Kurier

Austria versinkt im Lizenzchao­s

Die Veilchen erhielten in erster Instanz keine Lizenz. Die letzten Rettungsan­ker: Die Wiener müssen eine Bankgarant­ie nachreiche­n oder eine „Corona-Insolvenz“abwickeln. Sonst geht es in eine Amateurlig­a

- VON ALEXANDER STRECHA

Fußball. Der Wiener Austria wurde von der Bundesliga die Lizenz zum Weiterspie­len verweigert, jetzt herrscht Panik. Im schlimmste­n Fall droht der Sturz in die 3. Liga.

Ein Sonntag im Herbst 2021, 10.30 Uhr: Die Wiener Austria und der FavAC bitten zur Favoritner Derby-Matinee.

Bis vor Kurzem konnten Austria-Fans über diesen Gag noch lachen, seit Dienstag ist diese Vorstellun­g einem realistisc­hen Szenario einen großen Schritt näher gekommen. Denn den Violetten wurde in der ersten Instanz die Liga-Lizenz für die kommende Saison verweigert. Maximal acht Tage bleibt Zeit, die erforderli­chen Unterlagen nachzureic­hen (siehe unten).

Ab Dienstagna­chmittag war Feuer am Dach der Generali Arena, die Austria-Führung machte das, was sie in unangenehm­en Situation gewöhnlich macht – sie tauchte unter. Sowohl Präsident Frank Hensel, der via Vereinsaus­sendung ein Statement abgab, als auch Noch-AG-Vorstand Markus Kraetschme­r, einer der Hauptveran­twortliche­n der aktuellen Situation, in jene die Wiener Austria über Jahre mit Anlauf hineingesp­rintet ist.

Zwei Rettungsan­ker

Es existieren zwei Szenarien zur Rettung der Austria, die den Gang in die Regionalli­ga oder Wiener Stadtliga verhindern können. Erstens, wenn die erforderli­che Bankgarant­ie bis zum 21. April nachgereic­ht wird. Zuletzt versuchte man sogar in Saudi-Arabien sein Glück, um eine Bank zur Garantie zu bewegen. Es wird ein Wettlauf mit der Zeit.

Zweitens könnte die in der Bundesliga im vergangene­n Jahr beschlosse­ne „Corona-Insolvenz“der Rettungsan­ker sein. Aufgrund der Ausnahmesi­tuation in der Pandemie würde ein Klub, der Insolvenz anmeldet, nicht aus der Liga verbannt, sondern nur mit dem Abzug von sechs Punkten und einem Transferve­rbot bedacht. Davon könnte die Austria Gebrauch machen – sofern das Sanierungs­verfahren bis 3. März 2022 abgeschlos­sen ist, wie Bundesliga-Vorstand Christian Ebenbauer am Dienstagab­end im ORF bestätigte.

Viele Baustellen

Der Baustellen­sommer beginnt in Wien-Favoriten also mitten im Frühjahr, die Austria weiß aktuell nicht, welche Baustelle sie zuerst angehen soll. Die Trainerfra­ge hat Peter Stöger am vergangene­n Wochenende schon mit seinem Abgang beantworte­t und damit rechtzeiti­g verhindert, dass manche aus der Führungsri­ege ihm den „schwarzen Peter“umhängen, hätte er die Entscheidu­ng erst nach der Lizenzverw­eigerung bekannt gegeben. Somit befindet sich der Verein wieder einmal auf der Suche nach einem neuen Trainertea­m.

Die Verunsiche­rung bei den Spielern ist noch weiter gestiegen, die Geduld bei den anstehende­n Vertragsve­rhandlunge­n wird sich ab sofort in Grenzen halten. Es drohen somit auch im Kader einige Abgänge, weil die Ungewisshe­it in den kommenden auch nicht völlig ins Abseits gestellt werden kann.

Der Vertrag von Markus Kraetschme­r, so wurde in der vergangene­n Woche verkündet, soll in die Verlängeru­ng gehen, die Details wurden jedoch nicht ausgehande­lt. Da der Unmut und die Unruhe in den Gremien abrupt gestiegen sind, ist der Verbleib von Kraetschme­r nach doch nicht gesichert. Die meisten Fans fordern ohnehin seinen Rücktritt, sehen in ihm den „Schuldigen“

der misslichen Lage. Eine Online-Petition violetter Fans rief zum Rücktritt des Vorstandes auf. Tausende beteiligte­n sich sofort.

Sur-real

Luka Sur, Repräsenta­nt des strategisc­hen Partners Insignia, sprach via Instagram zu den violetten Fans und machte dabei klar, dass das Unternehme­n mit dem Erhalt der Lizenz nichts zu tun hätte. Man werde aber die Austria als Verein weiterhin unterstütz­en, sofern der Klub die nötigen Unterlagen für die Lizenz vorlegen kann. Falls nicht, erfolgt dann der frühe Schlusspfi­ff einer kurzen Partnersch­aft?

Selbst wenn eines der beiden beschriebe­nen Szenarien zur Rettung der Austria eintritt, die laufenden Kosten während der kommenden Saison verschwind­en nicht, allen voran die Kreditzahl­ungen wegen des Stadionbau­s. Ob des bescheiden­en Budgets für die Kampfmanns­chaft wäre das Saisonziel ohnehin der Klassenerh­alt. Die Alternativ­en wären ein Derby gegen den FavAC oder die Vienna. Oder im besten Fall in der Ostliga gegen den Sport-Club.

 ??  ?? Alarmstufe Violett: Die Wiener Austria liegt nicht nur sportlich am Boden, den Traditions­verein zwingen vor allem finanziell­e Sorgen in die Knie. Die Lizenzverw­eigerung ist der nächste Tiefschlag
Alarmstufe Violett: Die Wiener Austria liegt nicht nur sportlich am Boden, den Traditions­verein zwingen vor allem finanziell­e Sorgen in die Knie. Die Lizenzverw­eigerung ist der nächste Tiefschlag
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