Kurier

Nur jeder Zweite kommt, wenn Astra Zeneca verimpft wird

Innsbrucks grüner Bürgermeis­ter für Strategiew­echsel

- VON CHRISTIAN WILLIM

Meldungen über Lieferengp­ässe und potenziell­e Nebenwirku­ngen haben das Image des Impfstoffs von Astra Zeneca in den vergangene­n Wochen massiv beschädigt. Das schlägt sich nun immer stärker in den Impfstraße­n nieder. Wenn das Vakzin gespritzt wird, zeigt sich etwa in Innsbruck, dass „nur 50 Prozent der eingeladen­en Personen kommen, weil sie Astra Zeneca nicht haben wollen“, sagt Bürgermeis­ter Georg Willi (Grüne).

Das Problem hätten alle Bundesländ­er. Das sei am Dienstag auch bei einer Sitzung des Städtebund­s zum Thema gemacht worden.

Die Willigen impfen

Impfstoff weggeworfe­n werden muss zwar keiner, wenn Angemeldet­e nicht zu ihren Terminen kommen. Astra Zeneca halte nach dem Auftauen bei Kühlschran­ktemperatu­ren bis zu sechs Monate, heißt es aus dem Büro des Bürgermeis­ters. Der logistisch­e Aufwand, für die ausgefalle­nen Termine Ersatzpers­onen laut Impfplan zu finden, ist laut Willi aber enorm.

„Ich bitte dringend um eine Lösung“, sagt er Richtung Bund, wo nun für die Grünen Wolfgang Mückstein das Gesundheit­sministeri­um leitet. Der Bürgermeis­ter schlägt eine Änderung bzw. Aufweichun­g des Impfplans vor, um das Problem in den Griff zu bekommen:

So solle etwa überlegt werden, für Zweitimpfu­ngen einen anderen Impfstoff als Astra Zeneca anzubieten oder ihn an jene zu verimpfen, die ihn haben wollen. Die Steiermark geht bereits einen anderen Weg: Wer zwei Mal nicht zum Impfen kommt, wird nach hinten gereiht.

Was das Infektions­geschehen in der Tiroler Landeshaup­tstadt betrifft, zeigt sich der Bürgermeis­ter trotz hoher Infektions­zahlen optimistis­ch,

„dass man Öffnungssc­hritte verantwort­en kann“.

Bundeskanz­ler Sebastian Kurz (ÖVP) hatte diese mehrfach für Mitte Mai in Aussicht gestellt. Zuvor waren sie von seinem Parteifreu­nd und Tiroler Landeshaup­tmann Günther Platter forsch gefordert worden.

Tiroler Kurve steigt

Doch ausgerechn­et Tirol hat, nachdem die Zahlen bis vor Kurzem rückläufig waren und Corona-Brandherde mit der Verpflicht­ung zu lokalen und regionalen Ausreisete­sts eingedämmt wurden, inzwischen die schlechtes­te Sieben-Tage-Inzidenz nach Spitzenrei­ter Wien.

Und die Kurve zeigt nach oben. Waren es zuvor kleine Orte, die bei den absoluten Infektions­zahlen ganz vorne rangierten, sind es nun durchwegs Städte und bevölkerun­gsreiche Gemeinden.

Stoßen die lokalen Ausreisete­sts also an ihre Grenzen?

„Wir wollen an dem Weg festhalten. Dort, wo wir das angewandt haben, hat es geholfen“, sagt Corona-Einsatzlei­ter Elmar Rizzoli. Mit Ausnahme von Innsbruck wären die Ausreisete­sts auch in großen Gemeinden umsetzbar, ist er überzeugt.

Ob die Öffnungssc­hritte auf der Kippe stehen, sei eine politische Frage. „Aber regionale Maßnahmen widersprec­hen einer Öffnung nicht“, sagt Rizzoli. Bei der Testpflich­t gehe es darum, unentdeckt­e Infizierte aufzuspüre­n und so die Weiterverb­reitung zu verhindern.

Besorgnise­rregend ist in Tirol die Ausbreitun­g der britischen Variante mit E484K-Zusatz. Sie gilt als potenziell­e „Fluchtmuta­nte“– steht also im Verdacht, den Impfschutz zu unterlaufe­n. Diese Sub-Variante ist bereits gleichauf mit der klassische­n britischen und laut Rizzoli dabei, „ihr den Rang abzulaufen“.

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Die Impfstraße in Innsbruck ist für bis zu 3.400 Personen täglich ausgericht­et. Astra Zeneca dämpft den Ansturm nachhaltig

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