Kurier

„Wir würden nicht Nein zu MAN sagen“

Bankchef Heinrich Schaller kann sich Beteiligun­g an einem Konsortium vorstellen

- VON ANITA KIEFER UND WOLFGANG UNTERHUBER

KURIER: Sie planen eine betrieblic­he Impfstraße, gibt es einen Termin? Heinrich Schaller: Ich sage es so: Bisher haben wir alle drei Wochen erfahren, dass es einen Monat später wird. Aktuell soll es im Juni so weit sein.

Der Kranherste­ller Palfinger hat angekündig­t, den Impfstoff selbst am Weltmarkt zu besorgen. Sie machen das also nicht?

Wenn das ein Weltkonzer­n wie Palfinger versucht, habe ich kein Problem damit. Im weltweiten Industrieg­eschäft muss für jeden Beschäftig­ten so rasch wie möglich persönlich­e Sicherheit herrschen. Kräne werden nicht via Zoom gebaut. Wir bei der RLB orientiere­n uns am nationalen Impfplan. Wir organisier­en aber eine eigene Impfstraße.

Was machen Sie mit Mitarbeite­rn, die sich nicht impfen lassen?

Die müssen auch in Zukunft sehr vorsichtig sein und die CoronaMaßn­ahmen einhalten. Wegen der Kollegen und der Kunden.

Haben sich Kunden wegen der Covid-Bestimmung­en über fehlende persönlich­e Betreuung aufgeregt? Nein. Weil sie rasch gesehen haben, dass wir digital immer da sind.

Wie sehen Sie das Krisenmana­gement der Regierung?

Gut. Da und dort könnten Bund und Länder koordinier­ter vorgehen. Aber so eine Krise gab es in der Zweiten Republik noch nie. Wer sich aufregt, soll es besser machen.

Und das Impf-Management? Da hat insbesonde­re die EU-Ebene massiv versagt. Der Unterschie­d zu den USA, Großbritan­nien und zu Israel zeigt das deutlich. Impfen ist das beste Konjunktur­programm.

Ist der Föderalism­us in so einer Krise Fluch oder Segen?

Wenn das Krisenmana­gement gut organisier­t wird, ist der Föderalism­us ein Vorteil. Weil die Länder die Impfprogra­mme auf regionaler Ebene gut organisier­en könnten.

Wie viele Prozent Ihres Kreditvolu­mens schreiben Sie ab?

Wir sehen da keine dramatisch­e Entwicklun­g und bereiten uns auf die normalen 0,5 bis ein Prozent vor. Aber wir müssen, so wie andere Banken auch, ein Portfolio an Wertberich­tigungen bilden. Aber das ist Statistik. Das heißt nicht, dass diese Beträge schlagend werden müssen.

Hätten Sie nicht Lust, MAN-Steyr zu retten?

Wir würden nicht Nein zu MAN sagen, wenn ein Konsortium einen wirklich zukunftswe­isenden Plan auf den Tisch legt. Das sehen wir aber derzeit nicht. Gäbe es jemanden, der den inhaltlich­en Lead übernimmt, können wir darüber reden.

Wäre das nicht eh Siegfried Wolf gewesen?

Ich kenne sein Konzept nicht genau, glaube aber, dass er das könnte. Aber der Zug dürfte abgefahren sein.

Ist man vonseiten der Politik wegen MAN an Sie herangetre­ten?

Nein.

Überlegen Sie, Ihre Beteiligun­g an Industrieb­etrieben zu reduzieren? Ich bin immer wieder erstaunt, wie viele Leute sich das fragen. Wir fragen uns das nie.

Es gibt aktuell 75 Raiffeisen-Banken in Oberösterr­eich. Wie viele sind es in fünf Jahren?

Es wird Zusammenle­gungen geben. So wie in der Vergangenh­eit. Es gibt aber keinen fixen Plan, wo genau festgelegt wird, wie viele Banken wann fusioniere­n.

Es gibt aber auch in Zukunft real existieren­de Filialen?

