Der ungewöhnliche Schulterschluss von FIFA und UEFA
Die Präsidenten der beiden weltweit wichtigsten Fußballverbände rechneten mit den Gründern der Super League ab
Vereinte Gegner. Die Pläne der Super League waren kaum veröffentlicht, da stiegen die Fußballanhänger auch schon allerorts auf die Barrikaden. Und falls sich die Schöpfer dieser fußballerischen Gegenbewegung für ihre Idee tatsächlich eine Welle der Begeisterung erwartet haben sollten, so sahen sie sich genau mit dem Gegenteil konfrontiert: Mit einer Woge der Empörung.
Die darin gipfelte, dass die 55 Nationalverbände der UEFA, darunter der ÖFB, sich mit einem gemeinsamen Beschluss gegen die neue Super League und deren Initiatoren wandten.
„Wir sind der europäische Fußball, sie sind es nicht“, sagte UEFA-Präsident Aleksander Ceferin gegen Ende des UEFA-Kongresses am Dienstag in Montreux. „Wir bleiben standhaft, widerstehen und werden dagegen vorgehen.“
Verbale Attacken
Selten einmal erlebte man die Spielmacher im Fußball so einig: FIFA-Boss Gianni Infantino und Ceferin, die sich in der Vergangenheit schon öfter in den Haaren lagen, pflegen den Doppelpass und attackieren den Kreis der Zwölf. „Wenn einige wählen, ihren eigenen Weg zu gehen, müssen sie mit den Konsequenzen leben“, stellte Infantino klar.
In den Augen von Ceferin hätten die Klubverantwortlichen jeglichen Bezug zur Realität verloren. „Wenn der Schlusspfiff ertönt, schauen sie nicht auf die Tabelle, sondern auf die Einschaltquoten und Aktienpreise“, sagt der Slowene.
Quer durch Europa zeigten die Fußballfans Flagge und machten mit Spruchbändern und Bannern an den Stadien ihren Unmut kund. Die Ablehnung der Super League vereint dieser Tage sogar erbitterte Fanrivalen, im Kampf gegen den Kommerz spielen die Vereinsfarben plötzlich keine Rolle mehr.
RIP LFC – dieses Transparent an der berühmten Anfield Road stand sinnbildlich für den Protest. Die Liverpool-Anhänger tragen ihren Klub zu Grabe, weil der LFC zu den zwölf Gründungsmitgliedern der Super League gehört.
„Ich mag es nicht“
Dazu positionierte sich Liverpool-Ersatzkapitän James Milner als erster Profi aus einem der RebellenKlubs öffentlich gegen die Pläne. „Ich mag es nicht und hoffentlich kommt es nicht dazu“, sagte der Engländer nach dem enttäuschenden 1:1 in der Premier League gegen Leeds United.
Die Spieler aus Leeds trugen dabei beim Aufwärmen T-Shirts mit einer unmissverständlichen Botschaft: „Earn it“(Verdient es) stand auf der Vorderseite der Leibchen, „Football is for the fans“(Fußball ist für die Fans) auf dem Rücken.
Auch Manchester CityCoach Pep Guardiola ist skeptisch, vor allem bezüglich der sportlichen Qualifikation: „Es ist kein Sport, wenn kein Verhältnis zwischen Anstrengungen und Erfolg besteht. Es ist kein Sport, wenn der Erfolg bereits garantiert ist. Warum ist zum Beispiel Ajax Amsterdam trotz aller Erfolge nicht dabei?“