Kärntner Naturjuwel in Gefahr
Debatte um Schutz des sogenannten „Meerauges“, Besuchersperren gefordert Der Städter mag teuren Rotwein sammeln, das Bergdorf hat da ganz andere Maßstäbe
Die Schilder sind bereits in Auftrag gegeben. „Wir hoffen sehr, dass sie etwas bewirken“, sagt Ingo Appé, Bürgermeister von Ferlach in Kärntner. Ihr Ziel: Die Leute dazu zu bewegen, ihren Müll vom beliebten Ausflugsziel Meerauge im Bodental wieder mitzunehmen. Zur Erklärung: Das Meerauge ist ein in der Eiszeit durch einen Gletscher entstandenes Toteisloch mit einem Teich in der Mitte, der in den verschiedensten Türkistönen leuchtet. Und genau dieses Farbenspiel lockt die Corona-Massen an. Mit unschönen Folgen.
„Zu Ostern haben Unbekannte eine Bank ins Meerauge geworfen und auch sonst nimmt die Vermüllung zu“, sagt Roman Verdel, der für die slowenische Wahlgemeinschaft den Antrag für eine dreiwöchige Sperre des Naturjuwels eingebracht hat. „Wir wollen auf das Problem aufmerksam machen. Die Anrainer waren von den Besucherautos derart zugeparkt, dass sie nicht mehr aus ihren Einfahrten gekommen sind“, sagt Verdel.
Attraktion auf Social Media
Dass Menschenmassen Corona-bedingt Ausflugsziele und Berge stürmen, ist kein neues Phänomen. „Das ist sicher kein Problem von Ferlach, sondern ein österreichweites. Aber wenn Besucher ihre Tschick ins Meerauge werfen, ist das eine Frechheit“, sagt der Bürgermeister. Gegen eine Sperre ist er dennoch. „Die Sperre kann nur der Grundstückseigentümer durchführen. Ich bin für ein Miteinander
Meter
Auf einer Seehöhe von 1.052 Metern liegt das Meerauge im Bodental
Tausend
Die Entstehung ist auf die letzte Eiszeit (vor rund 70.000 Jahren) zurückzuführen
und gegen ein Aussperren. Die Menschen müssen lernen, Rücksicht auf die Natur zu nehmen.“Pause. „Aber das Virus hat offenbar auch etwas in der Gesellschaft verändert.“
Der Run auf das Meerauge ist nicht zuletzt unzähligen Beiträgen auf Social Media zu verdanken. „Wenn man im Nebel sitzt und strahlende Sonnenfotos vom Meerauge sieht, will man hin und es in seinem Portfolio haben“, sagt Sissi Wutte von der Carnica Region Rosental. Beim Meerauge wird es nun eine Flurreinigung der Gemeinde geben. Danach sollten die Schilder kommen. Was darauf steht? „Dass wir hoffen, dass die Leute nach dem Anmarsch nicht zu sehr geschwächt sind, um ihren Müll auch wieder mit nach Haus zunehmen“, sagt Appé.
Hobby-Handwerker mögen gnädig sein. Aber ich verstehe es nicht. Brett vorm Kopf – wortwörtlich. Ich habe am Wochenende meine Garage entrümpelt. Was heißt meine, das Revier der Herren des Hauses. Nach zehn Stunden zwischen löchrigen Arbeitshandschuhen, verstaubter Weihnachtsdekoration und altem Motoröl weiß ich zwei Dinge mit Sicherheit. Erstens: Ich kann ohne Probleme einen Großhandel für Plastik-Balkonblumen-Übertöpfe eröffnen. Zweitens: Ich habe Bretter. Viele Bretter. Klein, groß, dünn, dick – in jeder Ecke. Und nicht nur dort. Hinten im Garten, rechts neben dem Gartenhaus, unter dem Dach.
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Darum sei die Frage gestattet: Wozu braucht man so viele Bretter? Eine empirische Umfrage unter den Nachbarn hat folgendes Ergebnis zutage gefördert: Man braucht immer Bretter! Ja, eh. Danke!
Nun wäre man aber keine Journalistin, würde man das nicht genauer hinterfragen. Also: Wozu? „Bei einem Haus brauchst schnell mal ein Brett, für den Zaun“, erklärt der junge Nachbar. Gut, das mit dem Zaun leuchtet ein. Allerdings: Sollte der Zaun ein neues Brett brauchen, braucht man einen Zaunbrettmonteur, und der könnte ja auch gleich ein Brett mitbringen.
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So zumindest die eigene Logik. Die aber nicht kompatibel mit der Bergdorf-Logik ist: „Das richtig gereifte, getrocknete Brett wird Dir keiner so mir nix dir nix geben….“
Merke: Bretter sind in Bergdörfern offenbar so etwas wie teure Rotweine für einen
Städter.
In diesem
Sinne sammle ich nun ganz offiziell Bretter. Und falls sich jemals sintflutartige Ereignisse abzeichnen sollten, baue ich mir eine Arche.
Allerdings wären für dieses Vorhaben auch die Plastik-Balkonblumen-Übertöpfe ein heißer Tipp.