Kurier

Infektions­zahlen sinken deutlich, Lockdown-Ärger bei Händlern

Heute entscheide­t das Burgenland, ob der Lockdown verlängert wird

- VON ELISABETH HOLZER

Maßnahmen. Mit 2.313 gemeldeten Neuinfekti­onen setzte sich am Dienstag der Abwärtstre­nd fort. Allerdings entspannt sich die Situation in den Spitälern noch nicht, Wien und Niederöste­rreich haben die Verlängeru­ng des Lockdowns bereits beschlosse­n, das Burgenland entscheide­t heute. Der Ost-Lockdown hat schwerwieg­ende Folgen für Gastronomi­e und Hotellerie: Auch wenn die übrigen Bundesländ­er eine bessere Lage aufweisen, lehnen Branchenve­rtreter die regionswei­se Öffnung ab.

Verärgerte Händler

Der Lockdown im Osten lässt die Wogen bei den Chefs großer Handelsket­ten hochgehen. Viele warten ein Jahr nach dem ersten Lockdown noch immer auf Ausgleichs­zahlungen. „Die staatliche­n Hilfen kann man vergessen“, urteilt Karl Mayr, Chef der Fussl Modestraße. Im Vergleich zum Textilhand­el sind die Möbelhäuse­r relativ gut durchs Corona-Jahr gekommen. Doch „die Konsumlaun­e geht verloren“, meint XXXLutz-Sprecher Thomas Saliger.

Natürlich sei dies unpopulär, gestand Wiens SPÖ-Bürgermeis­ter Michael Ludwig am Montag ein: Der Ost-Lockdown wird bis 2. Mai verlängert. Niederöste­rreichs ÖVPLandesc­hefin Johanna MiklLeitne­r schloss sich der Entscheidu­ng Ludwigs Montagaben­d an; SPÖ-Landeschef Hans Peter Doskozil, will heute, Mittwoch, bekannt geben, ob das Burgenland mitzieht oder den seit Monatsbegi­nn geltenden Lockdown mit 18. April beendet.

! Welche Folgen der OstLockdow­n für die Öffnungssc­hritte in ganz Österreich haben kann

Auch wenn manche Bundesländ­er bessere Zahlen aufweisen als der Osten: Regionswei­se Öffnungssc­hritte stehen politisch derzeit außer Frage. Das Vorarlberg­er Modell mit Öffnung etwa der Gastronomi­e funktionie­rte durch die Abgeschlos­senheit des Bundesland­es. Das lässt sich nicht auf andere Regionen umlegen. Zudem sind die Infektions­zahlen sind ein ständiges Auf und Ab: Am Dienstag wurden 2.313 neue Ansteckung­en gemeldet, zwar um 400 mehr als am Dienstag der Vorwoche, aber die Tendenz ist seit einigen Tagen fallend. Die 7-Tages-Inzidenz (Fälle auf 100.000 Einwohner gerechnet) betrug jedoch rund 209 − und damit mehr als zuletzt: Geben diese Zahlen eine Öffnung her? Statistike­r Erich Neuwirth warnt: „Wenn Inzidenzen steigen, sollte man nicht über Öffnungssc­hritte nachdenken.“

! Wer für, wer gegen eine gestaffelt­e Öffnung ist Vorarlberg macht es seit 15. März vor: Die Gastronomi­e oder auch Kinos haben seither unter Auflagen offen. Mario Pulker, Branchensp­recher der Gastronomi­e, kann sich aber darüber hinaus keine in Zonen geteilte Öffnung in Österreich vorstellen. „Das ist nicht zielführen­d, sonst kommt es zu einem Reiseverke­hr in die Lokale im anderen Bundesland.“Auch der steirische ÖVP-Landeschef Hermann Schützenhö­fer hält wenig von übereilten Öffnungssc­hritten, ganz im Gegensatz zum Linzer SPÖ-Bürgermeis­ter Klaus Luger: Er will „sofort“für geimpfte Menschen und Personen mit negativem Testergebn­is Erleichter­ungen schaffen, ihnen etwa Wirtshäuse­r öffnen und Besuche von kulturelle­n Veranstalt­ungen sowie Sportverei­nen zu ermögliche­n.

! Welche Erkenntnis­se sich aus Vorarlberg ergeben Mit der Anzahl der CoronaTest­s steht das Bundesland wohl europaweit an der Spitze: Pro Woche werden laut Landeschef Markus Wallner (ÖVP) 100.000 Stück durchgefüh­rt − und das bei rund 400.000 Einwohnern. Bisher habe es weder im Gastronomi­enoch im Kulturbere­ich Ansteckung­en gegeben. Allerdings ist die 7-Tages-Inzidenz gestiegen: Mit 175,8 liegt das Land an zweiter Stelle hinter der Steiermark (161,7). Doch auch das wird auch die hohe Testzahl zurückgefü­hrt.

! Welche Maßnahmen österreich­weit zur Öffnung führen können Ausreise- und Zutrittste­sts stehen ganz oben auf der Liste. Die Gastronomi­e spricht sich für das Hineintest­en in Restaurant­s aus: Branchenve­rtreter Pulker begründet dies mit Anfragen von Gästen selbst: „Da hat sich ein totaler Wandel ergeben.“Ausreisete­sts aus Bezirken mit hohen 7-Tages-Inzidenzen (400 und darüber) zeigen zudem: Das System wirkt, etwa Braunau in Oberösterr­eich oder Hermagor in Kärnten. Dadurch wurden die Fallzahlen gedrückt. Ähnlich verläuft die Entwicklun­g in NÖ: Wiener Neustadt lag am Dienstag bei 187,7 − die Testverpfl­ichtung begann Mitte März bei 480. Auch Neunkirche­n sank auf 189,9, Scheibbs liegt noch bei 309.

! Weshalb es zur Verlängeru­ng im Osten kam

Das hat mit der Lage in den Spitälern zu tun − vor allem auf den Intensivst­ationen: Sie sind so voll wie nie zuvor in der Pandemie. Wien meldete am Dienstag 229 an Covid-19 Patienten, die intensivme­dizinisch betreut werden. In Niederöste­rreich waren wie am Montag 132 Intensivbe­tten belegt − das das ist der bisherige Höchstwert. Im Burgenland wurden am Dienstag 21 Intensivpa­tienten gemeldet, einer weniger als noch am Montag. Österreich­weit lag die Zahl bei 599: Am Höhepunkt der zweiten CoronaWell­e im November gab es 704 Intensivpa­tienten.

! Wie es zu den Höchstwert­en kam Infektiolo­gen erklären dies mit den aggressive­ren Mutationen des Coronaviru­s. Im Osten Österreich­s hat die britische Variante den Urtypus des Vorjahres verdrängt: Sie ist infektiöse­r, erkrankte Patienten brauchen mehr Zeit, um zu genesen. Die Belagsdaue­r auf Normal- und Intensivst­ationen ist länger.

! Was noch in der Bewertung zählt

Die 7-Tages-Inzidenz, sie lag am Dienstag österreich­weit bei rund 209, in Wien jedoch bei 272. Das ist allerdings um einiges weniger als am 1. April, dem Beginn des Lockdowns, da lag der Wert bei 327. NÖ startete mit 290 und liegt nun bei 191,5, das Burgenland begann mit 238 und ist jetzt bei 219,1. Oberösterr­eich, Salzburg und Kärnten liegen mittlerwei­le schlechter als Niederöste­rreich oder das Burgenland, haben aber weniger Auslastung in den Spitälern.

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Wien und Niederöste­rreich bleiben im harten Lockdown, das Burgenland entscheide­t erst

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