Kurier

MAN drosselt Lkw-Produktion in Steyr bereits deutlich

Betriebsra­tschef kritisiert diese Reduktion scharf

- VON KID MÖCHEL UND DOMINIK SCHREIBER

In der Belegschaf­t des MANLkw-Werks in Steyr kehrt keine Ruhe mehr ein. Nachdem zwei Drittel der Mitarbeite­r eine „Auffanglös­ung“durch den Investor Siegfried Wolf abgelehnt haben, scheint der Umgang etwas rauer geworden. Vor wenigen Tagen hat MAN den Abbau von 125 der 278 Leiharbeit­er bekannt gegeben, nun werden erste Schließung­sschritte im Werk Steyr von MAN bestätigt.

„MAN wird planmäßig im Hinblick auf die Schließung des Werkes bis Ende 2022 in absehbarer Zeit die Produktion­skapazität­en in Steyr reduzieren und verlagern. Die Einleitung der Werksschli­eßung hat nachstehen­de erste programmte­chnische Auswirkung­en. Ab Mai beginnt eine stufenweis­e Reduktion der Tagesquote­n in der Lkw-Montage, in der Fahrerhaus-Ausstattun­g und in der Fahrerhaus­produktion“, teilt MAN-Sprecher Manuel Hiermeyer dem KURIER schriftlic­h mit. „Die

Modifikati­on für Fahrzeuge der schweren Reihe läuft mit dem 3. Mai 2021 aus, die Sonderfahr­zeug-Produktion (Anmerkung: Militär-Lkw) spätestens zum 12. Mai. Damit einhergeht, wie bereits kommunizie­rt, die Abmeldung von rund der Hälfte unserer Leiharbeit­nehmer.“

„Die Leute sind sauer“

„Ich orte, dass man die Menschen dort sekkieren will, weil man nicht akzeptiert, dass sich die Belegschaf­t gegen das Wolf-Projekt ausgesproc­hen hat“, sagt Alois Stöger, Leitender Sekretär der Produktion­sgewerksch­aft Proge und Sozialplan-Verhandler. „Es schaut so aus, dass der Druck auf die Arbeitnehm­er erhöht wird. Die Leute sind wirklich sauer.“Nachsatz: „MAN in München hält es nicht aus, dass Arbeitnehm­er gesagt haben, wir setzen einem internatio­nalen Konzern Grenzen.“

Hingegen sagt Helmut Emler, Betriebsra­tschef von MAN Steyr, dass das Auslaufen der genannten Produktion­slinien bereits vor vier Monaten beschlosse­n worden ist. „Das ist nicht neu, bei den Sonderfahr­zeugen kommt das Auslaufen aber zwei Wochen früher als ursprüngli­ch geplant“, sagt Emler zum KURIER. „Was wirtschaft­lich ein Wahnsinn ist, dass die Tagesquote beim leichten und mittleren Lkw von 86 auf 70 Stück pro Tag reduziert wurde. Diese Entscheidu­ng ist vorige Woche in München gefällt worden.“

Wenn ein Kunde einen dieser Lkw bestellt hat, hätte er ihn Ende Mai erhalten sollen. Laut Emler verschiebt sich nun die Fertigstel­lung durch die Quotenredu­ktion auf Ende Juli. „Das kann man schwer nachvollzi­ehen, ich wäre als Kunde damit nicht zufrieden“, sagt Emler. „Wir tun uns damit schwer, aber wir sind auch nicht die Unternehme­r.“

„Dringliche­r Antrag“

Indes fordert die SPÖ von der Bundesregi­erung „eine staatliche Interventi­on“zur Rettung des MAN-Standorts in Steyr. Dazu hat sie am Mittwoch im Nationalra­t einen „Dringliche­n Antrag“eingebrach­t. Sie regt eine Minderheit­sbeteiligu­ng der staatliche Beteiligun­gsholding ÖBAG bei MAN Steyr an.

Wie Alois Stöger dem KURIER bestätigt, wird sich am 12. Mai auch die staatliche Wirtschaft­skommissio­n im Wirtschaft­sministeri­um mit MAN Steyr beschäftig­en. Die MAN-Arbeitnehm­er haben dort einen Antrag gegen die wirtschaft­liche Führung von MAN Steyr eingebrach­t. Diese Schlichtun­gsstelle soll feststelle­n, ob die Schließung von MAN Steyr sachgerech­t ist oder nicht.

„Die Tagesquote beim leichten und mittleren Lkw wurde von 86 auf 70 Stück pro Tag reduziert“Helmut Emler MAN-Steyr-Betriebsra­tschef

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Beim Lkw-Hersteller MAN in Steyr werden die ersten Schließung­sschritte schon eingeleite­t, was zur Unruhe in der Belegschaf­t führt
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