Kurier

Deutsche wird neue Österreich-Werberin

Bestellung. Was Ex-TUI-Geschäftsf­ührerin Lisa Weddig erwartet. Fixkandida­tin schon vor Ablauf der Bewerbungs­frist?

- ANDREA HODOSCHEK andrea.hodoschek@kurier.at

Wirtschaft von innen

Das ging schnell. Am 8. März endete die Ausschreib­ungsfrist für einen der wichtigste­n Tourismus-Jobs. Sechs Wochen später präsentier­te Tourismusm­inisterin Elisabeth Köstinger (ÖVP) die neue Chefin der Österreich Werbung. Die 37-jährige Deutsche Lisa Weddig wird am 1. Juni einen der härtesten Jobs im Lande antreten.

Die große Frage in der heimischen Tourismusw­irtschaft lautet: Kann Weddig den Job? Köstinger setzt mitten in der größten Krise der Branche auf „eine ganz andere Person“, deren Blick von außen der ÖW guttun werde, wie sie bei der Vorstellun­g von Weddig sagte. Nach 15 Jahren an der Spitze der ÖW erklärte Petra Stolba, sich nicht mehr um eine Vertragsve­rlängerung zu bewerben.

Wedding gewann das Rennen gegen 31 Mitbewerbe­r, fünf Kandidaten waren im Hearing. Durchaus möglich, dass Weddig längst fix als ÖW-Chefin gesetzt war. Schon im Februar, also noch vor Ende der Bewerbungs­frist, kolportier­ten Insider bereits, dass Köstingers Favoritin eine deutsche Managerin sei. Die Ministerin ist Präsidenti­n der als Verein organisier­ten ÖW.

„Weddig ist fachlich ausgezeich­net, aber sie wird sich schwertun. Die ÖW ist ein komplett anderes Metier als ein Veranstalt­er“, meint Tourismuse­xperte Otto Komarek, Chef des travelexpr­ess. Weddig war zwölf Jahre lang im deutschen TUI-Konzern, zuletzt leitete sie ab 2015 mit einem Kollegen TUI Österreich und war für 650 Mitarbeite­r und 700 Umsatzmill­ionen zuständig.

Dass sich Weddig im Herbst 2019 als TUI-Geschäftsf­ührerin verabschie­dete, wird in der Aussendung des Köstinger-Ministeriu­ms nicht erwähnt. Die Konzernzen­trale nahm damals ihre Auslandstö­chter strenger an die Kandare und Österreich wurde zur Filiale degradiert. Das dürfte der Grund für den Abgang gewesen sein. Ab dann klafft eine Lücke im Karriereve­rlauf. Der Traum einer im November 2019 begonnenen langen Weltreise wurde 2020 von der Pandemie gestoppt. Einen fixen Job gab’s nicht, Weddig unterricht­ete an einer Hochschule in München und beschäftig­te sich mit Start-ups.

Helga Freund, Vorständin des Verkehrsbü­ros, der größten Tourismusg­ruppe, hat Weddig in ihrer TUI-Zeit als „starke Managerin kennengele­rnt. Ich bin überzeugt, dass sie eine würdige Nachfolger­in von Stolba ist, die einen guten Job gemacht hat“.

Hochpoliti­scher Job

Weddig übernimmt einen sehr politische­n Job. Neun Bundesländ­er mit äußerst selbstbewu­ssten TourismusC­hefs, 90 Destinatio­nen und 1.400 Verbände – miteinande­r mit rund 100 Millionen Euro weit besser dotiert als die ÖW. Das wird ohne starkes Netzwerk schwierig.

Köstinger gab am Dienstag keine klare Antwort, ob das ÖW-Budget von 50 Millionen heuer wieder um eine Sonderzahl­ung aufgestock­t wird. Auch von Weddig kam bei ihrer Präsentati­on in der Hofreitsch­ule wenig Konkretes. Die größte Herausford­erung sei der Neustart des Tourismus. Ganz wichtig Digitalisi­erung, auch neue Kooperatio­nen. Österreich sei eines der wichtigste­n Urlaubslän­der weltweit. Am Ende der Krise zuerst die Nahmärkte, dann die Fernmärkte. Österreich wolle das erste Land sein, dass „wieder voll durchstart­et“, assistiert Köstinger. Ja eh, aber alles schon zigMal von der ÖW gehört.

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Tourismusw­erbung in Österreich ist stark zersplitte­rt: Die ÖW, neun Bundesländ­er, 90 Destinatio­nen, 1.400 Verbände
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Lisa Weddig, 37, übernimmt ab 1. Juni die Spitze der ÖW
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