Kurier

Ein Prüfbegehr und 47 Fragen

Die ÖVP will den Bundesrech­nungshof einschalte­n und kritisiert SPÖ-Verein

- VON STEFANIE RACHBAUER

Die Wiener ÖVP hat sich im Vorfeld des heutigen, von ihr initiierte­n Sondergeme­inderats kräftig aufmunitio­niert. Anlass für die Sitzung sind hoch dotierte Ausschreib­ungen durch den städtische­n Gesundheit­sverbund. Im Zentrum stehen umstritten­e Ankäufe von ComputerTo­mografen für die Gemeindesp­itäler.

Der Vorwurf: Die Ausschreib­ung sei auf Geräte des Siemens-Konzerns – der ein Naheverhäl­tnis zur Wiener SPÖ habe –, zugeschnit­ten gewesen. Der Gesundheit­sverbund dementiert, dass parteipoli­tische Überlegung­en eine Rolle spielten.

Die ÖVP wünscht sich jetzt, dass der Bundesrech­nungshof die Beschaffun­gen prüft. Das haben Klubchef

Markus Wölbitsch und nicht amtsführen­de Stadträtin Bernadette Arnoldner bekannt gegeben. Da für einen entspreche­nden Antrag 33 Gemeinderä­te nötig sind, die ÖVP aber nur 22 Mandate hat, wirbt man in anderen Parteien um Unterstütz­ung. Warum nicht einfach der Stadtrechn­ungshof aktiviert wird? Der Bundesrech­nungshof habe bei dem Thema „wichtiges Know-how“, so die ÖVP.

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Einen anderen Fall von „roter Freunderlw­irtschaft“, wie es die ÖVP nennt, wird Mandatarin Caroline Hungerländ­er thematisie­ren. Sie hat eine ganze Reihe von Vorwürfen zusammenge­tragen, die sich allesamt um den SPÖnahen Verein „Zeit!Raum Österreich“und seinen Wiener Ableger drehen. Hungerländ­er lastet ihnen Geschäftem­acherei in SPÖ-Kreisen an. Die „Zeit!Raum“-Vereine machen

Kinder- und Jugendarbe­it. Obfrau in Wien und im österreich­weiten Verein ist Elfriede Novak, rote Bezirksrät­in in Penzing. Geschäftsf­ührer des österreich­weiten Vereins ist Reinhold Eckhardt : Er hat auch bei den Kinderfreu­nden mehrere Funktionen.

Der Wiener Verein hat laut ÖVP über seinen Jugendtref­f in der Polgarstra­ße im Sommer eine Reise für Jugendlich­e an den Faaker See organisier­t. Gefördert worden sei sie vom 22. Bezirk, dessen Vorsteher SPÖ-Mann Ernst

Nevrivy ist. Die Jugendlich­en hätten ausgerechn­et in einem Kinderfreu­nde-Hotel genächtigt, so die ÖVP. Das sei pikant, weil Eckhardt Geschäftsf­ührer dieses Hotels ist. Für die ÖVP heißt das: Nevrivy finanziere aus Bezirksgel­d über „Zeit!Raum Wien“eine SPÖ-Vorfeldorg­anisation.

Auch Eckhard soll profitiere­n – und zwar über die Essensvers­orgung von Kindergärt­en: „Zeit!Raum Österreich“ist Eigentümer des Kindergart­enbetreibe­rs „Fun & Care“. Geschäftsf­ührer ist auch dort Eckhardt. Und nicht nur dort: Er führt auch die Geschäfte jener Firma, die die vier „Fun & Care“Kindergärt­en in Wien mit Essen beliefert: der Culina Sana GmbH. Eckhard beschäftig­e über öffentlich geförderte Kindergärt­en sein eigenes Unternehme­n, so die ÖVP.

Hungerländ­er hat wegen dieser Vorgänge eine Anfrage mit 47 Fragen an Vizebürger­meister Christoph Wiederkehr (Neos) gestellt. „Dieser rote Sumpf muss trockengel­egt werden“, sagt sie.

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Ein weiterer Sondergeme­inderat findet heute auf Betreiben der FPÖ statt. Sie fordert jetzt einen Wiederauf bauplan nach dem „Dauerlockd­own“. Hätte Bürgermeis­ter Michael Ludwig (SPÖ) eher reagiert und Spitalkapa­zitäten aufgestock­t, gebe es den aktuellen Lockdown nicht, sagt Parteichef Dominik Nepp.

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Hungerländ­er: „Der rote Sumpf muss trockengel­egt werden“
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Nepp: „Ludwig hätte Spitalskap­azitäten ausbauen müssen“

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