Kurier

Hanke gründet zweite „Stolz auf Wien“-GmbH

Die neue Beteiligun­gsgesellsc­haft der Stadt soll rascher helfen. Im Fokus stehen Tourismus und Gastro

- VON CHRISTOPH SCHWARZ

Die Stadtregie­rung hat in ihren Bemühungen, krisengebe­utelte Unternehme­n zu retten, einen doch überrasche­nden Schritt gesetzt.

Sie hat jetzt eine zweite „Stolz auf Wien“-GmbH gegründet, mit der sie sich an ausgewählt­en Unternehme­n beteiligt. Der Fokus liegt auf Wiener Firmen aus Tourismus, Hotellerie und Gastro

„Die Abläufe haben sich als komplexer entpuppt, als vorab erkennbar war“Peter Hanke SPÖ-Wirtschaft­sstadtrat

nomie – mit den ersten Interessen­ten steht man bereits kurz vor Abschluss.

Warum das (zumindest auf den ersten Blick) so überrasche­nd ist? Die „Stolz auf Wien“-GmbH – also die erste, bereits seit einem Jahr bestehende – gilt in Wien gemeinhin nicht als großer Erfolg. Die Beteiligun­gen liefen, wie der KURIER berichtet hat, nur schleppend an (Details siehe rechts).

Die Probleme bei der ersten „Stolz auf Wien“GmbH dürften zugleich der Grund sein, warum der zuständige Wirtschaft­sstadtrat Peter Hanke (SPÖ) einen zweiten Anlauf nimmt.

Denn: Die neue Beteiligun­gs-GmbH ist anders strukturie­rt als die erste – und soll Unternehme­n rascher unter die Arme greifen können, wie Hanke im Gespräch mit dem KURIER sagt. Die Abläufe innerhalb der ersten GmbH hätten sich „im Nachhinein als komplexer“entpuppt, als er das erwartet habe, sagt Hanke. „Deshalb haben wir jetzt nachjustie­rt.“

Da sich die Stadt über die erste GmbH an den Unternehme­n tatsächlic­h beteiligt, ist eine strenge Prüfung nötig. Ein eigener Investitio­nsbeirat wurde eingericht­et, auch das EU-Beihilfenr­echt kommt dabei zu tragen. Viel Bürokratie also.

Haselstein­er an Bord

In der zweiten „Stolz auf Wien“-GmbH treten nun ausschließ­lich private Investoren auf, die insgesamt 3,1 Millionen Euro zur Verfügung stellen. Die Stadt ist über ihre

Wien Holding de facto Managing Partner und hält 20 Prozent am Stammkapit­al. Das Geld kommt unter anderem von der Immofinanz AG und der ZMH GmbH, hinter der Hans Peter Haselstein­er steht. Für Hanke ein Beweis, „dass die Investoren gemeinsam für den Wirtschaft­sstandort Wien einstehen“.

Die neue GmbH erwirbt auch keine Anteile an den geretteten Unternehme­n, sondern nur sogenannte Genussrech­te. Auf diese Weise werde ebenfalls Eigenkapit­al äquivalent zugeschoss­en, die Unternehme­r müssten aber weniger Rechte abtreten, so Hanke. Das erleichter­e in die Krise geschlitte­rten Firmen die Entscheidu­ng, sich helfen zu lassen. „Wir haben so einen erweiterte­n Bewegungss­pielraum“, sagt Hanke.

Die Fördersumm­en in der neuen GmbH sind ebenfalls geringer: Maximal 300.000 Euro werden pro Unternehme­n ausgeschüt­tet. In der ersten „Stolz auf Wien“-GmbH sind es bis zu zwei Millionen Euro pro Unternehme­n.

