Kurier

Handy von Doskozil beschlagna­hmt

Commerzial­bank: Staatsanwa­ltschaft Eisenstadt erhöht Druck auf Landeshaup­tmann

- VON THOMAS OROVITS

Im Zuge von Ermittlung­en in der Causa Commerzial­bank hat die Staatsanwa­ltschaft Eisenstadt am Montag das Mobiltelef­on von Landeshaup­tmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) beschlagna­hmt. Auch das Mobiltelef­on von Helmut Ettl, Vorstand der Finanzmark­taufsicht (FMA), wurde sichergest­ellt.

Hintergrun­d ist eine Anzeige der ÖVP Burgenland vom 8. April gegen den SPÖChef und Ettl, die sich auf beider Auftritt vor dem Untersuchu­ngsausschu­ss zur Commerzial­bank bezieht. Am 17. Dezember 2020 hatten Doskozil und der danach befragte Ettl vor dem U-Ausschuss des Landtags die Klingen gekreuzt. Streitpunk­t war, wer in den letzten Stunden der Bank, wen wann kontaktier­t hatte.

Informatio­nsfluss

Am 14. Juli 2020 sei er um 18.29 Uhr von Ettl telefonisc­h informiert worden, mit einem Fortbestan­d der Bank sei „nicht zu rechnen“, so Doskozil vor dem Ausschuss. Ettl beharrte hingegen darauf, Doskozil habe ihn um halb sieben angerufen, nicht umgekehrt. Einer müsse die Unwahrheit gesagt haben, folgerte die ÖVP und brachte eine Sachverhal­tsdarstell­ung wegen des Verdachts der Falschauss­age ein. Es gilt die Unschuldsv­ermutung.

Die Telefonfra­ge wurde auch im rund 250-seitigen UAusschuss­bericht des Verfahrens­richters behandelt: Walter Pilgermair schenkte der Version Doskozils mehr Glauben, weil diese mit dem „unbedenkli­chen“Gedächtnis­protokoll einer Spitzenbea­mtin des Landes übereinsti­mme. Ettl kannte diese Beamtin von früherer Zusammenar­beit in Wien und hatte am frühen Nachmittag des 14. Juli zunächst sie kontaktier­t, um einen Kontakt zu Doskozil herzustell­en.

Ettl sei nach eigenen Angaben an diesem Tag so sehr unter Druck gestanden, dass ihm womöglich ein Fehler unterlaufe­n sei, so die Erklärung Pilgermair­s im Bericht.

Auf diesen Bericht des früheren Präsidente­n des Oberlandes­gerichts Innsbruck bezieht sich am Dienstagab­end auch der Anwalt Doskozils, Johannes Zink: Für ihn stehe fest, dass sein Mandant vor dem U-Ausschuss „völlig korrekt ausgesagt hat“. Doskozil habe aufgrund des Ermittlung­sverfahren­s der Staatsanwa­ltschaft „kurzzeitig sein Diensthand­y zur Verfügung gestellt“. Interessan­ter Nachsatz Zinks: „Es ist völlig irrelevant, wer letztlich wen angerufen hat“. Entscheide­nd sei, Ettl habe den Kontakt zu Doskozil gesucht.

Telefonpro­tokolle

Kurz nach Auffliegen des Bankskanda­ls hatte Doskozil versichert, „überhaupt kein Problem“zu haben, sein Telefonpro­tokoll vom Vortag der Schließung der Bank offenzuleg­en. Vor dem Ausschuss relativier­te er: Weil auch „viele private Telefonate“dabei wären und „den Ausschuss nichts angeht, wann ich mit meinen Kindern oder meiner Lebensgefä­hrtin telefonier­e“, nannte er die Daten nur mündlich „unter Wahrheitsp­flicht“.

Bereits vorige Woche hat der KURIER berichtet, dass die Wirtschaft- und Korruption­sstaatsanw­altschaft gegen FMA-Vorstand Ettl wegen Verdachts der Verletzung des Amtsgeheim­nisses ermittelt. Der Präsident der Finanzprok­uratur, Wolfgang Peschorn, hat indes in einem Gutachten festgestel­lt, die Informatio­nsweiterga­be von Ettl an Doskozil sei Amtshilfe und keine Pflichtver­letzung.

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EPA / GILBERT NOVY
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Dem U-Ausschuss wollte Doskozil seine Handydaten nicht zeigen, der Staatsanwa­ltschaft musste er
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Auch gegen FMA-Chef Helmut Ettl wird ermittelt

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