Kurier

Eine Causa, zwei Staatsanwa­ltschaften

Großteil der Ermittlung­en liegt bei der WKStA, drei Verfahren bei der StA Eisenstadt

- THOMAS OROVITS

Justiz. Allzu lange wird die von der Staatsanwa­ltschaft Eisenstadt am Montag angeordnet­e Auswertung der Handydaten von Landeshaup­tmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) und FMA-Vorstand Helmut Ettl (siehe Artikel oben) nicht auf sich warten lassen. Schließlic­h interessie­rt die Anklagebeh­örde nur der 14. Juli 2020, der Tag vor der Schließung der Commerzial­bank Mattersbur­g. Bei Doskozil wurden Daten von 17 bis 24 Uhr gesichert, bei Ettl ab 13 Uhr.

Auslöser der Ermittlung­en gegen Doskozil und Ettl ist eine Anzeige der burgenländ­ischen ÖVP nach unterschie­dlichen Aussagen beider vor dem Untersuchu­ngsausschu­ss des Landtags zur Commerzial­bank – laut Doskozil sei er um 18.29 Uhr von Ettl angerufen worden, Ettl beharrte darauf, Doskozil habe ihn angerufen.

Im Abschlussb­ericht des U-Ausschusse­s hatte Verfahrens­richter Walter Pilgermair Doskozils Version mehr Plausibili­tät attestiert, weil sie mit dem „unbedenkli­chen“Gedächtnis­protokoll der Spitzenbea­mtin Marlies S. übereinsti­mme.

Am Mittwoch relativier­te die SPÖ: Es sei egal, wer wen angerufen habe, außerdem: Könne es als Anruf Doskozils gelten, „wenn jemand versucht, Sie den ganzen Tag zu erreichen, und Sie rufen dann zurück?“, fragte SPÖ-Landesgesc­häftsführe­r Roland Fürst.

Behörden-Doppel

Für Verwunderu­ng innerhalb der Justiz sorgt indes nicht erst seit Montag eine Zweigleisi­gkeit: Einerseits hat die Wirtschaft­s- und Korruption­sstaatsanw­altschaft (WKStA) bereits knapp nach dem Zusammenbr­uch der Bank die Ermittlung­en an sich gezogen und führt mittlerwei­le schon etwas mehr als 30 Beschuldig­te rund um die Ex-Bankchefs Martin Pucher und Franziska Klikovits. Anderersei­ts liegen die Anzeigen der ÖVP gegen Doskozil und Ettl sowie der SPÖ gegen Nationalba­nk-Gouverneur Gottfried Haber jeweils wegen Verdachts der Falschauss­age (§ 288 StGB) im U-Ausschuss bei der Staatsanwa­ltschaft Eisenstadt (bei Haber wird noch geprüft, ob ein Anfangsver­dacht vorliegt).

Laut Zuständigk­eitskatalo­g ist das gedeckt, aber sachlich schwer nachvollzi­ehbar. „Warum die Causen in Eisenstadt liegen“, solle man dort erfragen, heißt es aus der WKStA. In Eisenstadt scheint man nicht abgeneigt, die Abtretung an die WKStA sei möglich.

Newspapers in German

Newspapers from Austria