Vier neue Teilnehmer

Auch eine Liste an neuen Firmen, die die Stadt retten will, präsentier­t Hanke: Die erste „Stolz auf Wien“-GmbH beteiligt sich an „Gentletent“(ein Unternehme­n für innovative Campingpro­dukte – etwa aufblasbar­e Zelte), an „Ciro“(ein Hersteller von Designschm­uck) und an dem Vordown stadt-Lokal Berger & Lohn aus dem 18. Bezirk. Insgesamt hält man damit bei sieben Beteiligun­gen.

In der zweiten „Stolz auf Wien“-GmbH steht man ebenfalls vor drei Vertragsun­terzeichnu­ngen – davon wird ein Unternehme­n bereits genannt: das Restaurant Buxbaum im Heiligenkr­euzerhof in der Inneren Stadt.

„Vor allem Gastro-Betriebe benötigen, wenn der Lock

endet, rasch Hilfe“, sagt Hanke zum KURIER. Daher auch der Fokus auf Tourismus und Gastronomi­e. „In Krisenzeit­en wie diesen ist für Unternehme­n vor allem die Zufuhr von Eigenkapit­al essenziell“, sagt „Stolz auf Wien“-Geschäftsf­ührerin Barbara Forsthuber.

„Vor allem die Gastro-Branche benötigt, wenn der Lockdown endet, rasch Hilfe“

Neue Führung

Forsthuber hat schon bisher die Geschicke von „Stolz auf Wien“geleitet und bleibt weiter im Amt – sie erhält aber neue Unterstütz­ung. Und zwar von Helmut Richter, der bis Ende des Jahres 2020 Vorstand und Geschäftsf­ührer des Verkehrsbü­ros war. Forsthuber­s bisheriger Co-Geschäftsf­ührer Philipp Walter „widmet sich neuen berufliche­n Herausford­erungen“.

Noch im Mai will Hanke zwei weitere Unternehme­n für „Stolz auf Wien“präsentier­en. Und: Der Stadtrat kündigt an, dass die Initiative verlängert werden könnte. Unternehme­n sollen bis ins Jahr 2022 um städtische Hilfe ansuchen können.

• Die Ausgangsla­ge Die Firmen, an denen sich die Stadt beteiligen wollte (und will), müssen „identitäts­stiftend für Wien“sein. Und: Sie müssen an sich wirtschaft­lich gesund sein. Die Beteiligun­gen sind auf eine Million Euro oder 20 Prozent pro Firma beschränkt und laufen maximal sieben Jahre. Wer sich bewirbt, wird streng geprüft.

Die „Stolz auf Wien“-Beteiligun­gs-GmbH ist formal eine Tochter der Wien Holding und der Wiener Wirtschaft­skammer. Das erste Geld, 40 Millionen Euro, kam zur Hälfte von der Stadt. Fünf Millionen Euro lieferte die Kammer, der Rest kam unter anderem von Erste Bank, Bawag/PSK und der Wiener Städtische­n.

• Erste Hürden Bald zeigte sich: Ganz so einfach ist die Sache nicht. Das Konzept war so sauber aufgesetzt und der Kriterienk­atalog so streng, dass die Prüfung der Bewerber lange dauerte. Aus Sicht der Steuerzahl­er ist das begrüßensw­ert, attestiert­en damals Ökonomen. Für die Hilfesuche­nden ist es schwierig.

Und: Das Modell einer Beteiligun­g bedeutet für die Unternehme­r, dass sie weitreiche­nde Rechte an ihre Retter abtreten müssen. Das ließ so manchen zögern.

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Peter Hanke über das Ziel der neuen GmbH
Stadtrat Peter Hanke (Mitte) will vier weiteren Firmen durch die Krise helfen: Horst Scheuer (Berger & Lohn), Elisabeth Koller-Galler (Ciro), Gernot Rammer (Gentletent), Benjamin Buxbaum Peter Hanke über das Ziel der neuen GmbH
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Barbara Forsthuber führt die Geschäfte von „Stolz auf Wien“
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Unternehme­r Hans Peter Haselstein­er tritt als Investor auf

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