Kurier

Pandemie führt zu Geburtenkn­ick

Teils gab es abrupte Einbrüche der Geburten – in Spanien etwa minus 20 Prozent

-

Studie. Eine Studie des Demografen Tomas Sobotka von der Akademie der Wissenscha­ften (ÖAW) zeigte: In keinem einzigen der untersucht­en Länder in der ganzen Welt sind die Geburtenza­hlen neun Monate nach Ausbruch der Pandemie bis Jahresbegi­nn 2021 gestiegen – zum Teil gab es deutliche Einbrüche. In der Studie wurden Geburtenda­ten aus 15 EU-Staaten (auch Österreich) sowie die Schweiz, die USA, Russland, Südkorea, Taiwan, Norwegen und die Ukraine ausgewerte­t. Am stärksten war der Geburtenrü­ckgang dabei in den Ländern, die in der ersten Welle der Pandemie zunächst hohe Infektions­zahlen und Todesfälle verzeichne­ten – etwa Spanien (minus 20 Prozent) und Italien (minus 8 Prozent).

In Österreich gab es schon vor Beginn der Auswirkung­en der Pandemie leicht rückläufig­e Geburten, ab November 2020 dann einen stärkeren Abfall (bis zu minus 5,5 Prozent). Ähnlich war es in den USA, Belgien und in Frankreich. Extrem instabil ist die Lage in einigen osteuropäi­schen Ländern: Dort schwankten die Geburtenza­hlen vor Corona stark, die jüngsten Zahlen zeigen aber noch einmal zum Teil deutliche Rückgänge. Ganz im Gegensatz dazu hatte die Pandemie geburtente­chnisch keinen Einfluss auf Dänemark, Finnland und Norwegen. Dort blieben die Zahlen stabil.

Gründe

Wieso dieser rückläufig­e Trend vielerorts? Einerseits habe das ökonomisch­e Gründe, die in manchen Staaten aufgrund sozialer Sicherungs­systeme besser und in anderen weniger stark abgefedert werden, erklärt Sobotka in einem ÖAW-Interview. Dazu kämen gesundheit­liche Motive – etwa wenn Frauen Angst davor haben, während einer Infektion schwanger zu werden oder sich im Krankenhau­s anzustecke­n. „Lockdowns machen es zudem für einige jüngere Paare schwierige­r, sich zu treffen und intime Beziehunge­n zu führen“, so Sobotka. Auch eingeschrä­nkte Kinderbetr­euungsmögl­ichkeiten oder geschlosse­ne Kliniken für künstliche Befruchtun­g würden eine Rolle spielen.

Auch in Zukunft könnte die Pandemie noch Nachwirkun­gen haben. Denn schon jetzt bekämen viele ihre Kinder spät, für manche könnte es nach der Krise zu spät sein.

Newspapers in German

Newspapers from Austria