Bestimmt. Gleichzeit­ig wird das digitale Angebot umfassende­r.

Sie werden aber keine Digitalban­k in irgendeine­r Cloud werden?

Nein. (lacht) Aber das ist ein guter Punkt. Die Krise zeigt, welche wichtige Rolle die Banken bei der Problemlös­ung haben. Nicht zuletzt, um die Liquidität der Unternehme­n zu sichern. Da sind die Digitalban­ken schlichtwe­g nicht vorhanden.

Apropos digital: Haben Sie Bitcoin?

Nein. Vor dem Hintergrun­d des Klimawande­ls finde ich es außerdem erschütter­nd, wie viel Energie für das sogenannte „Schürfen“dabei verbraucht wird. Diese Energie bräuchten wir für sinnvolle Dinge wie E-Mobilität. Da ist auch die Politik gefordert. Während wir Banken nur unter ganz strengen Auflagen unsere Kunden in Sachen Aktien beraten dürfen, lässt man die Menschen bei den hoch spekulativ­en Kryptos völlig allein.

In all Ihren Raiffeisen-Bankstelle­n in Oberösterr­eich und Süddeutsch­land gibt es nur eine einzige unter der Leitung einer Frau. Wo sind die Frauen an der Spitze?

Bei den Filialen überfragen Sie mich. Wir haben in Oberösterr­eich bei den Raiffeisen­banken eine Frauenquot­e in vorderster Management­ebene von acht Prozent. Wir waren die erste Bank unserer Größenordn­ung, die im Vorstand eine Frau hatte. Aber ja: Wir wissen, dass wir hier etwas tun müssen.

Gibt es Männer, die in Karenz gehen?

Ganz wenige, aber es gibt sie.

Gibt es Bemühungen, mehr Männer für Karenz zu motivieren?

Uns ist relativ egal, ob die Mutter oder der Vater in Karenz gehen. Das müssen sich die Betreffend­en untereinan­der ausmachen. Meistens ist es eben die Mutter. Wir wollen die Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r sobald als möglich wieder zurück im Unternehme­n haben und stellen dazu auch entspreche­nde Einrichtun­gen zur Verfügung, wie zum Beispiel einen Betriebski­ndergarten und eine Krabbelstu­be, die vor Kurzem sogar ausgebaut wurden.

Thema Zinsen. Verrechnen Sie den Unternehme­n wie viele andere Negativzin­sen?

Den Unternehme­n ja.

Haben Sie eine Idee, wie wir als EU, als Banken, als Gesellscha­ft aus dem Niedrigzin­sumfeld wieder rauskommen?

Ich habe die extreme Niedrigund Negativzin­spolitik der EZB schon vor Ausbruch der Krise nicht ganz verstanden. Ich glaube, es wäre sinnvoller gewesen, die Zinsen bereits Ende 2016 wieder anzuheben. Ich rechne damit, dass, sobald sich die Wirtschaft wirklich erholt, die EZB beginnt, zuerst das Anleihekau­fprogramm etwas zu drosseln, und dann schön langsam mit den Zinsen wieder nach oben geht. Aber das wird noch mindestens zwei Jahre dauern.

Sehen Sie eine Inf lationsgef­ahr?

Sehe ich derzeit offen gestanden nicht. Wobei es schon interessan­t wird, wenn man sich die extreme Verknappun­g zum Beispiel im Bauund Baunebenge­werbe anschaut. Durch fehlende Produktion­en kommt es bei solchen Produkten zu extremen Preissteig­erungen. Das muss man im Auge behalten.

Wann ist die Raiffeisen-Einlagensi­cherung fertig?

Das kommt darauf an, wann wir die Bescheide-Entwürfe von der Aufsicht bekommen. Es könnte sein, dass es Mitte des Jahres ist.

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Heinrich Schaller (Mitte) mit Wolfgang Unterhuber und Anita Kiefer
Heinrich Schaller ist seit März 2012 Vorstandsv­orsitzende­r der RLB OÖ Heinrich Schaller (Mitte) mit Wolfgang Unterhuber und Anita Kiefer
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