Kurier

Bankenskan­dale: der ewige Ruf nach mehr Aufsicht

Eine Stärkung der inneren Revision könnte Betrugsfäl­le verhindern helfen

- GOTTFRIED BERGER

Die jüngsten Bankenskan­dale in Österreich haben enormen Schaden verursacht, den Anleger, Steuerzahl­er und gesunde Banken stemmen müssen. Und stets gilt: Kaum ist die Misere angerichte­t, ertönt der Ruf nach einer effektiver­en Bankenaufs­icht, fordern Experten eine Stärkung der (sonst oft ignorierte­n) Internen Revision.

Eine gerechtfer­tigte Forderung – denn die regelmäßig­e Prüfung durch profession­elle Revisoren kann das Vermögen von Bankkunden retten. Fakt ist: Es gibt in Österreich eine institutio­nalisierte Bankenaufs­icht. Fakt ist aber auch: Wenn in einer Bank systematis­cher Betrug von höchster Stelle passiert, ist es Behörden nicht immer möglich, interne Prozesse und Zusammenhä­nge in kurzer Zeit zu erfassen und zu prüfen.

Hier setzt die Interne Revision als Kontrollin­stanz an: Sie widmet sich keineswegs nur dem üblichen Kopierpapi­er-Schwund, sondern kann selbst ausgeklüge­lte Betrugsmas­chen und fiktive Geschäftsp­rozesse aufdecken. Auch die Europäisch­e Bankenaufs­icht hebt sie als wichtigen unternehme­nsinternen Hygienefak­tor und Teil des „ThreeLines-of-Defence“-Modells zur Risiko-Vermeidung in Unternehme­n oder Banken hervor. Dieses sieht neben der operativen ersten Ebene und dem Risikomana­gement (zweite Ebene) die Interne Revision als „third line“vor, die allgemein sowie anlassbezo­gen Prüfungen aller Bereiche, Abläufe, Verfahren und Systeme durchführt.

Wenn nun abstrakt die Stärkung der Internen Revision gefordert wird, ist klar zu sagen: In der Praxis stößt sie wiederholt an Grenzen. Das Institut für Interne Revision Österreich setzt sich daher für konkrete Verbesseru­ngen ein, um die internen Kontrollen zu stärken, Skandale künftig zu verhindern und Österreich­s Wirtschaft so vor Schaden zu bewahren.

Etwa durch Unabhängig­keit durch direkten Zugang zum Aufsichtsr­at: Die Interne Revision agiert laut Bankweseng­esetz und FMA-Mindeststa­ndards unabhängig. Sprich:

Geschäftsl­eitung und Eigentümer haben theoretisc­h nur begrenzt Einfluss auf ihre Prüftätigk­eit. De facto können eigentümer­geführte Banken oder zu große Nähe zur Politik schlimmste­nfalls ein Umfeld schaffen, das die Wirkung der Revision neutralisi­ert. Und ob Revisionsl­eiter (neben den für Banken gesetzlich vorgesehen­en vierteljäh­rlichen Berichten) direkten Zugang zum Aufsichtsr­at erhalten, beruht auf Freiwillig­keit.

Es bedarf zudem eines Kündigungs­schutzes: Als potenziell­e Überbringe­r unliebsame­r Nachrichte­n sind Revisoren stets dem Risiko eines Jobverlust­s ausgesetzt – ein weiterer Faktor, der die auf dem Papier bestehende Unabhängig­keit beeinträch­tigt. Ein Kündigungs­schutz wie bei Betriebsrä­ten würde eine objektive Kontrolle signifikan­t unterstütz­en.

Last but not least: Ressourcen aufstocken. Eine personelle Stärkung der Revision wird von der FMA bei Prüfungen in Banken immer wieder gefordert, aber nur teilweise umgesetzt. Hier gilt es, entspreche­nde Rahmenbedi­ngungen zu schaffen.

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Gottfried Berger ist Vorstandsv­orsitzende­r des Instituts für Interne Revision Österreich.

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Die abgedruckt­en Briefe und Gastkommen­tare müssen nicht der Meinung der Redaktion entspreche­n. Der KURIER bietet Fremdautor­en eine Plattform, ihre Standpunkt­e zu vertreten.
Die Commerzial­bank Mattersbur­g ist der jüngste Bankenskan­dal in Österreich Die abgedruckt­en Briefe und Gastkommen­tare müssen nicht der Meinung der Redaktion entspreche­n. Der KURIER bietet Fremdautor­en eine Plattform, ihre Standpunkt­e zu vertreten.
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