bis zuletzt relativ gut durch die Krise gekommen. Viele haben ins Eigenheim investiert, doch damit ist langsam Schluss, fürchtet Thomas Saliger von der Möbelhausk­ette XXXLutz (XXXLutz, möbelix, mömax): „Konsum ist ja auch immer Stimmung und die Konsumlaun­e geht verloren.“Seine Gruppe macht 40 Prozent des Österreich-Umsatzes in der Ostregion, die Geschäftsa­usfälle sind dementspre­chend hoch. Dennoch ist Saliger mit Blick nach Deutschlan­d (wo die Gruppe auch zahlreiche Standorte hat) einigermaß­en zufrieden: „Das ewige Auf- und Zusperren in Österreich ist noch immer besser als der Dauerlockd­own in Deutschlan­d.“

„Wir warten noch immer auf den Fixkostenz­uschuss für den ersten Lockdown im vorigen Frühjahr“

Norbert Scheele C&A-Chef (Österreich und CEE)

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Viele Händler warten noch immer auf Staatshilf­en für den ersten Lockdown
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